Begegnung auf 35 Stelzen

TRIER. Gut Ding will Weile haben. Voraussichtlich Ende September, fast fünf Monate später als ursprünglich vorgesehen, bezieht die Dom-Information ihr Domizil vis à vis der Liebfrauenstraße.

Auch wenn man es von außen nicht sieht: Die Baustelle im Garten der Kurie "von der Leyen" an der Ecke Domfreihof/Liebfrauenstraße gehört zu den interessantesten weit und breit. Auf 35 Stelzen hat Architekt Karl Peter Böhr das künftige Dom-Informationszentrum gestellt. Eine außergewöhnliche Konstruktion mit sprichwörtlichem tiefen Sinn. Der Neubau steht über höchst geschichtsträchtigem Boden. Genau dort, wo Agritius (314-329) die erste Bischofskirche nördlich der Alpen errichtete. 17 Jahrhunderte später sollte das erst bei den Ausschachtungsarbeiten vor drei Jahren entdeckte und vom Bistumsarchäologen Winfried Weber ergrabene kostbare antike Erbe keinen Schaden nehmen. Bis zu neun Meter unter die heutige Erdoberfläche reicht die Gründung. "Eine aufwändige und komplizierte Angelegenheit", berichtet der örtliche Bauleiter Kurt Müller und liefert damit den Grund für die Verzögerung im Bauzeitenplan. Jeder einzelne Standort der 35 Stahl- und Beton-Stützen musste individuell bestimmt, von Statikern abgesegnet und teilweise von Hand gegraben werden. Hinzu kam die schwachbrüstig strukturierte Kurienmauer, die Müller und seine Kollegen erst einmal sichern mussten. Wie in St. Maximin: Zugängliche Ausgrabungen

Nun steht der Rohbau, und die Innenausbau-Arbeiten laufen. Als offiziellen Eröffnungstermin peilt Prälat Franz-Josef Gebert Freitag, 26. September, an - rund fünf Monate später als vor Jahresfrist angekündigt. "Es ist zwar schade, dass wir das neue Informationszentrum nicht zu den Heilig-Rock-Tagen in Betrieb nehmen konnten, aber kein Beinbruch", sagt der 54-Jährige, der als Mitglied des Domkapitels das Projekt koordiniert. Zwei Millionen Euro einschließlich Zuschüssen vom Bistum zahlt die Dom-Chefetage für das Info-Zentrum - laut Gebert eine gute und notwendige Investition in die Zukunft der Kathedrale, die jährlich mehr als eine Million Besucher anzieht, die weitaus meisten von ihnen aber mit ihren Fragen allein lässt. Die Dom-Information will das leisten, was bisher zu kurz kam: Sie wird Service- und Anlaufstelle sein, Auskünfte, Führungen, Info-Material, Workshops und vieles mehr bieten. "Wir schaffen einen Ort der Begegnung, an dem Kirche einen neuen Weg der Vermittlung christlicher Werte geht", nennt der gebürtige Schweicher ein weiteres Herzens-Anliegen. "Mindestens zwei Mitarbeiter stehen den Besuchern auch an Wochenenden mit Rat und Tat zur Verfügung", kündigt Andrea Riesbeck an. Die 39-Jährige leitet die Dom-Information, die seit ihrer Gründung 2001 im Generalvikariat untergebracht ist. Von dort aus leistet sie die organisatorische Aufbauarbeit, bastelt an Konzepten und erweitert das Internet-Angebot ( www.dominformation.de). In gut vier Monaten wird aus der virtuellen Einrichtung endlich ein handfester Publikumsbetrieb an prominenter Stelle. Andrea Riesbeck und ihr Team arbeiten über der Wiege des Trierer Christentums. Die unterirdischen Ausgrabungen werden künftig zugänglich sein - aus Platzgründen nicht für den Massentourismus, sondern ähnlich wie in St. Maximin für kleinere Gruppen.

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