Begabte müssen warten

TRIER. Drei Schulen für Hochbegabte sollen in Rheinland-Pfalz entstehen. Die Planungen für Kaiserslautern und Mainz sind in vollem Gange. Am Standort Trier hingegen verzögert sich das Vorhaben.

Wenn am Heinrich-Heine-Gymnasium in Kaiserslautern das neue Schuljahr beginnt, mischen sich 20 "besondere" Sextaner unter die Schüler. Sie bilden die erste Klasse eines Projektes in Rheinland-Pfalz, das an den Standorten Kaiserslautern, Mainz und Trier "Schulen für Hochbegabtenförderung/Internationale Schulen" vorsieht.Kaiserslautern übernimmt die Vorreiterrolle. Hier wurde die Hochbegabtenschule an das vorhandene Elite-Sportgymnasium angegliedert. Die Schule hat Erfahrung im Umgang mit sportlich begabten Kindern und Jugendlichen und zeichnet sich durch ein angeschlossenes Internat und die Nähe zur Universität aus. Seit Januar wurden die künftigen Fünftklässler in einem Auswahlverfahren ermittelt.Auch in Mainz wird das Projekt energisch vorangetrieben. Für Rahmen- und Detailfragen ist eine Planungsgruppe zuständig, die sich am Kaiserslauterner Modell orientiert. Der Mainzer Schuldezernent Peter Krawietz begrüßt, "dass das Projekt nach wenigen, aber konzentrierten Gesprächen auf den Weg gekommen ist". Dies zeige, dass alle Seiten eine konstruktive und tragfähige Lösung finden wollen. Durch Pläne zur Angliederung an das Gymnasium Gonsenheim ist ein Start in Mainz zum Schuljahr 2004/2005 realistisch.In Trier hingegen stocken die Planungen in Sachen Hochbegabtenförderung. Das Sozialplanungsbüro Schneider und Kappenstein ermittelt derzeit im Auftrag der Nikolaus-Koch-Stiftung den Bedarf für Hochbegabtenförderung in der Region Trier. "Wir erhalten immer Teilergebnisse", sagt Ulrike Dickel, Geschäftsführerin der Nikolaus-Koch-Stiftung. Im April wurden die Ergebnisse einer ersten Befragung vorgestellt. Der Großteil der Befragten begrüße eine Schule für hochbegabte Kinder. "Der Prozentsatz war sehr hoch", bestätigt Dickel.Warten auf das Gutachten

Zu den Befragten gehörten auch die Eltern der Hochbegabten-Initiative Trier (HIT) e.V. Ihnen dauern die Forschungen zu lange. "Seit die Studie im April vorgestellt wurde, haben wir nichts mehr gehört", klagt die Vorsitzende Monika Reinsch. "Hochbegabung muss gefördert werden, sonst könnte es sein, dass die Kinder aggressiv oder zu Klassenclowns werden." Auch Stadt und Land warten auf die Ergebnisse des Gutachtens. "In diesem Stadium kann man nichts Konkretes sagen", so Wolf-Jürgen Karle vom Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend. Schuldezernent Holkenbrink ergänzt: "Erst die Studie stellt die Sache auf wissenschaftliche Füße.""Es gibt viele ungeklärte Fragen", betont Dickel. Die Trägerfrage ist dabei ein zentraler Punkt. In Kaiserslautern und Mainz nimmt sich das Land der Erweiterung seiner Schulen zu Hochbegabtenschulen an. In Trier möchte es für eine neu gebaute Schule jedoch nicht Pate stehen. Laut HIT zeigen die Trierer Gymnasien kein Interesse an einem Anschluss, auch ein privater Träger ist nicht in Sicht. Monika Reinsch: "Auch das finanzielle Kontingent der Kirchen ist ausgeschöpft, und große Firmen gibt es in der Region nicht." Eine Verlagerung des Standortes steht jedoch außer Frage, da dann die Kooperation mit Universität und FH erschwert wäre.In Trier wurde bislang ein Grundstück der Vereinigten Hospitien auf dem Petrisberg, südlich des Geozentrums, in Betracht gezogen. Die Stadt hatte es der HIT nach Absprache mit dem Eigentümer auf Erbpacht in Aussicht gestellt. Der aktuelle Flächennutzungsplan zeigt an dieser Stelle jedoch nur eine grüne Wiese und kein Bauland.Nach Veröffentlichung der Studie will der Vorstand der Nikolaus-Koch-Stiftung erneut über Fragen zur finanziellen Unterstützung, Trägerschaft und zum Standort beraten. Ulrike Dickel: "Wir erwarten in den nächsten Wochen die Ergebnisse."Die Eltern der HIT haben wenig Hoffnung, dass der Unterricht vor dem Schuljahr 2005/2006 beginnen wird. Reinsch: "Es wäre gut, wenn sich bald etwas tun würde. Hier sind Eltern, die ihre Kinder noch gerne in deren Schulzeit in dieser Schule sehen würden."

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