Ausgebacken? Hängepartie am Hauptmarkt

TRIER. "Tote Hose" am Hauptmarkt in Trier: Kaum waren der Schwarze Ochse und der Goldene Stern ausgekernt und das Nebengebäude in der Dietrichstraße abgebrochen, rückten die Bauarbeiter schon wieder ab. Nachbarn befürchten bereits eine Investitionsruine, aber der Bauherr verspricht: Im Oktober geht's weiter.

Alles hatte so gut angefangen. Im vergangenen Frühjahr kündeten große und sich stetig füllende Schutt-Container vor den Eingangstüren das Ende einer langen Leidenszeit an. Fast drei Jahre hatten die traditionsreichen Gastronomie-Häuser Goldener Stern und Schwarzer Ochse leer gestanden. Die Entrümplung und das Entfernen überflüssiger Einbauten sollten die neue Ära einläuten, mit einer "Erlebnisbäckerei" als Hauptnutzer. Geplante Wiedereröffnung von Ochsen und Stern: Ostern 2005.Investor arbeitet an Alternativkonzept

Doch seit Juli wurde kein Arbeiter mehr auf der Baustelle gesichtet. Seither steht das Doppelhaus fast völlig entkernt da und bietet einen gespenstischen Anblick. In der Dietrichstraße klafft an der Stelle des abgerissenen Nachbarhauses, das einst Discotheken wie das legendäre "Lord's Inn" beherbergte, eine Baulücke. In der Nachbarschaft machen schon Gerüchte von einer "Pleite", einem abgesprungenen Investor die Runde. Im Rathaus ist man nicht viel schlauer: "Die Baustelle ruht und ist ordnungsgemäß gesichert", sagt Baudezernent Peter Dietze auf TV -Anfrage. "Weitere Informationen liegen uns derzeit nicht vor." Die Pianezzer Bausanierung GmbH & Co. KG (Leipzig) als Besitzer der Doppel-Immobilie tut sich schwer mit offiziellen Aussagen: "Derzeit laufen noch Vertragsverhandlungen", sagt Gesellschafter Helmut Schlax. Unabhängig von deren Ausgang kündigt er eine Fortführung des Bauprojekts in den nächsten Wochen an: "Der Rohbau wird definitiv im Oktober begonnen." Wieso Vertragsverhandlungen, wenn doch bereits ein potenzieller Hauptmieter und eine Nutzung, nämlich die Erlebnisbäckerei, gefunden und festzustehen schienen? "Wir haben in den vergangenen Wochen ein alternatives Nutzungskonzept erarbeitet", erklärt Schlax, ohne auf Einzelheiten eingehen zu wollen. Eine sehr interpretierfähige Aussage, die Vermutungen von Geschäftsleuten aus der Nachbarschaft, wonach das Thema "Erlebnis-Bäckerei" vom Tisch sei, nicht widersprechen. In etwa vier Wochen hofft Schlax, "Ross und Reiter" benennen zu können. Die eingetretene Verzögerung, so lässt der 49-Jährige durchblicken, sei keineswegs im Interesse der Pianezzer Bausanierung gewesen. Die besteht aus vier Gesellschaftern, drei davon aus der Region Trier. Schlax, der aus St. Thomas in der Eifel stammt, ist einer davon. "Wir leben vom Sanieren, Entwickeln und Verkaufen oder Vermieten denkmalgeschützter Immobilien. Einige Projekte entwickeln wir derzeit im Südwesten Deutschlands", sagt er. Der Schwarze Ochse und der Goldene Stern liegen ihm besonders am Herzen: Wir wollen und werden das so machen, wie es sich für den Trierer Hauptmarkt gehört, der einer der schönsten Plätze in Deutschland ist." Neben einer durchaus ansehnlichen Referenzliste mit einer Reihe von Objekten in Leipzig und auf der Insel Usedom präsentiert die Pianezzer-Gesellschaft auf ihrer Homepage ( www.pbs-bau.de) ihr Trierer Vorhaben als derzeit einziges aktuelles. Unabhängig von der künftigen Nutzung bleibt es nach den Worten von Schlax bei dem ursprünglich ins Auge gefassten Volumen. Gut drei Millionen Euro wollen es sich die Pianezzer-Leute kosten lassen, den Komplex an der Ecke Fleisch-/Dietrichstraße umfassend zu sanieren. Neben Geschäftsflächen - für die Bäckerei waren laut bisherigem Konzept 800 Quadratmeter in Erd- und erstem Obergeschoss plus der 250 Quadratmeter große Gewölbekeller vorgesehen - sollen in oberen Etagen Büros und hochwertige Wohnungen, teilweise mit Dachterrassen, entstehen. Als Architekt fungiert Werner Schaack (Trier). Der alte Zeitplan lässt sich nach der Hängepartie der vergangenen Wochen nicht mehr einhalten. Schlax: "Wir brauchen zwölf Monate zum Bauen." Will meinen: Eröffnung des "neuen" Ochsen und Stern frühestens im Herbst 2005.

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