Bagger rollen an der Kyll

Die Renaturierung der Kyll (der TV berichtete mehrfach) wird den Mündungsbereich des Eifelflusses in ein weites und an der Mosel einmaliges Flussdelta verändern. Eine einschneidende Maßnahme, die vom Landesbetrieb Mobilität ausgeführt und von Bürgern teils mit Begeisterung, teils mit Besorgnis beobachtet wird.

 Um den Straßenverkehr zu entlasten, transportieren Schiffe das bei der Renaturierung der Kyll anfallende Erdreich zum anderen Mosel-Ufer. TV-Foto: Gabriela Böhm

Um den Straßenverkehr zu entlasten, transportieren Schiffe das bei der Renaturierung der Kyll anfallende Erdreich zum anderen Mosel-Ufer. TV-Foto: Gabriela Böhm

Trier-Ehrang. Die Erdbewegungen sind gewaltig und sollen den Mündungsbereich zu einem Delta machen, das es an der Mosel bislang nicht gibt und langfristig Tieren sowie Pflanzen zugute kommen. Allerdings gibt es auch kritische Stimmen. Vor allem der landwirtschaftliche Betrieb der Familie Johaentges, die in der Nähe Felder bewirtschaftet, betrachtet die Renaturierungs-Maßnahme sehr kritisch. Man ärgere sich darüber, dass Mutterboden abgetragen werde, sagt die Seniorchefin. Zudem befürchtet man, dass durch die Ausweisung weiterer Ausgleichsflächen weniger Felder bewirtschaftet und somit die Existenz gefährdet werden könne.

Die Renaturierung ist allerdings längst beschlossene Sache, die auch im Ortsbeirat vorgestellt wurde. Franz Peters, Leiter der Planungsabteilung Neubau beim Landesbetrieb Mobilität (LBM) und sein Mitarbeiter Robert Ferring erläuterten bei einer Ortsbegehung sachlich und ausführlich den Stand der Arbeiten.

Entstanden sind bereits Flutmulden und Anbindungen an alte Flussarme, die sich bei Hochwasser füllen. Der Neophyten-Plage am Kyllufer sei man mit dem Abtragen und Neueindecken von Boden begegnet. Dadurch ist das Kyllufer in weiten Teilen "gesäubert" und jetzt sogar erheblich besser zugänglich für die Angler geworden.

Bedenken äußerten Friedel Brand und Ulrich Dreßler vom Angelverein Eifeltor. Sie wollten wissen, was mit den Fischen nach einem Hochwasser geschehen würde. Die Frage wurde kontrovers und im Ergebnis offen diskutiert.

Nach Fertigstellung der Arbeiten im Frühjahr werde verhindert, so Peters, dass Fahrzeuge unerwünscht und unerlaubt das Gebiet befahren können. So sollen Müll- und Freizeittourismus unterbunden werden. Ob das Delta, das im nächsten Jahr noch mit heimischen Gehölzen bepflanzt wird, später als Naturschutzgebiet ausgewiesen wird, steht noch nicht fest. Selbst in diesem Fall ginge es nicht mit einem Angelverbot oder "Betreten verboten" einher. Patenschaft hat der Naturschutzbund.

Extra Renaturierung: Die Erdarbeiten in dem 35 Hektar großen Gebiet zwischen der B 53 und der Mosel haben vor wenigen Wochen begonnen und sollen rechtzeitig vor dem nächsten erwarteten Hochwasser im Winter abgeschlossen sein. Schweres Gerät ist im Einsatz, um die 43 000 Kubikmeter Erde entlang der Kyll abzutragen, zu einem Schiff am Moselufer zu bringen und von dort ans andere Moselufer zu transportieren. Von dort wird die Erde nahe der Autobahn-Ausfahrt Ehrang abgeschüttet. Die Kyll-Renaturierung ist eine Ausgleichsmaßnahme verschiedener Bauarbeiten (Bau der Standspuren an der A 602, Umgehung B 53, Bau Güterverteilzentrum). Sie wird vom Bund und dem Zweckverband Wirtschaftsförderung Trierer Tal finanziert. Insgesamt soll die Maßnahme eine Million Euro kosten. Mit ihr soll ein an der Mosel in dieser Größe einmaliges Flussdelta realisiert werden. (gsb)

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