Bald passé: Der Kurfürst auf dem Trockenen

Schönes Geschenk zum Regierungs-Jubiläum: Die Trier-Gesellschaft will den Brunnen Balduins, der vor 700 Jahren sein Amt als Erzbischof antrat, restaurieren und instand setzen. Die Projektkosten von fast 260 000 Euro sollen mit Hilfe von Sponsoren und Spendern aufgebracht werden.

Trier. Balduin (1285 bis 1354) ist eine der herausragenden Persönlichkeiten der Geschichte Triers. Mit 22 Jahren bereits Erzbischof, brachte der gebürtige Luxemburger den maroden Kirchenstaat Trier auf Vordermann und regierte ihn mit Klugheit und Weitsicht 46 effektive Amtsjahre lang. Lange Gesichter bei der Einweihung vor 111 Jahren

Der 1897 gebaute Balduin-Brunnen beim Hauptbahnhof wird dieser Bedeutung in keinster Weise gerecht. Seit langem steht die lebensgroße Bronze-Figur auf dem Trockenen, und zu ihren Füßen bröckelt und bröselt es. Diesen Missstand will die Trier-Gesellschaft beenden. Der Vorstand des Denkmalrettungsvereins plant als sein nächstes Großprojekt die Restaurierung und Instand setzung des Brunnens. Das Ganze soll ablaufen wie beim Frankenturm-Um- und -Ausbau: "Die Trier-Gesellschaft übernimmt in Abstimmung mit der Stadt die Federführung, vergibt die Aufträge und stellt die Finanzierung sicher", erklärt Schatzmeister Karlheinz Scheurer (56).Fast 260 000 Euro soll es kosten, die Brunnenanlage wieder zu einer Sehenswürdigkeit zu machen. 150 000 Euro will die Trier-Gesellschaft "besorgen": ein Drittel aus Vereinsvermögen; die weiteren 100 000 Euro mit Hilfe der "Brunnen-Nachbarn" Stadtwerke und Triwo AG, über eine Spendenaktion sowie durch Zuschüsse der öffentlichen Hand. Im Stadt-Etat sind 109 000 Euro für den Balduin-Brunnen vorgesehen; allerdings harrt der Haushalt weiter seiner Genehmigung, und OB Jensen muss kräftig "nachbessern", sprich: drastisch sparen. Das Vorhaben soll nicht an der städtischen Finanzmisere scheitern. "Wir prüfen zurzeit gemeinsam mit der Mainzer Generaldirektion Kulturelles Erbe eine Förderung des Brunnens und seines Umfelds mit EU-Mitteln", bestätigt Alfons Hausen (60) von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD) auf TV-Anfrage. Auf diesem Wege soll der städtische Anteil zumindest teilweise ersetzt werden.In der Jahreshauptversammlung der Trier-Gesellschaft am 3. Juni wollen der Vorsitzende Gert Burscheid, Vize Rainer E. Mayer und Schatzmeister Scheurer das Balduin-Brunnen-Vorhaben von den Mitgliedern absegnen lassen. Große Hoffnungen setzt das Trio in die Spendenbereitschaft der Trie rer. "1500 Euro haben wir bereits auf dem Balduin-Konto", berichtet Scheurer. Spender waren unter anderem Trierer Gästeführer und Gilbert Haufs-Brusberg, Besitzer der von Balduin erbauten Burg Veldenz.Der Balduin-Brunnen ist seinerzeit komplett mit Spenden finanziert worden. Drei Jahre lang, heißt es, hätten die Bürger "gesungen, getrommelt und gesammelt", um die benötigten 25 000 Reichsmark zusammenzubekommen. Dennoch gab es bei der Einweihung am 18. Mai 1897 lange Gesichter. Es floss nämlich zunächst kein Wasser, da niemand auf die Idee gekommen war, die Stadtwerke mit einzubeziehen. So etwas passiert heute nicht mehr. Nach den Sommerferien sollen die Erneuerungsarbeiten beginnen und im Frühjahr 2009 Triers großer Kurfürst endlich in einem angemessenen Umfeld und nicht mehr auf dem Trockenen stehen.

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