Aus dem Leben eines ZDF-Studioleiters

Mit Peter Frey hat die Trierer Sparkasse in diesem Jahr einen profilierten Journalisten und Hauptstadtkorrespondenten als Redner zu ihrem Forum eingeladen. Vor rund 800 Gästen sprach der Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios ("Berlin direkt") über Schwarz-Gelb, die Zukunft der SPD und die Reisen im Flugzeug von Angela Merkel.

 ZDF-Journalist Peter Frey. TV-Foto: Kim-Björn Becker

ZDF-Journalist Peter Frey. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Trier. (kbb) Kurze Sätze, prägnante Analyse - mehr als ein paar Sekunden hat er meist nicht, um dem Publikum einen komplexen Sachverhalt zu erklären: Peter Frey, Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, ist immer dann gefragt, wenn die Lage brisant ist im politischen Berlin. Als Gastredner beim Sparkassen-Forum hat Frey das, worum beim Fernsehen sonst immer alle ringen: Zeit. Mehr als eine Stunde spricht er zum Thema "Deutschland nach der Bundestagswahl - die politischen Perspektiven danach", analysiert das Wahlergebnis, seziert den Fall der deutschen Sozialdemokratie, beleuchtet die Wiederkehr der FDP als Regierungspartei. Viel politischer Sachverstand ist dabei, und diese Substanz überzeugt die knapp 800 Zuhörer in der großen Schalterhalle des Sparkassen-Gebäudes in der Theodor-Heuss-Allee. Dabei sind es vor allem die Zwischentöne des Politikbetriebs, die der Journalist aufzusaugen scheint: Gerne erzählt Frey von seinen Reisen im Regierungs-Jet von Angela Merkel - knapp 20 Journalisten begleiten die Kanzlerin auf fast jeder Auslandsreise. Die Gespräche mit Merkel sind nichts für die Nachrichten - aber sie helfen, das politische System zu verstehen. "Besonders gut erinnere ich mich an die jüngste Reise Merkels in die USA", erzählt Frey. "Sie sprach dort vor den zwei Kammern des Parlaments, wurde gefeiert und erlebte wohl einen ihrer besten Tage als Kanzlerin." Am Abend dann, der Flieger war noch in Washington auf dem Rollfeld, erreichte die deutsche Delegation die Nachricht, dass General Motors Opel wohl doch behalten wolle. "Selten habe ich so einen Stimmungswechsel erlebt, die Atmosphäre wurde schlagartig eiskalt. So ist die Politik", sagt Frey.

Diese Anekdoten und Geschichten sind das Salz in der Suppe der Politik - und der Berichterstattung darüber. Doch es gelingt dem ZDF-Journalisten auch, einen größeren Bogen zu spannen: Einen Abriss der Entwicklung des Parteiensystems liefert Frey ebenso akkurat ab wie eine Analyse der Position Deutschlands in der internationalen Politik. Dabei lässt er keinen wesentlichen Aspekt aus: von der Bildungspolitik bis zur Integration von Migranten, von Sicherheitspolitik bis zum Sozialstaat. Die große Leistung seines Vortrags ist es dabei, das alles in Beziehung zu setzen. So entsteht am Ende kein Flickenteppich aus einzelnen Gedanken, sondern ein runder Abriss der politischen Agenda.

EXTRA Zur Person Peter Frey: Geboren 1957 in Bingen, studierte Frey Politikwissenschaft, Pädagogik und Spanisch in Mainz und Madrid. Bevor er im Jahr 2001 die Leitung des ZDF-Hauptstadtstudios in Berlin übernahm, arbeitete er als Korrespondent in Washington, war Leiter der ZDF-Redaktion Außenpolitik und moderierte das "Auslandsjournal". (kbb)

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