Balsam für die Seele

TRIER. Der historische Gewölbekeller unter dem Max-Planck-Gymnasium wird am Sonntag, 22. Mai, Schauplatz des ersten Trierer Märchenfestes sein. Die Idee, diesen magischen Ort mit magischen Geschichten zu verknüpfen, hatte Gitta Pelzer, Märchenerzählerin aus Kasel.

"Jemand macht sich auf den Weg, erlebt Herausforderungen und wächst daran, das ist das Kernthema im Märchen", sagt Gitta Pelzer. In mehrerlei Hinsicht ist es auch ihr Thema. Vor neun Jahren hatte die heute 44-jährige den Wunsch, ihr Leben neu auszurichten. Die gelernte Bürokauffrau dachte zunächst an berufliche Weiterbildung und begann ein berufsbegleitendes Betriebswirtschaftsstudium. "Doch die Zahlen waren nichts für mich, da fehlte etwas."Märchenzentrum in Rastatt

Sie versuchte es mit der Kunst, lernte Maltechniken, bis ihr eines Morgens, ganz plötzlich, bewusst wurde: "Ich möchte Märchenerzählerin werden." Und wie der Rat einer guten Fee im Märchen begegnete ihr am gleichen Tag die Äußerung einer Freundin: "So wie Du erzählst und gestikulierst, könntest Du Märchenerzählerin sein." Im Märchenzentrum Sterntaler in Rastatt ließ sie sich zur Erzählerin, Puppenspielerin, später auch zur Märchenpädagogin ausbilden und fand, was sie gesucht hatte: Nahrung für Herz, Hand und Verstand. "Vor allem die Symbolkraft und die Bildersprache der Volksmärchen, in denen sich die gesamte Lebensweisheit der Menschen ausdrückt, haben mich im Innersten berührt." Bald gab sie dieses Erlebnis weiter, erst an Nachbarskinder, dann in Kindergärten, Schulen und Bildungsstätten. "Märchen kommen Kindern entgegen, sind Balsam für ihre Seele, ein Ausgleich zu all dem Schnelllebigen. Selbst Zappelige werden ganz ruhig dabei", sagt Gitta Pelzer. Im Gegensatz zum Fernsehen mit seinen vorgefertigten Bildern, lösten Märchen bei ihnen eigene Bilder aus. "Sie erleben die Magie, fühlen sich klein, gut oder böse, fühlen, was Hexe oder Fee mit ihnen machen." Wichtig sei, immer bis zum guten Ende fertig zu erzählen, damit Kinder nicht in ungelösten Situationen stecken blieben. Erwachsene suchten den Zugang meist erst über den Verstand. Aber auch sie sollen demnächst Magie erleben können, im geheimnisvollen Gewölbekeller unter dem Max-Planck-Gymnasium (MPG). "Nach einem Besuch am Tag des Offenen Denkmals habe ich mir gewünscht, einmal dort zu erzählen", schwärmt Gitta Pelzer. Michael Tenschert vom Förderverein zur Wiederherstellung der historischen Aula-Orgel des MPG entwickelte ihre Idee begeistert zum ersten Trierer Märchenfest weiter. Für Erwachsene und Kinder

Unter Schirmherrschaft von Intendant Gerhard Weber werden Gitta Pelzer und drei Kolleginnen am Sonntag, 22. Mai, ab 14 Uhr Märchen aus aller Welt für Kinder und Erwachsene vortragen. Der Erlös kommt der MPG-Aulaorgel zugute. Für Gitta Pelzer ist das Fest eine der eingangs erwähnten Herausforderungen: "Es ist viel größer geworden, als ich gedacht hatte, und - ich habe immer noch Lampenfieber." Infos zum Fest unter: www.maerchenwerkstatt-pelzer.de und www.aulaorgel.de. Vorverkauf: Buchhandlung Gegenlicht, Sekretariat des MPG.

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