Bahn sorgt jetzt auch für Staus: Defekte Schranken im Trierer Westen verärgern Anlieger und Autofahrer

Trier · Defekte Bahnschranken in Trier-West, Kreuzung Martinerfeld/Kölner Straße, und Trier-Euren sorgen seit einiger Zeit für Unmut. Sie gehen runter, aber nicht mehr hoch. Und davon sind nicht nur die Autofahrer genervt.

Uwe Fries ist Geschäftsführer der Velopoint GmbH in Trier-West. Sein Fahrradgeschäft liegt direkt in der Straße am Martinerfeld (Bundesstraße 51). Und in der Straße staut es sich, wenn die Bahnschranke am Bahnübergang an der Kreuzung Martinerfeld, Kölner Straße wieder klemmt. Das sei bereits mehrere Male passiert. Auto an Auto reihe sich dann vor der Tür des Fahrradhändlers aneinander.

Doch nicht nur dort, sondern von dem Bahnübergang bis etwa zum Brückenkopf der Römerbrücke. So wie am Mittwoch wieder, als es etwa eine Dreiviertelstunde Stau in beide Richtungen gab - mitten im Berufsverkehr am späten Nachmittag.

Autofahrer in Kölner und Luxemburger Straße standen im Stau, konnten weder vor noch zurück. Zwischenzeitlich versuchten einige Autofahrer sogar, die Schranke über die Bahngleise hinweg zu umfahren - darunter sogar ein Lastwagen.

Die Staus seien ein echtes Problem, sagt auch Uwe Fries von Velopoint. Denn die Kunden kämen dann nicht mehr an sein Geschäft, würden umdrehen und keine Fahrräder bei ihm kaufen. Andere ließen dann ihr reserviertes Fahrrad im Laden zurück. Manche kämen wieder, andere eben nicht. "Das merken wir schon. Da kann man dann schon von Umsatzeinbußen sprechen." Manche Kunden würden sogar aus dem Stau, der sich meist während des Feierabendverkehrs bildet, heraus anrufen, einen vereinbarten Termin absagen und auf halber Strecke umdrehen.

Auch der Ortsvorsteher von Trier-West/Pallien, Horst Erasmy, ist nicht begeistert von der aktuellen Situation: "Wenn das jetzt öfters passiert, müssen wir handeln. Das geht natürlich gar nicht, auch wegen der Anwohner." Doch Erasmy beruhigt, das Problem sei bald erledigt. Vor Ort sei eine Umgehung über die Hornstraße geplant. Wenn diese dann gebaut sei, müsse keiner mehr über den Bahnübergang fahren. "Das dauert keine fünf Jahre mehr." Aus dem Martinerfeld werde dann eine Straße mit Sackgasse (siehe Extra).Bahn schweigt

In den vergangenen Wochen sind laut Bundespolizei an den Schrankenanlagen im Trierer Westen (Kölner Straße, aber auch Eisenbahnstraße in Euren) immer wieder Probleme aufgetreten. So hat es nach TV-Informationen auch in der Nacht von Sonntag auf Montag und am Dienstag Störungen gegeben - und dann eben am Mittwoch wieder. Wie Bundespolizei-Sprecher Rudolf Höser sagt, hat die Bundespolizei die Bahn AG schon mehrmals auf diese Probleme hingewiesen, mit der Bitte, "tätig zu werden, bevor es zu einem Schadensereignis kommt". Schon vor einigen Wochen, aber auch in der vergangenen Woche noch einmal. Der Bahn sind die Schwierigkeiten also bekannt, und laut Polizei hat sie wohl auch immer wieder Techniker geschickt, um das Problem in den Griff zu bekommen - bislang aber offenbar vergebens.

Im Fall vom Mittwoch öffneten sich die Schranken am Bahnübergang Martinerfeld/Kölner Straße einfach nicht mehr, die Ampeln blieben zudem auf Rot stehen. In Absprache mit der Landespolizei rückten laut Höser dann Beamte der Bundespolizei aus, um den Verkehr zu regeln. Ein Techniker der Bahn konnte die Schranken gegen 18.15 Uhr dann wieder öffnen. Züge mussten auch danach noch umgeleitet werden, da die Bahn mit einem Probezug, in dem keine Passagiere sitzen, eine Testfahrt machte, um zu schauen, ob die Schrankenanlage wieder korrekt funktioniert.

Von der Bahn war am Donnerstag keine Stellungnahme zu den Problemen mit den defekten Bahnschranken in Trier-West und Euren zu bekommen. Die Verantwortlichen waren bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen. Damit bleiben die Fragen, warum es zu den Störungen gekommen ist und wann diese endgültig behoben sein werden, unbeantwortet.
Bis das Problem gelöst ist, können Geschäftsleute wie Uwe Fries im Martinerfeld nur hoffen, dass die Schranken am Bahnübergang möglichst reibungslos auf und zu gehen. Damit sein Fahrradverkauf nicht weiter eingeschränkt wird.Meinung

Danke - für nichts!Die Deutsche Bahn überträgt ihr Geschäftsmodell der getakteten Verspätung unfreiwillig auf den Autoverkehr in Trier. Sie hat mit einer kaputten Schranke in den vergangenen Tagen mehrfach längere Staus, enormen Ärger und große Verzögerungen provoziert. Statt sich direkt um das Problem zu kümmern, reagiert das Großunternehmen in gewohnter Manier: Es tut lange nichts. Die Polizei, genauer gesagt die Bundespolizei, darf sich erstmal kümmern. Damit strapaziert die Deutsche Bahn nicht nur die Nerven der staugeplagten Autofahrer und der Anlieger, sondern verschwendet auch noch einen Batzen Steuergeld. Dass die Firmensprecher auf entsprechende Anfragen nicht reagieren, setzt dem Ganzen die Krone auf. Leider sind es genau solche von großer Arroganz zeugenden Vorfälle, die das Bild des staatlichen Großkonzerns in Trier prägen. Erst wird die Region vom Fernverkehr abgekoppelt - jetzt wirken sich die Bahn-Kapriolen auch noch auf den eigentlich unabhängigen Straßenverkehr aus. Danke für nichts, ist da noch eine freundliche Formulierung. c.kremer@volksfreund.deExtra

Die Neuordnung des Verkehrs ist zentraler Punkt bei den Planungen für den Stadtumbau Trier-West. Baudezernent Andreas Ludwig strebt dabei langfristig eine Schließung des neuralgischen Bahnübergangs an. Aachener Straße und Martinerfeld würden dann zur verkehrsberuhigten Sackgasse. Im Gegenzug soll der Verkehr über eine neue Entlastungsstraße zwischen der Eurener Straße und der Luxemburger Straße bis zum Ausbesserungswerk rollen. Von dort soll eine neue Bahnunterführung zurück auf die Luxemburger Straße führen. Dieses Projekt ist nach Einschätzung von Baudezernent Ludwig dank des Eisenbahnkreuzungsgesetzes möglich. "Das würde die hohen Kosten für eine solche Unterführung jeweils für Bahn, Bund und Stadt dritteln." In diesem Sommer werde die Stadtverwaltung das Projekt im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens für die neue Regionalbahnstrecke anmelden. Bis zur Fertigstellung rechnet der Dezernent, der ein ähnliches Projekt an seiner alten Wirkungsstätte Bad Kreuznach betreut hat, mit einem Zeitraum von zehn Jahren. r.n.

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