Authentisch, ehrlich, urkomisch

Kölner Kult vom Feinsten machte in Gestalt der Kölschrocker Gerd Köster und Frank Hocker in der Tufa Station und sorgte für einen Abend, den man so schnell nicht vergisst. Authentische, ehrliche Lieder mit Texten voll Biss, Humor und Gefühl verpackt in akustische Gitarrenmusik von Blues bis Salsa begeisterten rund 100 Zuschauer.

 Gerd Köster, Frank Hocker und Matthias Kraus begeisterten mit authentischem Kölsch-Rock in der Tuchfabrik in Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Gerd Köster, Frank Hocker und Matthias Kraus begeisterten mit authentischem Kölsch-Rock in der Tuchfabrik in Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. In Köln haben sie schon vor tausenden Besuchern gespielt, hier sind sie eher Geheimtipp: Gerd Köster, ehemaliger Sänger von Schröder Roadshow und sein langjähriger musikalischer Wegbegleiter, der Gitarrist Frank Hocker.

So erleben nur rund hundert Zuschauer, denen Köster größtenteils noch mit seinem kölschen Tom Waits Projekt "The Piano has been drinking" bekannt ist, das erste Konzert der beiden in Trier, das die neue CD "Jedrisse Baby" vorstellt. Köster streicht die gewohnte Anfangslästerei über den Auftrittsort: "Iss zu schön hier, die Jejend un der Vin..." und schafft damit gleich zu Beginn Sympathie. Auch herrscht im großen Saal der Tufa die intime Atmosphäre einer verrauchten Kneipe.

Nah zum Publikum haben sich das Duo und sein zweiter Gitarrist Matthias Kraus auf Hockern in gedämpftes Licht und Qualm aus der Nebelkanone platziert, der nicht unkommentiert bleibt: "Mer spüre de Reblaus förmlich atme, so jute Luft jibb et bei uns nit." Ideale Ausgangsvoraussetzungen also für Lieder wie "Vier Wäng", die Liebeserklärung an eine zur Heimat gewordene Kneipe, "Zappsäul", um eine tragische Kölner Romanze zwischen einem "Eifeler Jung" und seiner "Prinzessin aus dem Morgenland" oder das um einen Verlierer-Typen, der angeblich alles im Griff hat.

Sie schöpfen aus dem prallen täglichen Leben, zeichnen echte, widersprüchliche Typen, beschönigen nichts, betrachten Schmerz und Tragik aber stets mit Humor.

Wurde der Blues vielleicht in Köln erfunden?



Vom schlaksigen, immer in rhythmischer Bewegung befindlichen Gerd Köster mit einer rauchigen, facettenreichen Stimme so passend interpretiert, dass man glaubt, er lebe, was er singt, provozieren die Songs abwechselnd Lach- und Melancholie-Tränen. Dass sie trotz gelegentlicher Sprachbarrieren tief in der Seele "ankommen" ist auch der fantastischen Musik zu verdanken, die Frank Hocker und Matthias Kraus aus ihren Akustikgitarren zaubern. Da illustriert temperamentvoller Salsa den coolen Typen, der "keine Frau zweimal sehen kann". Und da wird Trennungsschmerz von Blues begleitet, der grübeln lässt, ob diese Musikrichtung nicht doch in Köln entstanden ist.

Aber dort gibt's zu viel Humor, selbst bei unerträglicher Hitze, die, wie alles was Köster und Hocker begegnet, zum Liedgegenstand werden kann: "Sujar de Lätta läuf övver et Smörebröd, sudat dat Smörebröd sich eijentlich beschwere mööt". Knüller ist ein Lied, das man Moselwinzern innigst als Werbehymne ans Herz legen könnte: "Rasse un Klasse, saftich un scharf, schlank un met Kurve, sööss bei Bedarf, bewusstseinserweiternd un janz legal - olé, Riesling es cool, fuck Chardonnay!"

Nach gut zweieinhalb Stunden und zwei Zugabenblocks findet der Kölsch-Rock-Abend mit einem "Barackengospel" nach Tom Waits ein würdiges und donnernd beklatschtes Ende, das nur noch einen Wunsch offen lässt: Mehr davon in Trier!

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