Barbarathermen vor dem Comeback

TRIER. Das Land zieht die Notbremse: Mit einem auf Jahre angelegten Programm soll der Verfall der Barbarathermen gestoppt werden. Auftakt bilden die derzeit laufende archäologische Bestandsaufnahme sowie Notsicherungsmaßnahmen. Dafür gibt Mainz in diesem Jahr rund 600 000 Euro aus.

Die Erbauer der Barbarathermen würden sich in den Gräbern umdrehen, wenn sie wüssten, was die Nachwelt mit ihrem Prachtwerk angestellt hat. Bei ihrem Bau vor rund 1850 Jahren rangierte die gewaltige und prächtig ausgestattete Bade- und Erholungsanlage auf der Rangliste des Imperiums auf Platz zwei: Nur die Trajansthermen in Rom waren größer. Für das aufstrebende Trier ein ungeheurer Luxus und Standortfaktor von unschätzbarem Wert. Das Ende der Römerzeit im fünften Jahrhundert brachte auch das Ende der Badefreuden. Die von Germanen-Angriffen geplagten Trierer funktionierten die Thermen zur Schutzburg um, im Mittelalter hauste hier ein renitenter Stadtadels-Clan; beim Reichstag anno 1512 veranstaltete Kaiser Maximilian ein Kanonen-Schauschießen auf das antike Gemäuer. Was die Zerstörungen bei Eroberungen und Rückeroberungen Triers übrig ließen, dient dem Zahn der Zeit als fette Beute. Restaurierungen vergangener Jahrzehnte vermochten dem Niedergang kaum Einhalt zu gebieten. Jetzt zieht das Land die Notbremse. "Wir wollen zunächst einmal den Schadensverfall eindämmen", sagt Konrad Müller, Leiter des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB). Ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Die Barbarathermen, benannt nach dem untergegangenen Schiffer- und Fischerdörfchen St. Barbara, gehören dem Land. Mainz lässt sie wie auch Porta, Kaiserthermen, Viehmarkt-Thermen und Amphitheater durch die dem Kulturministerium unterstellte Gesellschaft Burgen, Schlösser, Altertümer (BSA) verwalten. Deren Partner bei Bauprojekten ist die LBB (ehemals Staatsbauamt), die zum Finanzministerium gehört. Quer durch das Zuständigkeits-Dickicht herrscht Einigkeit: "Es muss etwas passieren, damit die Barbarathermen nicht vor die Hunde gehen", betont BSA-Chef Thomas Metz. Was passieren soll, müssen die Experten erst noch herausfinden. Bis zum kommenden Sommer arbeiten Michael Doth und sein Team an der archäologischen Bestandsaufnahme. Mauern werden von Bewuchs befreit und dokumentiert. Wo notwendig, lässt Otmar Gilz (LBB) provisorische Schutzhäuschen errichten. Die gewonnenen Erkenntnisse dienen als Basis für das eigentliche Sanierungskonzept. Dass das ins Geld geht, zeigen bereits die Kosten der Vorarbeiten. Erforschung und Notsicherungen schlagen mit 600 000 Euro zu Buche, für Sicherungsmaßnahmen könnten 2004 weitere 500 000 Euro fällig werden. Als Ziel nennt Thomas Metz eine angemessene Präsentation der Thermen, die seit Jahren nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Was "angemessen" ist, dürfte aber nicht zuletzt die Finanzlage des Landes entscheiden. Und neben Geld wird viel Zeit benötigt. Doch schon jetzt trägt die Rettungs-Initiative Früchte. Die Anwesenheit von Archäologen und LBB-Leuten hält tagsüber ungebetene Gäste fern, nachts verhindert ein Wachdienst Exzesse in den unterirdischen Gängen. Ab Frühjahr 2004 will die BSA wieder Publikum auf das 1,4 Hektar große Gelände zwischen Südallee, Bäder- und Friedrich-Wilhelm-Straße lassen. Metz: "Wir denken über eine Besucherplattform nach." Jahrelang waren die Barbarathermen aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit entschwunden. Nun ist das verdiente Comeback in Sicht.

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