Aus für Wohnhaus hinter der Tufa

Trier · Wie das Eckgrundstück hinter der Tufa bebaut werden soll, darüber sind sich Triers Kulturdezernent und die städtische Baudezernentin uneins. Die Karten müssen neu gemischt werden - denn der Investor für ein Wohn- und Geschäftshaus hat seine Pläne ad acta gelegt.

 Noch steht an dieser Stelle Tufatopolis. Dezernent Thomas Egger würde das Areal gerne nutzen, um die Tufa zu erweitern. TV-Foto: Friedemann Vetter

Noch steht an dieser Stelle Tufatopolis. Dezernent Thomas Egger würde das Areal gerne nutzen, um die Tufa zu erweitern. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Parkhaus, Studentenappartements, Wohnen und Gewerbe: Seit mehr als zehn Jahren diskutiert die Stadtverwaltung mit wechselnden Investoren über die Zukunft des Eckgrundstücks hinter dem Kulturzentrum Tufa. Weit gediehen waren zuletzt die Gespräche zwischen Baudezernat und einem Trierer Privatinvestor, der zusammen mit dem aus Trier stammenden Stadtplaner Wolfgang Ewald ein Wohnhaus auf dem Gelände errichten wollte. Seit 2011 laufen die Verhandlungen.
Ein Lärmgutachten hatte ergeben, dass das Areal sich für Wohnbebauung eigne. Ausgemacht war, dass ein Architektenwettbewerb den besten Entwurf für den Bau des Wohn- und Geschäftshauses sichern sollte. "Es hat zwar viel Zeit benötigt, aber die Gespräche mit dem städtischen Baudezernat waren durchweg konstruktiv", sagt Mitinvestor Ewald.
Bis die Stadtverwaltung im Frühjahr plötzlich völlig neue Visionen für das Gelände entwickelte: Kulturdezernent Thomas Egger kündigte an, ein eigenes Konzept für das Areal aufstellen zu wollen (der TV berichtete). Ein An- oder Neubau zur Erweiterung der Tufa käme infrage.
Das Kulturzentrum wünscht sich seit langem zusätzliche Proberäume, der große Saal ist zu niedrig für große Bühnenbilder und Tanzaufführungen. Auch das Stadttheater könnte während der Sanierung des Gebäudes am Augustinerhof den potenziellen Tufa-Anbau als Ausweichspielort nutzen. Bis September will Dezernent Egger seine Vorstellungen für das Eckgrundstück in einem Konzept konkretisieren. Anschließend müsste dieses diskutiert und gegebenenfalls beschlossen werden.
Der Investor will so lange nicht warten - und hat seine eigenen Pläne für die Geländebebauung bei der Stadt zurückgezogen. "Der plötzliche und unerwartete Anspruch des Kulturdezernenten hat uns überrascht und dazu geführt, dass wir von unserem Vorhaben Abstand genommen haben", sagt Wolfgang Ewald. Ein Zurück gebe es nicht, auch nicht, wenn Eggers Tufa-Pläne scheitern. "Es dauert uns einfach zu lange, bis diese Entscheidung gefällt sein wird", sagt Ewald.
Sollte sich Eggers Konzept tatsächlich als nicht realisierbar erweisen, steht die Stadt erneut ohne konkrete Pläne für die Brache in bester Lage da.
Das einzige Problem ist das allerdings nicht. Denn der bisherige Investor besitzt ein Gelände in Trier-West, das die Stadt dringend für die geplante Sanierung und den Umbau des Stadtteilkerns braucht. Auch für die geplante Reaktivierung der westlichen Bahnlinie für Personenzüge wird das Areal benötigt, etwa für Zugangsflächen zum vorgesehenen Bahnhaltepunkt, eine Bushaltestelle und Parkplätze.
Der Investor wollte dieses Gelände der Stadt überlassen - im Tausch gegen das Eckgrundstück hinter der Tufa. Ein solches Tauschgeschäft ist in der Baubranche nicht unüblich, wenn Kommunen auf Privatflächen angewiesen sind. Mögliche Wertunterschiede werden dann per Gutachten festgestellt und ausgeglichen. "Diesen Geländetausch wird es nun nicht mehr geben", sagt Ewald.
Die Stadt bestätigt auf TV-Nachfrage, dass die Investoren abgesprungen sind. Wie die Stadt nun an das benötigte Gelände in Trier-West kommen will, ist offen. "In der nächsten Stadtratssitzung ist beabsichtigt, eine Satzung zum Stadtumbau Trier-West zu erlassen. Weitere Überlegungen werden in diesem Kontext geklärt", erklärt das städtische Presseamt.Meinung

Unnötige Planungspanne
Da plant das städtische Baudezernat - unter wechselnden Dezernenten - seit mehr als zehn Jahren die Bebauung des Eckgeländes hinter der Trierer Tufa, mal mit einem Wohnhaus, mal mit einem Parkhaus. Verhandelt mit einem Investor schließlich Details und sogar einen Grundstücktausch in einem wichtigen anderen Städtebauprojekt. Alles ist soweit geregelt, dass das Vorhaben dem Bauausschuss und Stadtrat vorgestellt werden kann. Und dann proklamiert Thomas Egger plötzlich, dass er als Kulturdezernent der Stadt Trier dort eigentlich etwas ganz anderes haben möchten, fordert ein halbes Jahr Planungszeit - und legt die Pläne von Baudezernat und Investor damit erst einmal auf Eis. Dabei hat Egger in der Sache durchaus Recht. Denn das Gelände bietet die so gut wie einzige Möglichkeit, die Tufa zu erweitern. Schließlich fordern die Kulturszene und das Stadttheater seit einer halben Ewigkeit zusätzliche Räume für Proben und Aufführungen. Als Kulturdezernent hätte Egger das entsprechende Konzept - auch, wenn es aus finanziellen Gründen wohl wenig Aussicht auf Umsetzung haben wird - viel früher auf den Weg bringen müssen. Das hätte nicht nur dem Baudezernat Arbeit und damit wichtige Personalressourcen gespart. Auch der Investor dürfte ordentlich gefrustet darüber sein, dass die Stadt so unzuverlässig mit ihm umspringt. Dabei ist die Stadt auf sein Gelände in Trier-West angewiesen. Mit besonderer Gesprächsbereitschaft dürfte da nun nicht mehr zu rechnen sein. Lässt der Investor es auf ein mögliches Enteignungsverfahren hinauslaufen, könnte Eggers Untätigkeit in dieser Sache die Stadt noch einmal viel Zeit und damit Geld kosten. c.wolff@volksfreund.deExtra

Zurzeit nutzt die Tufa das rückwärtige Gelände für ihr Kinderbauprojekt Tufatopolis. "Uns war jedoch immer klar, dass das nur eine Zwischenlösung ist", hat Tufa-Leiterin Teneka Beckers erklärt. Als Ausweichort hat die Stadt ein Gelände unterhalb der Europäischen Rechtsakademie angeboten, "auf das Tufatopolis zu gegebener Zeit durchaus umziehen könnte", sagt Teneka Beckers. Die Grünen fordern dagegen, dass das Kunstprojekt am jetzigen Standort bleibt und das Gelände nicht mit einem Wohnhaus bebaut wird. Das Kunstprojekt wecke nicht nur das kreative Potenzial von Kindern und Jugendlichen, es "hinterfrage auch Formen herkömmlicher Urbanität: Stadt ist nicht nur eine Ansammlung von Häusern, Straßen und Beton". Die Fläche biete einen "reizvollen Kontrast zu den üblichen durchgeplanten Spielplätzen und normierten Stadträumen". Eine Wohnbebauung würde zudem "die Gefahr massiver Einschränkungen des Kulturbetriebs der Tufa durch Anwohnerbeschwerden über Lärmbelästigung" bergen. Eine "räumliche Entwicklungsoption" der Tufa solle außerdem "unbedingt langfristig möglich bleiben", betonen die Grünen. Die SPD will stattdessen von Kulturdezernent Thomas Egger in der heutigen Sitzung des Dezernatsausschusses wissen, wie die Stadt sich "Nachnutzungskonzepte" für das Tufatopolis-Gelände vorstellt und wie die Stadtverwaltung die entsprechenden Entwicklungs- und Finanzierungschancen einschätzt. woc

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