Awo im Steigflug
TRIER. (DiL) Knapp drei Jahre ist es her, dass die Arbeiterwohlfahrt des Saarlands die "Konkursmasse" der heftig kriselnden Trierer Awo übernahm und dadurch vor dem drohenden Aus rettete. Inzwischen bieten die verbliebenen Einrichtungen 24 Mitarbeitern einen soliden Job - Tendenz steigend.
Vor allem das Haus im Gillenbachtal macht den neuen Besitzern Freude. Es hat sich zu einem multifunktionalen Zentrum für Tagungen und Ferienaufenthalte entwickelt. Immer mehr organisierte Behindertengruppen interessieren sich für die touristischen Möglichkeiten des behindertengerecht ausgebauten 22-Betten-Hauses über den Dächern von Trier - eine Marktlücke, die Leiter Markus Schröder zielorientiert weiter nutzen will. "Wir können hier oben alles anbieten, bis hin zum hausinternen Notrufsystem oder Spezial-Betten für bestimmte Behinderungen", berichtet Schröder. Die Nähe zur Trierer City gibt es kostenlos obendrauf. Vor allem in Holland hat sich das attraktive Angebot herumgesprochen. Auch über das Internet akquiriert man neue Gäste. Den größten Zulauf bringt allerdings die Mundpropaganda unter den Selbsthilfegruppen. Aber das Haus Gillenbachtal mit seinen 15 Mitarbeitern steht nicht nur Behinderten offen. Die Tagungsräume werden auch für Partei- oder Gewerkschaftskonferenzen genutzt. Und noch einen Trend hat Paul Quirin, Landesvorsitzender der Awo Saar, festgestellt: "Wir kriegen immer mehr Hochzeiten ins Haus." Nicht nur deshalb ist Quirin mit dem einstigen Sorgenkind Trier vollauf zufrieden. Auch die Möbelbörse hat sich gut entwickelt. Das Sozialamt der Stadt Trier nutzt die Kapazitäten, um Hilfs-Empfänger mit brauchbaren Möbeln zu versorgen und gleichzeitig Geld für teure Neu-Anschaffungen zu sparen. Die fünfköpfige Awo-Crew kümmert sich auch professionell um Entrümpelungen und Wohnungs-Auflösungen.Großes Lob für städtische Sozialbehörden
Ebenfalls nicht aus dem Trierer Angebot wegzudenken ist die Kinder-Tagesgruppe "Kinderwelt" in der Töpferstraße. Auch hier gibt es eine enge Zusammenarbeit mit den Sozialbehörden der Stadt, für die der Awo-Chef aus dem benachbarten Saarland nur lobende Worte findet und die er den "eigenen" Kommunen als Vorbild empfiehlt. Auch die gute Zusammenarbeit innerhalb der verschiedenen Trierer Wohlfahrtsverbände wird deutlich hervorgehoben. Einen klaren Schnitt hatte man seinerzeit bei den Immobilien gemacht. Die Awo gab die Pleite-Projekte im Senioren-Wohnbereich auf. "Die haben wir den Banken überlassen", sagt Quirin und schüttelt noch heute den Kopf über die ebenso teuren wie erfolglosen Experimente, die die Awo an den Rand des Ruins brachten. 1,5 Millionen Mark zahlten die Saarländer seinerzeit an den Insolvenzverwalter für die übernommenen Objekte; die Summe, die sie inzwischen zusätzlich investiert haben, dürfte noch höher liegen. Behalten hat man seinerzeit das Awo-Stammhaus, den Komplex in der Saarstraße - "aus Traditionsgründen". Dort sind inzwischen Beratungsunternehmen und ein Internet-Café als Mieter eingezogen, jüngst kam auch der "Restbestand" des Trierer Awo-Verbandes mit seinem Büro und einer Begegnungsstätte hinzu. Das Verhältnis sei "freundschaftlich", versichert Quirin. Der Verband und seine Einrichtungen haben sich stabilisiert - den Löwenanteil an dieser Entwicklung rechnet der Landes-Chef dem Leiter der Trierer Dependance, Markus Schröder, zu. Mitarbeiter früherer Awo-Tage sind in der heutigen Mannschaft nur noch vereinzelt vertreten. Den neuen Stil bringt die Awo auf eine Kurzformel: Ihre Stärke, so lautet der Slogan, sei "Solidarität und Qualität".