Bald neue Bewohner im verwaisten Franzosenviertel

Trier-Kürenz · Wiederbelebung für das ehemalige Franzosenviertel Burgunderstraße: Die Stadt will in 44 Wohnungen der seit Jahren verwaisten Siedlung im Stadtteil Kürenz schon bald Flüchtlingsfamilien unterbringen. Die Mehrheit der 150 Teilnehmer einer Informationsveranstaltung am Dienstagabend begrüßt diese Pläne.

Trier-Kürenz. Fast genau ein Jahr ist es her, da kündigte die Stadt an, von der Bundesimmobilienanstalt Bima das frühere Franzosenviertel Burgunderstraße zu erwerben und dort dringend benötigten Wohnraum zu schaffen (TV vom 7. Juni 2014). Passiert ist seither nichts in dieser Richtung. Weder ist ein Vertrag unterschrieben, noch hat die Stadt die Gesellschaft gegründet, über die sie den Kauf abwickeln will. Jetzt kommt Bewegung in das Vorhaben. "Wir möchten in 44 der dortigen Wohnungen Flüchtlinge unterbringen", kündigte Bürgermeisterin Angelika Birk in einer Bürgerversammlung am Dienstagabend im Treffpunkt am Weidengraben (TaW) an.
Etwaige Befürchtungen, mit diesem Vorhaben auf wenig Gegenliebe zu stoßen, wären unbegründet gewesen. Wie sich in der Diskussion zeigte, begrüßt die große Mehrheit der gut 150 Versammlungsbesucher die Pläne. Die sollen, ja müssen nun bald Realität werden.
Neben neu eingetroffenen Flüchtlingen, die zunächst in den drei Unterkünften der Trierer Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa) untergebracht werden, soll Trier erstmals auch Asylbegehrende aufnehmen, die im nächsten Schritt auf Kommunen innerhalb von Rheinland-Pfalz verteilt werden. "300 bis 400" erwartet die Bürgermeisterin in diesem Jahr, bis zu 500 im kommenden.
Privater Wohnraum, den die Stadt anmieten könnte, ist Mangelware, betonte Hans-Werner Meyer, Leiter des Sozial- und Wohnungsamts. Die Burgundersiedlung würde die größte Raumnot lindern. 44 Wohnungen in den Häusern, die erhalten werden, sollen Familien beherbergen. Insgesamt bis zu 200 Menschen könnten ein vorübergehendes Zuhause finden. Dazu müssen die seit Jahren leerstehenden Wohnungen laut Bürgermeisterin Birk "fit gemacht werden für eine menschenwürdige Unterbringung".
Die Zustimmung des Stadtrats, der sich am 23. Juni mit dem Thema beschäftigt, gilt als sicher. Ausgeschrieben werden muss nicht. Bei Sanierung und Möblierung will die Stadt unter anderem mit dem Bürgerservice und der Möbelbörse der Arbeiterwohlfahrt zusammenarbeiten. Das Ex-Franzosenviertel gilt nicht nur wegen seiner Wohnungskapazitäten als gute Lösung. Die Nähe zur Uni und die multikulturelle Bevölkerung in der Umgebung werden nach Einschätzung von Caritas-Direktor Bernd Kettern eine Ghettobildung ausschließen: "Ich bin sicher, der ganze Stadtteil wird von seinen neuen Bewohnern profitieren."
Weiteres Plus: Der Treffpunkt am Weidengraben steht für die sozialpädagogische Begleitung zur Verfügung.
"Wir stellen Räume und Angebote wie unser Sprachcafé zur Verfügung, sind aber auch in der Lage, Lotsenfunktionen etwa bei Behördengängen und Betreuung für Kinder zu bieten", sagt Leiter Stefan Zawar-Schlegel.
Auch Ortsvorsteher Bernd Michels begrüßt die städtischen Pläne ausdrücklich und sieht einen "sehr positiven Nebeneffekt: Jetzt kommt endlich Drive ins Burgundersiedlung-Projekt. Ich hatte schon Sorge, dass wieder jahrelang nichts passiert."

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