Bauern sauer, Kannen leer

Lieferstopp und kein Ende in Sicht: Rund 350 Landwirte demonstrierten am Donnerstag auf dem Gelände der Milch-Union Hocheifel (Muh) in Pronsfeld (Kreis Bitburg-Prüm). Auch vor den Toren der Hochwald Nahrungsmittel-Werke in Thalfang (Kreis Bernkastel-Wittlich) protestierten rund 350 Milchviehhalter.

 Die Milchpreise müssen rauf. Das ist die Überzeugung der Landwirte, die in Pronsfeld (links) und Thalfang (rechts oben) protestierten. An beiden Standorten übergaben Vertreter des BDM Resolutionen. TV-Fotos: Ilse Rosenschild (2)/Stefanie Glandien (1)

Die Milchpreise müssen rauf. Das ist die Überzeugung der Landwirte, die in Pronsfeld (links) und Thalfang (rechts oben) protestierten. An beiden Standorten übergaben Vertreter des BDM Resolutionen. TV-Fotos: Ilse Rosenschild (2)/Stefanie Glandien (1)

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Thalfang/Pronsfeld. "Die Bauern sind nicht mehr zu bremsen", sagt Oliver Grommes, Landesvorsitzender des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM). Nach seinen Angaben beteiligten sich bundesweit 55 000 Milcherzeuger am Lieferstopp. Rund 350 Landwirte demonstrierten am Donnerstag auf dem Gelände der Muh für höhere Erzeugerpreise. Gleichzeitig protestierten ebenso viele Bauern vor den Hochwald-Nahrungsmittel-Werken in Thalfang. Anschließend fuhren 300 Landwirte in einem PKW-Konvoi ins belgische Büllingen zu einer Protestveranstaltung. Laut Grommes gibt es bei der Muh bereits einen Lieferrückgang von bis zu 70 Prozent. Die Molkerei bestätigte jedoch nur einen 30-prozentigen Rückgang. Bisher habe man alle Lieferverträge einhalten können, sagt Muh-Pressesprecher Wolfgang Rommel. Von einer durchschnittlichen Tagesmenge von drei Millionen Litern fehle jetzt eine knappe Million. "Die Solidarität ist super. Man merkt, dass alle mitmachen", sagt Landwirt Jörg Heckemanns aus Matzerath. Ein Milchviehalter allerdings aus dem Hunsrück, der namentlich nicht genannt werden will, tut sich schwer mit der Entscheidung: "Ich bin so erzogen, dass man Lebensmittel nicht wegwirft." Während die Bauern ihren Unmut kundtun und vor allem den Umgang mit den Milcherzeugern kritisieren, bittet Muh-Geschäftsführer Rainer Sievers die Bauern auch um ihr Verständnis: "Ich bin auf ihrer Seite. Seit 16 Jahren arbeite ich für dieses Haus - seien Sie auch fair zu mir." Auch bei den Hochwald-Nahrungsmittel-Werken wird laut Hauptgeschäftsführer Karl-Heinz Engel derzeit 30 Prozent weniger Milch angeliefert. Die Molkerei stehe damit vor einer völlig neuen Situation: "Einen Lieferstopp gab es noch nie." 350 Landwirte demonstrieren vor der Unternehmenszentrale in Thalfang. Mehrfach wird das Unternehmen aufgefordert, die Milch nicht auszuliefern. Engel sagt, dass dies nur die Gremien entscheiden könnten. Auch der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Jürgen Sehn, selbst Landwirt und Vorsitzender des Kreisbauernverband Cochem-Zell, steht unter Beschuss, weil er sich nicht am Lieferboykott beteiligt. Er sei eine Verpflichtung eingegangen, argumentiere er und kündigt an, gemeinsam mit anderen Landwirten in einem Supermarkt in Kaisersesch die Milch aufzukaufen. Unterdessen hat die Muh bestätigt, dass Vorstandsmitglied Patrick Rauw aus Belgien und Aufsichtsratsmitglied Christoph Lüpschen aus Lohmer (NRW) aus persönlichen Gründen ihre Ämter niedergelegt haben. Aufgeschreckt durch den Lieferstopp kaufen seit Montag die Verbraucher mehr Milch ein, beobachtet Michaela Reiffers von der Rewe-Filiale Niederprüm. Von Montag bis Mittwoch wurden von den vier beliebtesten Milchsorten 381 Liter mehr verkauft als in der Woche zuvor. TV-Stichproben ergaben, dass in allen Supermärkten noch Milch im Regal steht.

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