Auserwählter des Ruhms

Mit seiner neuen Produktion "Ich! - Heine" hat das Max-Tuch-Theater in der Tufa eine vom Publikum begeistert aufgenommene Premiere gefeiert. In einer dichten Collage aus Originaltexten, Spielszenen, symbolträchtigen Bildern und Musik zeichnete die hervorragend agierende Truppe ein faszinierendes Porträt von Heinrich Heine.

Trier. Mit "Ich! - Heine" ist dem Max-Tuch-Theater ein inspirierendes Kunststück gelungen. Es verbindet intellektuellen Anspruch, Emotionalität und künstlerischen Ausdruck stimmig und wird damit dem hochgesteckten Ziel gerecht, sich der facettenreichen Persönlichkeit Heinrich Heines differenziert zu nähern. Die von Bernhard Hoffmann unter Verwendung von Originaltexten in 21 Szenen angelegte Hommage an den Dichter konzentriert sich auf dessen Aufenthalt in Paris ab 1831. Das Bühnenbild mit roten Flaggen und Beleuchtung in den Farben der Trikolore zeigt, was Heine dorthin treibt: Begeisterung für die französische Julirevolution. Nach einem Konzentration fordernden Einstieg werden die Konturen des Stücks bald klar und es entwickelt sich ein faszinierendes Panoptikum mit steigender Spannungskurve, das Heine in verschiedenen Kontexten und all seinen Ambivalenzen zeigt: Revolutionär und Salonlöwe, schwärmerischer Poet und scharfzüngiger Kritiker, flatterhafter Frauenheld, der sich schließlich bindet. Auch als sein Vaterland beschimpfender und doch schmerzlich vermissender Exilant wird Heine dargestellt. Zwar stehen anspruchsvolle Texte im Vordergrund, sie sind jedoch geschickt in mit Perspektivwechseln, Humor und tollen Regieeinfällen gespickte Spielszenen eingebettet. Die Kritiker Heines treten beispielsweise als groteske Fratzenmasken auf. Es gibt ein Kasperltheater und ein himmlisches Tribunal, das erörtert, welches Andenken an Heine bleibt. Aber auch ganz irdisch geht es zu, in der sinnlichen Liebesgeschichte mit Mathilde (Angela Seebach), den Auseinandersetzungen mit Onkel Salomon (Frauke Stöter), dessen Töchtern Amalia (Simone Busch) und Theresa (Julia Balogh) oder Mäzen Rothschild (Dirk Baethge). Alle Schauspieler glänzen durch sehr engagiertes und ausdrucksstarkes Spiel. Hervorragend besetzt ist die Hauptrolle mit Immanuel Bartz, der die eitlen arroganten, wie auch charismatischen oder depressiven Züge seines Charakters so wiedergibt, dass Heine als Mensch emotional greifbar wird. Ein Übriges tut eingeflochtene Musik von Fréderic Chopin, dem sich Heine als Seelenverwandter verbunden fühlte. Sie transportiert sehr treffend jeweilige Gefühlslagen. Was rundherum am Stück überzeugt, ist die Stimmigkeit zwischen Inhalt und Form. Zeitgemäß ist der Collageaufbau mit vielen Elementen, die eine Brücke ins Jetzt schlagen. Zu nennen sind hier zum Beispiel die Kostüme von Elke Kretzer, die Mode des 19. Jahrhunderts zitieren, das aber mit modernen Kleidungsstücken. Dies entspricht der Kernaussage: Heine ist ein Charakter, der mit seiner analytischen Gabe, seinem Mut, seinen Idealen Demokratie und Menschenrechte zeitlos und heute aktueller denn je ist.Weitere Termine: Freitag, 6., Samstag, 7., Mittwoch, 11., Freitag, 13., Samstag, 14. und Freitag, 20. Juni jeweils um 20 Uhr im kleinen Saal der Tuchfabrik.

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