Barock und Blues statt Bier und Bacardi

Trier · Nach der Arbeit mit dem Kollegen zum Konzert: Das ist ein neues Format beim Mosel Musikfestival. Dort erlebten mehr als 100 Besucher eine Reise durch die Genres - auf Spitzenniveau.

 Das Duo Eckart Runge (rechts) und Jaques Ammon überzeugt beim ersten After-Work-Konzert des Mosel Musikfestivals. TV-Foto: Alexander Triesch

Das Duo Eckart Runge (rechts) und Jaques Ammon überzeugt beim ersten After-Work-Konzert des Mosel Musikfestivals. TV-Foto: Alexander Triesch

Foto: Alexander Triesch (at) ("TV-Upload Triesch"

Trier Die Sonne hat noch nicht zum Untergang angesetzt, da streicht Eckart Runge schon die letzten Töne des Abends über sein mächtiges Violoncello. Wenn Konzerte für gewöhnlich erst gegen 20 Uhr beginnen, ist für Runge, Pianist Jaques Ammon und ihr Programm Baroque Blues bereits Schluss - und nein, nicht weil dabei etwas schiefgelaufen ist. Im Gegenteil: Das erste After-Work-Konzert am Mosel Musikfestival war mit mehr als 100 Besuchern ein voller Erfolg.
Mosel Musikfestival



"Wir wollten ein neues Format ausprobieren, bei dem die Leute am frühen Abend direkt nach der Arbeit Musik genießen können", sagt Festival-Geschäftsführer Tobias Scharfenberger. Dazu habe man sogar die Unternehmen in der Stadt direkt angesprochen. Dass das Konzept allerdings so positiv angenommen wird, damit habe man nicht gerechnet, sagt der Veranstalter. "Intern hatten wir Wetten laufen, ob überhaupt 50 Leute kommen würden", scherzt Scharfenberger.
Letztendlich warten pünktlich um halb sieben auch solche auf das Duo Runge/Ammon, die bei einem anderen Format gar nicht erst den Weg in das Tagungszentrum der IHK Trier gefunden hätten. "Ich weiß nicht, ob ich mich nochmal aufgerafft hätte, wenn ich erst nach Hause gefahren wäre", sagt Enver Schrömbgens und lacht. "Aber jetzt bin ich wirklich begeistert, das war einfach toll."
90 Minuten lang nahmen Runge und Ammon die Zuhörer mit auf eine Reise durch die Genres. Jazz, Barock, Tango und Filmmusik. Von Antonio Vivaldi bis Miles Davis. Runge, dem Mitbegründer des renommierten Berliner Artemis-Quartetts und Ammon, der schon in Japan, Russland und Chile auf der Bühne stand, ist die über 15-jährige Zusammenarbeit sofort anzumerken. Jeder Ton sitzt, die Verschmelzung der musikalischen Welten geht dem Duo problemlos von den Händen. "Groove gibt es in der Klassik nicht - nur bei uns", sagt Runge. Es ist das Motto des Abends.
In einer dreiminütigen Standing Ovation verabschiedet das Publikum die beiden ins Foyer, wo der Abend zwischen Wein und Snacks erst begonnen hat.
Auch Schrömbgens bleibt noch. "Ich habe heute wahrscheinlich mehr über Musik gelernt als in zwölf Jahren Schule", sagt er. Es ist vielleicht das schönste Kompliment, das man dem Duo machen kann.

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