Bebende Mauern, bewegende Momente

Imposant ist der Kirchenraum der Konstantin-Basilika, imposant ist auch das Werk für Orchester, Chor und Band, das an antiker und sakraler Stätte aufgeführt wurde, sowie das über hundertköpfige Ensemble. Das Rock-Requiem von Guntram Pauli, Christian Kabitz und Klaus Haimerl für ihren verstorbenen Freund Lothar Thorand ließ die Mauern erbeben und keine Seele unberührt.

Trier. (cofi) Fast auf den Tag genau vor 30 Jahren, am 12. November 1978, wurde das Rock-Requiem in der Münchener Christuskirche uraufgeführt. Nun zählt auch Trier zu den unzähligen Stationen, an denen das imposante Stück sakraler Rock-Musik gespielt wurde. Es ist eine Totenmesse im klassischen Sinne mit Introitus ("Requiem aeternam dona eis, Domine"), Kyrie, Dies irae, Offertorium, Sanctus und Agnus Dei, "im Andenken an unseren Freund Lothar Thorand komponiert", der 1975 im Alter von 26 Jahren viel zu früh verstorben ist. Aber das opulente, klanggewaltige Werk mit dazu komponierter Licht-Symphonie ist "nicht nur traurig, es geht auch um Achtung vor dem Leben", sagt Guntram Pauli, einer der Komponisten.

So klassisch die Struktur auch anmutet, wenn auch nicht in liturgischer Funktion, sondern als Konzertfassung, klassisch ist die Musik nur zum Teil. Die Komposition schafft ein Crossover im besten Sinne, eine Vermischung verschiedener Musikstile - Rock, Jazz, Soul und eben Klassik - zu einer mitreißenden Einheit mit fließenden Übergängen, ohne zum gewöhnlichen Einheitsbrei zu zerfließen. Im Gegenteil, die Kombination funktioniert vom ersten Ton an, saugt das Gefühl des Zuhörers auf, der sich nicht dem Bann verschließen kann, und gibt es ihm, um ein Vielfaches verstärkt, zurück.

Schulorchester "hat uns umgehauen"



Ein Paukensolo rührt am Herzschlag, der Solopart von Quer flötist Martin Schuster rührt zu Bewunderung - in Beherrschung verschiedener Techniken wie Flatterzunge und Singen und Spielen. Jeder neu angerissene Ton verschmilzt mit dem Widerhall der vorhergehenden Noten - sieben Sekunden braucht der Schall einmal durch die Basilika und zurück. Und die Wirkung verfliegt auch nicht bis zum letzten Ton, den Band, Orchester und Chor im Gedenken an Texter Sigi Wachholz noch einmal in deutscher Übersetzung von "Black dog cancer" als Song "Freund Tod" anstimmen: ein Stück, das Wachholz, der vor einigen Jahren an Krebs starb, wohl mit prophetischem Blick schrieb. Brilliant die Solisten: Gerda Windt, Nastya Kochetova und Klaus Haimerl.

"Wir haben dieses Werk 30 Jahre lang mit Profi-Orchestern gespielt. Aber es hat uns umgehauen, was das Orchester des Angela-Merici-Gymnasiums abgeliefert hat", sagt Komponist und Bandleader Guntram Pauli. Auch dem Jugendchor Heiligkreuz, dem Caspar-Olevian-Chor und den Gospel Voices Trier, alle unter Leitung von Manfred Stöckl, gebühren der berechtigt anhaltende Schlussapplaus und die stehenden Ovationen für eine große musikalische Leistung und die eineinhalbstündige, energiegeladene Aufführung.

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