Auszeichnung für einen Versöhner

Für seine Verdienste um das jüdische Gemeindeleben in Rheinland-Pfalz und den christlich-jüdischen Dialog ist der Trierer Gerd Voremberg (73) in der Mainzer Staatskanzlei mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden.

 Frisch mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet: Gerd Voremberg, Ehrenvorsitzender der Trierer Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenartbeit. Links Staatsministerin Malu Dreyer, die im Auftrag von Bundespräsident Horst Köhler Orden und Urkunde in Mainz überreichte. Foto: privat

Frisch mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet: Gerd Voremberg, Ehrenvorsitzender der Trierer Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenartbeit. Links Staatsministerin Malu Dreyer, die im Auftrag von Bundespräsident Horst Köhler Orden und Urkunde in Mainz überreichte. Foto: privat

Trier/Mainz. Ehrungen und Lobreden pflegt sich Gerd Voremberg sonst gerne zu entziehen. Die am Freitag von Staatsministerin Malu Dreyer überreichte Auszeichnung hat er bei aller persönlicher Bescheidenheit aber gerne entgegen genommen - "weil es mir um die Sache geht": Mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande würdigt Bundespräsident Horst Köhler die Verdienste des 73-Jährigen um das jüdische Gemeindeleben in Rheinland-Pfalz und den christlich-jüdischen Dialog.1938 Flucht vor dem Nazi-Terror

Voremberg, geboren am 18. September 1933 in Trier im Evangelischen Krankenhaus, ist den schrecklichsten Auswüchsen des Nazi-Terrors nur knapp entronnen. Wenige Wochen vor der Reichspogromnacht (9./10. November 1938) verließen er und seine Eltern Jakob und Lieselotte Voremberg ihre Heimatstadt und wanderten nach Tel Aviv aus. 1948 zählten die Vorembergs zu den 19 jüdischen Mitbürgern, die nach dem Krieg nach Trier zurückgekehrt waren. Der Vater baute seine Existenz als Rechtsanwalt neu auf; Sohn Gerd nahm mit 17 ein Studium am Institut für Bildjournalismus in München auf und arbeitete später in mehreren Redaktionen, ehe er eine kaufmännische Berufslaufbahn einschlug.1958 übernahm Voremberg die Geschäftsführung des Trierer Textilkaufhauses "Insel", das er bis 1992 als geschäftsführender Inhaber leitete. Den Verkauf an das Nachfolgeunternehmen (heute SinnLeffers) hatte er von der Übernahme seines Personals abhängig gemacht.Von 1973 bis 1998 stand Voremberg an der Spitze der jüdischen Kulturgemeinde Trier; von 1996 bis zum vergangenen Jahr war er außerdem Vize-Vorsitzender des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Rheinland-Pfalz. In dieser Funktion hatte er maßgeblichen Anteil daran, dass erstmals ein Staatsvertrag zwischen dem Landesverband und dem Land Rheinland-Pfalz abgeschlossen wurde, der das Überleben der jüdischen Gemeinden sichert und die Integration der Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion fördert. Die zuvor 80 Mitglieder zählende Trierer Judengemeinde ist durch Zuwanderung seit 1990 auf heute rund 500 Angehörige angewachsen.Retter der Wittlicher Synagoge

Die Rettung der vor dem endgültigen Verfall stehenden Wittlicher Synagoge ist vor allem Vorembergs Initiative zu verdanken. In Gesprächen mit Mainz und der Stadt Wittlich gelang es ihm, einen großen finanziellen Beitrag zur Wiederherstellung des Kulturerbes auszuhandeln.Voremberg, der mit Gattin Christel in Neu-Heiligkreuz wohnt, ist heute Ehrenvorsitzender der Trierer Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Außerdem bereist er in regelmäßigen Abständen die 40 jüdischen Friedhöfe im ehemaligen Regierungsbezirk Trier und veranlasst mit der ADD die Pflegearbeiten. Neben seinen religiös und kulturell geprägten Aktivitäten engagiert sich der passionierte Jäger im Landesjagdverband, den er viele Jahre leitete. In Gremien der Industrie- und Handelskammer gibt Gerd Voremberg sein Wissen, das er sich als Geschäftsführer erworben hat, an junge Unternehmer weiter.

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