Baustelle Palast

TRIER. Dem Präsidenten ungestraft aufs Dach steigen - das dürfen die Handwerker, die derzeit am Kurfürstlichen Palais werkeln. Noch bis vorraussichtlich zum Frühjahr 2006 bleibt der Hauptsitz der Aufsichts- und Dienstleistungs-Direktion Trier (ADD) Baustelle. Das Land bringt das Kulturdenkmal für rund 2,9 Millionen Euro auf Vordermann.

 Ansichtskarten-Idylle ade: Noch bis zum kommenden Frühjahr steht das Baugerüst am Barockflügel des Kurfürstlichen Palais, dem Hauptsitz der Aufsichts- und Dienstleistungs-Direktion Trier (ADD).Foto: Roland Morgen

Ansichtskarten-Idylle ade: Noch bis zum kommenden Frühjahr steht das Baugerüst am Barockflügel des Kurfürstlichen Palais, dem Hauptsitz der Aufsichts- und Dienstleistungs-Direktion Trier (ADD).Foto: Roland Morgen

Seit 2001 gehen neben Beschäftigten der ADD auch Bauleute im Kurfürstlichen Palais ein und aus. Spaziergänger im Palastgarten merkten lange Zeit nichts davon. Seit drei Monaten aber verbauen Gerüste die Sicht auf die schmucke Fassade des einstigen Kirchenfürsten-Palastes. "Wir haben Rücksicht genommen auf die Fremdenverkehrs-Saison und die vielen Gäste, die wegen der Landesgartenschau nach Trier kamen", erklärt Otmar Mick, Direktor der ADD-Zentralabteilung. "Denen wollten wir den ungetrübten Palais-Anblick bieten."Erst neuer Seiteneingang, dann Foyer-Umgestaltung

Bis zum Frühjahr ist Schluss mit der Postkarten-Idylle. Die Renovierung am Dach des Barockflügels duldete keinen weiteren Aufschub: Eindringendes Regenwasser setzte dem Gebäude zu. Mit einer neuen Schiefereindeckung in den Problemzonen (Dachhaube und Gauben) ist es aber entgegen ursprünglicher Pläne nicht getan. Das beim Wiederaufbau des im Krieg schwer zerstörten Palais' vor 50 Jahren verwendete Nadelholz ist morsch. "Wir erneuern jetzt die Hauben- und Gaubenkonstruktion mit hartem Eichenholz, bauen ein stabiles Unterdach mit Bleielementen und decken das Mansarddach neu ein", listet Otmar Gilz auf. "Außerdem erhalten die Gaubenfenster eine Isolierverglasung". Der 52-Jährige ist beim Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB; ehemaliges Staatsbauamt) der zuständige Projektleiter. Ein anspruchsvoller Job, denn es geht nicht nur um die Instandhaltung und Sicherung der Bausubstanz der Edel-Immobilie. "Wir sind dabei, unser Haus im Sinne einer modernen, offenen Behörde umzugestalten", erläutert Mick. Dieses Langzeit-Projekt startete 2001 - ein Jahr, nachdem aus der einstigen Bezirksregierung der Hauptsitz der ADD, der größten Landesbehörde in Rheinland-Pfalz, geworden war. Knapp die Hälfte der rund 1000 ADD-Bediensteten arbeiten in Trier, 250 im Palais. Deren Arbeitsstätte erhielt zuerst neue Toiletten, einen Lastenaufzug, im Ostflügel einen Nebeneingang (für Personal und Lieferanten) sowie einen Personenlift. Außerdem wurden Keller saniert und zu Lagerräumen ausgebaut. Kosten für diesen Bauabschnitt A: rund 750 000 Euro. Abschnitt B beinhaltet im Wesentlichen den Umbau und die Neugestaltung des Foyers, das sich laut Mick bisher "sehr hoheitlich, recht abweisend und wenig kommunikativ" präsentiert. Im Frühjahr 2005 soll die Umgestaltung in Anlehnung an den Siegerentwurf eines Ideenwettbewerbs unter FH-Studierenden starten. Veranschlagte Bauzeit laut Gilz: ein Jahr.Hohe Tiere müssen eng zusammenrücken

In dieser Zeit dient der neue Nebeneingang auch als Zugang für Behördenbesucher. Die Kosten für Bauabschnitt B (mit Umgestaltung der Einfahrt auf dem Vorplatz) liegen bei 650 000 Euro. Macht für beide Bauabschnitte also 1,4 Millionen Euro. Zudem investiert das Land jährlich rund 250 000 Euro in so genannte "substanzerhaltende Maßnahmen"; dazu zählen die laufende Dachsanierung, Brandschutz-Einrichtungen, eine neue Heizungsanlage und umfassende Fenster-Sanierungen. Bis 2006 werden sich diese Ausgaben auf rund 1,5 Millionen Euro summiert haben. Die Auswirkungen machen auch nicht vor hohen ADD-"Tieren" Halt. Demnächst werden die Flurböden der Chefetage (intern auch "Präsidentenflur" und "Statuenflur" genannt) umfassend erneuert. Der Arbeitsablauf steht noch nicht fest, aber diversen Abteilungsleitern graut schon davor, weil ihre Büros voraussichtlich wochenlang nicht zu erreichen sein werden. Das heißt: vorübergehend in andere Immobilien umziehen oder im Palais "ganz eng zusammenrücken" (Mick). Allenfalls ADD-Präsident Josef Peter Mertes dürfte seine Räume über Nebentüren erreichen können.

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