Ausnahmezustand am Nadelöhr Sauerbrücke

Gleich am ersten Tag der Sperrung der Route Nationale (RN) 10 bei Wasserbillig wurde die Ausweichstrecke über die Langsurer Brücke stark frequentiert. Durch Nachbesserungen bei der Beschilderung soll zumindest ein Teil der Blechlawine aus Langsur herausgehalten werden.

 Die Langsurer Erwin Weber (links) und Heinrich Permesang machen sich ein Bild vom hohen Verkehrsaufkommen auf der Langsurer Brücke. TV-Foto: Albert Follmann

Die Langsurer Erwin Weber (links) und Heinrich Permesang machen sich ein Bild vom hohen Verkehrsaufkommen auf der Langsurer Brücke. TV-Foto: Albert Follmann

Wasserbillig/Langsur. Wie ein Magnet zog das Sauer-Örtchen Langsur gestern den Verkehr an. Ein nicht enden wollender Strom von Fahrzeugen näherte sich auf deutscher und luxemburgischer Seite. Am Nadelöhr Langsurer Sauerbrücke machten Ampeln dann phasenweise den Weg frei für die Überfahrt. Grund des Ansturms: Der stark frequentierte Abschnitt der Sauertalstrecke auf Luxemburger Seite zwischen Wasserbillig und der Auffahrt zum Grenzübergang Mesenich (A 64) ist seit gestern gesperrt (der TV berichtete mehrfach). Dort wird die RN 10 einige Meter bergseitig auf hochwassersicheres Terrain verlegt; außerdem wird der Rad- und Fußweg aus Richtung Moersdorf bis Wasserbillig weiter gebaut.Für die Dauer der Sperrung, etwa sechs Wochen, wird den Bewohnern im Langsurer Ortskern ein Vielfaches an Lärm und Abgasen zugemutet. Außerdem nimmt die Unfallgefahr in den schmalen Gassen enorm zu. "Hier wohnen sehr viele ältere Leute, die darf man jetzt keinen Augenblick mehr aus den Augen lassen", sagt Mechthild Hoffmann. Sie wohnt in der Wasserbilliger Straße und versorgt ihre Eltern. Die halten auch mal gerne ein Schwätzchen mit den Nachbarn, doch der Plausch über den Gartenzaun ist in den kommenden Wochen keine ungefährliche Sache, weiß Mechthild Hoffmann: "Hier hin und her zu spazieren ist momentan nicht möglich, viele Autofahrer kommen angerast und scheren sich nicht um Tempo 30. Dabei ist doch auch die Schule gleich um die Ecke, und hier gilt rechts vor links." Trotz aller Kritik weiß die Langsurerin aber auch, dass es zu der Umleitung über die Langsurer Brücke keine Alternative gibt: "Die Leute müssen ja irgendwie zur Arbeit."Morgens um fünf geht der Betrieb los

Einer der Hauptleidtragenden der Vollsperrung ist der 85-jährige Heinrich Permesang. Er wohnt unmittelbar an der Langsurer Brücke. Schon bei normalem Verkehr gehe "morgens um fünf der Betrieb los", jetzt aber könne man "gar nicht mehr auf die Straße". Zu Permesang hat sich Erwin Weber hinzugesellt, der als Heimatforscher den historischen Moment, an dem die kleine Langsurer Sauerbrücke sozusagen den deutsch-luxemburgischen Grenzverkehr stemmt, mit dem Fotoapparat festhalten möchte. Der starke Verkehr sei ein notwendiges, aber zeitlich begrenztes Übel, sagt Weber. Wenn die Route Nationale, und vor allem der parallel an der Sauer entlang verlaufende Rad- und Fußweg bis Wasserbillig einmal fertig sei, sei das eine "wunderbare Sache". Dafür, dass die Luxemburger sich so für den Ausbau der Strecke von Wasserbillig bis nach Echternach einsetzen, hat er dem Wasserbilliger Bürgermeister Gust Stefanetti ein Dankesschreiben geschickt. Unterdessen haben sich Stefanetti und sein Langsurer Kollege Karl-Heinrich Orth am Montagmittag in einer ersten Lagebesprechung zu Nachbesserungen bei der Beschilderung entschlossen. So soll der Blocksberg (der Weg führt zur Plateau-Route ab Wasserbillig Richtung Mompert/Echternach) für LKW ab 3,5 Tonnen gesperrt werden. Viele Fernfahrer nutzen jetzt diese nicht ungefährliche Steilstrecke. Außerdem sollen bereits in Wasserbilligerbrück Schilder darauf hinweisen, dass man auch auf der B 418 nach Echternach fahren kann, und dafür keinesfalls schon am Nadelöhr Sauerbrücke ins "Ländchen" wechseln muss. Auf jeden Fall würde das die geplagten Langsurer etwas entlasten.

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