Baby Li zur Behandlung eingetroffen
TRIER. Dank der Hilfsbereitschaft vieler TV- Leser bleibt einem kleinen chinesischen Jungen ein trauriges Schicksal erspart. Er war mit einer Kiefer-Gaumenspalte zur Welt gekommen, doch eine Operation in China wäre für die Eltern unerschwinglich gewesen. Es wurde ihnen geraten, das Kind zu töten.
Der TV hatte Anfang April zum ersten Mal über Li berichtet und über den Trierer Hans Kaster, der durch eine Spendenaktion eine Operation des Kindes in Deutschland ermöglichen wollte. Doch warum keine Behandlung im Heimatland von Li? Das Problem ist die lückenhafte staatliche Gesundheitsversorgung in China: In einem für die Eltern erschwinglichen staatlichen Krankenhaus kann Li nicht behandelt werden - Operationen dieser Art sind dort nicht vorgesehen. Wohlhabende Chinesen - und die gibt es heute reichlich - würden so etwas in einer chinesischen Privatklinik richten lassen. Allerdings müssten sie dort zunächst einmal 30 000 bis 40 000 Euro hinblättern. Unerschwinglich für Li's Familie, die sich mit einem Monatseinkommen von rund 150 Euro durchschlagen muss. Nachdem das Kind am 26. Dezember 2002 in der Provinzstadt Shiquan Xian Shannxi mit der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte zur Welt gekommen war, rieten die Ärzte den Eltern unter der Hand, den Jungen in seinem eigenen Interesse sofort zu töten, denn "mit dieser Entstellung hat er sowieso keine Chance im Leben". Doch die Familie zögerte mit dem schrecklichen Entschluss. Wie es der Zufall dann wollte, befand sich Hans Kaster gerade auf einer Chinareise und erfuhr von dem Fall. Zurück in Trier, organisierte er über den TV eine Spendenaktion. Gleichzeitig knüpfte er Kontakt zur Uni-Klinik in Homburg/Saar, weil die Trierer Krankenhäuser Operationen dieser Art nicht an Kleinkindern vornehmen. Der Homburger Spezialist Prof. Dr. Wolfgang Spitzer war sofort bereit, Li zu operieren. Und dies zum moderaten Preis von 3000 bis 4000 Euro. Schwierigkeiten mit chinesischen Behörden
Ein erster TV -Spendenaufruf im April löste eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. Inzwischen sind über 15 000 Euro auf dem Spendenkonto 20 301 356, VB Trier, BLZ 585 601 03, Zweck "Li", eingegangen. Die Behandlung in Homburg war ursprünglich für Ende April geplant. Die Großmutter sollte den Jungen auf der weiten Reise nach Deutschland begleiten. Die junge Mutter des Kindes sah sich - nach allem was gewesen war - dieser Herausforderung nicht mehr gewachsen. Doch dies wiederum machte die chinesischen Behörden stutzig. "Wieso mit der Großmutter statt mit der Mutter nach Deutschland?", fragte die Passbehörde und zögerte mit den Ausreisevisa. Sollte die Rettungskation nun an einigen verweigerten Stempeln scheitern? Doch der Trierer gab nicht auf. Er bat die deutsche Botschaft in Peking um Hilfe. Kaster: "Die Botschaftsmitarbeiter waren sehr hilfsbereit. Sie haben mit den Behörden Kontakt aufgenommen und schließlich Bewegung in die Sache gebracht." Seit einigen Tagen sind Großmutter Jun Liu und Li nun in Trier. Sie wohnen beim Ehepaar Kaster in Kürenz. Die Trierer Kinderärztin Dr. Simone Bäumler hat Li unmittelbar nach der Ankunft untersucht und einen sehr guten Allgemeinzustand festgestellt. Am kommenden Montag. 7. Juli, wird Li in Homburg operiert. Das Baby und die Großmutter haben sich schnell an die neue Umgebung gewöhnt. Allerdings kommt die 60-jährige Jun Li aus dem Staunen nicht heraus. Für Europäer sind es oft Selbstverständlichkeiten, über die sie sich wundert: Leitungswasser, das man ohne Abkochen direkt trinken kann, bunte und saubere Hausfassaden, Schwimmbäder mit glasklarem, gefilterten Wasser. Schon bald wieder nach Hause
Noch in China hatte Frau Liu von Kaster einen Bildband über Trier erhalten - doch die Fotos der Häuser am Hauptmarkt hielt sie für retuschiert - sie glaubte es erst, als sie selbst auf dem Platz stand. Auch das "exotische Flair" Triers hat es ihr angetan, etwa wegen der vielen Schwarzafrikaner im Straßenbild - die meisten Chinesen bekommen ihr Leben lang keinen solchen zu Gesicht. Wenn die Operation gut verläuft, werden Großmutter und Enkel schon bald wieder die Heimreise antreten können. Alle Spendengelder, die nicht mehr für die Behandlung benötigt werden, sollen der Villa Kunterbunt zu Gute kommen. Hans Kaster bedankt sich im Namen von Li's Familie und bittet alle, die nach einer Spendenbescheinigung fragen, ihre komplette Anschrift auf dem Überweisungträger anzugeben.