Aus acht Mitgliedern wurden 400

Trier · Spaß am Basteln und Tüfteln - und nebenbei die Umwelt schonen: Die 400 Mitglieder des Trierer Solarvereins treibt seit 20 Jahren keine prüde Verzichtskultur an, sondern die Lust, aktiv und neugierig eine Zukunftstechnik zu gestalten. Mit einer Konferenz und einem Abendessen hat die Gruppierung Geburtstag gefeiert.

 Sonnige Gemüter: Der Vorsitzende des Solarvereins Matthias Gebauer (Dritter von rechts) feiert Jubiläum mit vielen Gästen und den ersten Inhabern der Solarführerscheine. TV-Foto: Frank Göbel

Sonnige Gemüter: Der Vorsitzende des Solarvereins Matthias Gebauer (Dritter von rechts) feiert Jubiläum mit vielen Gästen und den ersten Inhabern der Solarführerscheine. TV-Foto: Frank Göbel

Foto: Frank Goebel (fgg) ("TV-Upload Goebel"

Trier. Der Trierer Solarverein (eigentlich: "Verein zur Förderung erneuerbarer Energien in der Region Trier") ist 20 Jahre alt geworden. Zur Feier im Robert Schuman Haus war unter anderem die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke angereist. Dass die Region Trier mit einem Anteil von fast 40 Prozent am Gesamtmix europaweit Spitzenreiter bei der Nutzung erneuerbarer Energien ist, dazu hätten die im Solarverein Trier engagierten Bürger entscheidend beigetragen, sagte die Grünen-Politikerin. Der gesellige Abend war der Mittelpunkt einer zweitägigen Konferenz, mit der der Verein das runde Jubiläum gefeiert hat. Neben Vorträgen und Podiumsdiskussionen standen auch handfeste Workshops auf dem Programm. Veranstaltet wurden diese in der Hochschule, die einer der wichtigsten Kooperationspartner des Vereins ist.
Der Zusammenschluss von rund 400 Mitgliedern wurde vor zwanzig Jahren von acht Menschen begründet, die fanden, "dass man etwas tun muss", wie sich der Vorsitzende Matthias Gebauer erinnert: Der Klimawandel zeichnete sich damals langsam ab, und dass die Öl- und Gasvorräte nicht unendlich sind, war schon länger klar. "In Österreich bekam ich Kontakt zu einer Initiative von Ökofreaks, Technikern und Handwerkern, die angefangen haben, in Eigenregie Solaranlagen zu bauen", erinnert sich Gebauer - und daran, wie beeindruckend effizient die Idee weitergegeben wurde: Bald seien rund 80 000 solarthermische Anlagen in Österreich entstanden, "indem die Bauherren Hammer, Säge und Rohre zur Hand genommen haben."
Bald wurde die Hilfe zur Selbsthilfe auch nach Deutschland importiert: Der Solarverein gibt seither vor allem Tipps zu Planung, Bau und Betrieb einer Solaranlage. Das einfache Prinzip der Solarthermie, bei dem die Wärme der Sonne für Heizung und Warmwasser nutzbar gemacht wird, komme dem Heimwerker sehr entgegen, erklärt Gebauer - anders als bei der Photovoltaik, wo Sonnenenergie in elektrischen Strom umgewandelt wird. Dennoch berge auch die Solarthermie Tücken, sagt der Vereinsvorsitzende: "Die Feinjustierung einer Heizungsanlage ist ohnehin ein aufwendiger Prozess!" Doch gerade bei Einbau einer Solaranlage durch eine Firma bekämen die Eigner selten mehr als eine knappe Einweisung. Damit Fehlfunktionen oder Minderleistungen einer Solaranlage erkannt und sogar in Eigenregie behoben werden können, bietet der Verein darum fachkundige Schulungen zum Thema an. Die ersten 15 "Solarführerscheine" wurden ebenfalls im Laufe der Jubiläumsfeier überreicht.
Otto Schmitz aus Riol fühlte sich von seiner Heizungsfirma "hängengelassen", als er plötzlich wieder viel mehr Heizöl verbrauchte. Nach der Schulung durch den Solarverein hat er nicht nur einen Defekt in seiner Anlage beseitigen, sondern sie generell optimieren können. Auch Albrecht Classen hat den Solarführerschein gemacht: Obwohl er schon einiges an Know-how besitzt, habe ihm der Kurs durchaus viel gebracht. "Als die Frage aufkam, ob sich der Einbau der Anlage finanziell lohnt, fragte mich ein Heizungsbauer, wie alt ich denn werden will", erinnert sich Classen lächelnd - dabei stünden für ihn ganz andere Aspekte im Vordergrund: Zunächst einmal "die Erforschung und Optimierung der Technik, auch in dem Sinne, die Schöpfung möglichst gut zu bewahren." Zudem haber er aber auch schlicht Spaß am Basteln: "Andere haben eine Harley, die die meiste Zeit nur in der Garage verstaubt, ich schraube an meiner Solaranlage!"

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