Aus dem "Königreich des Rieslings"

TRIER. Die Nachfrage nach gutem Riesling wächst weltweit. Dem trägt der Münchner Journalist und Buchautor Norbert Lewandowski mit der Neuerscheinung "Die größten Rieslinge der Welt" Rechnung.

Das 240 Seiten umfassende Werk versteht sich als "umfassender Wein-Guide und zugleich als hochaktuelle und elegante Hommage an den Mythos Riesling, der im 19. Jahrhundert seine erste große Blüte erlebte und nun endlich wieder entdeckt wird". Für sein Buch hat der Autor (Jahrgang 1948) die seiner Meinung nach größten Riesling-Kreszenzen der Welt ausgewählt und porträtiert. Ebenso wie die Menschen, die diese Weine erzeugen, und die Geschichte der Güter erzählt. Das "strahlende Comeback der ausdrucksvollsten Weißweinsorte der Welt" belegt Lewandowski anhand von 71 Gütern aus Deutschland, 13 aus der Wachau/Österreich, elf aus dem Elsass und einem Betrieb aus Australien. Dem "Königreich des Rieslings" - dem Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer - widmet der Autor alleine 21 Güter. Die Auflistung liest sich wie das "Who is who" des Großen Rings. Von dessen 30 Mitgliedsbetrieben fanden immerhin 17 Aufnahme in den erlauchten Kreis; die vier Nicht-VDP-Güter - Reichsgraf von Kesselstatt, Morscheid/Ruwer; Karlsmühle, Mertesdorf/Ruwer; von Schubert, Grünhaus-Mertesdorf/Ruwer, und Clemens Busch, Pünderich/Mosel - nehmen sich quantitativ recht bescheiden aus. Wie immer bei einer solchen Zusammenstellung ließe sich trefflich über die Auswahl der Riesling-Betriebe streiten. Lewandowski verteidigte seine Güter-Auslese zu Beginn der Präsentation des vinologischen Kompendiums in der Akademischen Buchhandlung Interbook in Trier mit dem Hinweis, er habe die "geschmacklichen Gesichtspunkten folgenden Auswahl-Kriterien so objektiv wie möglich" gestaltet. Das behaupten auch andere Autoren. Joël Payne und Armin Diel kommen in etwa zu gleichen Bewertungs-Ergebnissen wie Lewandowski, Gerhard Eichelmann zu teilweise entgegengesetzten Urteilen. Je nach Verfasser-Sichtweise werden interessierte Weinfreunde in die Ratlosigkeit entlassen. Norbert Lewandowski sichert seine Auflistung denn auch mit weiteren Argumenten ab. Sein "informativ-vergnügliches Riesling-Buch" stelle ein Novum dar, da er "ausschließlich Terroir-Rieslinge" in sein Werk aufgenommen habe. Überdies habe er seiner Güter-Bewertung die "langjährige Betriebsleistung zugrunde gelegt". Denn sein Ziel sei es nicht gewesen, Güter zu beschreiben, die sich "in den letzten zwei bis drei Jahren profiliert haben". Wer sich in Lewandowskis Buch vertieft, wird jedoch in Einzelfällen Ausnahmen von diesem selbst auferlegten Postulat vorfinden. Und einen bösen Ausreißer, der in diesem anspruchsvollen Buch nichts zu suchen hat. Sei's drum.Mit Sachverstand und Herzblut geschrieben

Trotz alledem überwiegen - selbst bei kritischer Betrachtungsweise - die positiven Aspekte. Sie heben das mit viel Sachverstand und Herzblut geschriebene Werk über den Durchschnitt der zahllosen Bücher, die sich dem Thema "Wein" widmen/nähern. Ein weiteres Plus: Der Autor hat sich nicht - wie nur allzu oft - des Fundus' anderer Werke bedient und damit auch nicht unreflektiert und wenig kenntnisreich Fehler in die neue Buchgeneration "gerettet". Anhängern und Erzeugern heimischer Spitzen-Rieslinge dürfte so mancher wohlige Schauder den Rücken hinunter laufen angesichts der unverhohlenen Liebeserklärung an die Top-Kreszenzen von Mosel, Saar und Ruwer ("diese außergewöhnliche Kulturlandschaft ist die eigentliche Heimat des Rieslings"). Das in der Collection Rolf Heyne erschienene Werk (ISBN 3-89910-196-0) ist im Buchhandel für 28 Euro erhältlich.

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