Aus den Augen, aus dem Sinn

In den Brunnenhof gehört ein Brunnen. Darin sind sich die Trierer einig. Der Vorschlag, den Europa-Brunnen dort aufzustellen, läuft aber ins Leere: Keiner weiß, wo dieser Wasserspender abgeblieben ist.

Trier. Brunnen-Not macht erfinderisch. Nach der Wiedereröffnung des sanierten und umgestalteten Simeonstifts häufen sich die Vorschläge, wie denn der jetzt brunnen-lose Brunnenhof wieder zu einem Wasserspender kommen könnte. Und das - um den arg gebeutelten Stadtsäckel nicht noch weiter zu strapazieren - möglichst ohne großen Kostenaufwand. Bemerkenswert, dass drei "alte" Trierer völlig unabhängig voneinander auf dieselbe Idee kommen. Historikerin Beate Dorfey (Landeshauptarchiv Koblenz), Karlheinz Weiler und Manfred Maximini bringen den Europa-Brunnen ins Spiel, der früher vor der Europahalle gestanden hat. Der könne doch im Innenhof des Simeonstifts einen neuen Standort erhalten und dessen Namen endlich wieder zu neuen Ehren verhelfen. UBM-Fraktionschef Maximini hat gar eine offizielle Anfrage an OB Klaus Jensen gerichtet. Das Problem: Offenbar weiß niemand, wo der Brunnen abgeblieben ist. Als Kunst-am-Bau-Objekt entstand er vor dem Eingang der Europahalle und wurde an deren Eröffnungstag 1. Oktober 1977 in Betrieb genommen. Die 6,70 Meter hohe Brunnenstele aus gewalzten und geschweißten Stahlblechen mit Innenversteifungen geplant hatte der Trierer Künstler Dieter J. J. Sommer (heute 69) und damit den von der Stadt ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen. Kunstschmied Franz Veit (63) baute den von einer Umwälzpumpe betriebenen und illuminierbaren "Wasserspiel-Apparat" in seiner Werkstatt in Trier-Süd.Wie lange der "Europa-Brunnen" den Europahallen-Eingangsbereich zierte, ist nicht ganz klar. Spätestens mit dem Bau der Europahalle vorgelagerten Provinzial-Gebäudes 1994/95, ein Projekt des heute in Paris lebenden Rudolf M. Lederer, verschwand er von der Bildfläche - und ward nicht mehr gesehen. Fotos existieren offenbar auch nur ganz wenige. Ein klassischer Fall von "Aus den Augen - aus dem Sinn".Die Spurensuche gestaltet sich schwierig. Beim Stadt-Presseamt heißt es auf TV-Anfrage, der Brunnen sei nach seiner Demontage zum (2005 aufgegebenen) städtischen Zwischenlager beim alten Klärwerk an der Zurmaiener Straße gebracht worden "und dann verliert sich leider seine Spur. Aber unsere Recherchen sind noch nicht abgeschlossen", so Pressesprecher Ralf Frühauf.Kunstschmied Veit befürchtet "Schlimmes"

Sommer und Veit wissen ebenfalls nichts über den Verbleib ihres Werks. Veit zeigt sich "richtig traurig über die unmögliche Situation" und befürchtet Schlimmes: "Auch eine 22 Quadratmeter große Aluminium-Wand, die am Europahallen-Vorplatz angebracht war, ist verschwunden." Aber selbst wenn er wieder auftaucht, dürfte er wohl kaum als "Ersatz" für die der Brunnenhof-Sanierung zum Opfer gefallenen Mini-Fontäne infrage kommen. "Das passt stilistisch nicht", findet ein höherer Rathaus-Beamter, der nicht namentlich genannt werden möchte. Aber der Brunnen kommt: OB Jensen führt bereits fleißig Gespräche.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort