Aus Skeptikern werden glühende Liebhaber

TRIER. 200 Weinfreunde aus dem In- und Ausland schnalzten mit der Zunge. Die regionalen Vertreter des Verbandes der Prädikatsweingüter tischten ihre Kollektion auf.

 "Komm, schenk mein Glas noch einmal ein, mit diesem edlen jungen Wein!" Wilhelm Haag kommt der Aufforderung von Stuart Pigott (links) gerne nach.Foto: Clemens Beckmann

"Komm, schenk mein Glas noch einmal ein, mit diesem edlen jungen Wein!" Wilhelm Haag kommt der Aufforderung von Stuart Pigott (links) gerne nach.Foto: Clemens Beckmann

Von Travemünde über Lübeck nach Trier: Burghard Dohn, Thomas Mittrenga und Bernd Schweers haben die Reise vom Ostsee-Strand an die Mosel gerne unternommen, denn edler Riesling wartet in den Räumen der Industrie- und Handelskammer auf sie. Die drei Golfer sind Fans des Weins von Mosel, Saar und Ruwer. Der Betreiber des Restaurants auf dem Gelände des Golf-Clubs Travemünde hat das Trio auf die Reise zur Riesling-Präsentation des Großen Rings geschickt. Leicht habe es der Riesling in dem Restaurant nicht, geben sie zu. "Auch der Wein ist der Mode unterworfen", erzählt Dohn. Zur Zeit lägen säurearme Weine im Trend. Um im hohen Norden Riesling an den Mann oder an die Frau zu bringen, seien einige Anstrengungen nötig. Die drei Männer wissen den Riesling jedenfalls zu schätzen. "Wenn man sieht, wie sich die Winzer in der Steillage abrackern, sind die Preise gerechtfertigt", sagt Bernd Schweers. Apropos Preise: Natürlich liegen die Weine der VDP-Winzer in einem Bereich, von dem andere Berufskollegen nur träumen können. Allerdings ist der Aufwand der Ring-Mitglieder groß, ihr Hektarertrag im Vergleich gering. Für Harald Ecker gibt es deshalb nur eine Erkenntnis. "Im Vergleich sind die Weine preiswert." Der Rechtsanwalt aus Saarbrücken, der nebenbei für Wein-Zeitschriften arbeitet, hat Vergleichsmöglichkeiten. Seine Fachgebiete sind neben Mosel-Saar-Ruwer die Rotwein-Hochburgen Bordeaux und Burgund. Den Bordeaux hält er ganz einfach für "maßlos überteuert". Zum Mosel-Riesling hat er ein erstklassiges Verhältnis: "Die lieblichen und edelsüßen Weine sind auf der ganzen Welt unschlagbar." Positiv überrascht haben ihn auch die trockenen Weine aus dem Jahrgang 2002. Nik Weis: Kunde honoriert die Anstrengungen

Auch für den berühmten englischen Weinautor Stuart Pigott ist der Riesling das Maß aller Weißwein-Dinge. "Es gibt einen Riesling-Boom - allerdings mehr außerhalb von Deutschland", sagt er. In den Köpfen der Menschen habe eine "große Veränderung" stattgefunden. Pigott: "Die Skepsis gegenüber dem Riesling ist weg." Für die Mehrheit der deutschen Weintrinker gelte dies nicht. "Sie wollen nicht wahr haben, dass der Wein so toll ist", sagt Pigott. Bei ihnen habe Riesling immer noch ein schlechtes Image. Die VDP-Winzer können nicht klagen. "Der Absatz läuft sehr, sehr gut", erzählt Nik Weis, Chef des Weingutes St. Urbanshof (Leiwen). Er stellt den Riesling gar nicht in den Vordergrund. Der Herr über 32 Hektar Weinberge attestiert dem Anbaugebiet einen "Qualitätsboom". Diese Anstrengungen honoriere der Kunde. Wilhelm Haag, Vorsitzender des Großen Rings und in der Welt des Weines bewandert wie kaum ein anderer Zeitgenosse, kommentiert das Alleinstellungs-Merkmal des Rieslings gewohnt humorvoll: "Mit wenig Alkohol ein Maul von Wein. Das gibt es nirgendwo sonst auf der Welt." Ein wichtiges Exportland waren und sind für die VDP-Winzer die USA. Die jüngsten politischen Wirren zwischen beiden Ländern habe der Liebe der Amerikaner zum Riesling nichts anhaben können, berichtet Haag. "Auch der Wechselkurs nicht", fügt er an. Immerhin habe der dazu geführt, dass deutscher Wein in den Staaten in den vergangenen acht bis neun Monaten um 30 Prozent teurer geworden sei. Doch der 2002er setzte nahtlos dort an, wo der 2001er aufgehört habe. Haag: "Der Mosel-Riesling hat in den USA ein gutes Image."

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