Behindert und doch selbstbestimmt

Es war eine "Menschen ganz nah"-Geschichte wie viele andere im Trierischen Volksfreund. Doch der Artikel vom 11. Dezember zog weite Kreise. Donate Kreutz, über die damals berichtet wurde, wird noch heute häufig darauf angesprochen. Jetzt geht sie mit einer Info-Veranstaltung in die Offensive.

 Managt ihre Büroarbeiten selbst: Donate Kreutz erstellt die Einsatzpläne für ihre Assistentinnen eigenständig und erntet damit große Bewunderung. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Managt ihre Büroarbeiten selbst: Donate Kreutz erstellt die Einsatzpläne für ihre Assistentinnen eigenständig und erntet damit große Bewunderung. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier-Süd. Sie wirkt entspannter als beim letzten Besuch der TV-Mitarbeiterin vor zwei Monaten, lacht häufiger. Donate Kreutz war am 11. Dezember vergangenen Jahres Hauptperson bei "Menschen ganz nah". Den Artikel hatte sie selbst initiiert. "Weil ich das Arbeitgebermodell bekanntmachen möchte", sagt die 39-Jährige, die aufgrund einer nerven- und muskelzerstörenden Erbkrankheit auf den Rollstuhl angewiesen ist. Donate Kreutz ist die einzige Assistenznehmerin in der Region Trier. Mit anderen Worten: Sie ist Arbeitgeberin für zehn persönliche Assistentinnen. "Die ersetzen mir im wahrsten Sinn des Wortes Hand und Fuß, rund um die Uhr. Ich suche mir meine Leute persönlich aus, kann mich auf sie verlassen und fühle mich sicher." Zudem sei sie unabhängig von den Zeiten der Pflegedienste. So könne sie in ihrer eigenen Wohnung im Schammatdorf leben und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, wann immer sie möchte.Gerlinde Döring brachte den Stein für den Folgeartikel ins Rollen. Sie rief bei der TV-Redaktion an und berichtete über die positiven Effekte des Berichtes. "Frau Kreutz war sichtlich froh, endlich einmal angesprochen zu werden", sagt die 66-Jährige, die die junge Frau einmal wöchentlich in einer Krankengymnastikpraxis trifft. "Ich sehe noch heute, wie sie sich gefreut hat, als sie angeredet wurde." Denn die Leute reagierten anders als bei gesunden Menschen. "Jetzt haben sie vor ihr mehr Achtung. Und sie hat Mut gemacht. Auch den ,Gesunden', die es nun wagen, mit ihr zu sprechen.""Ich hab Sie in der Zeitung gesehen", so wird Donate Kreutz jetzt häufig angesprochen. "Die Leute fragen mich: ,Machen Sie das ganz alleine.'" Und sie fügt grinsend hinzu: "Die finden das saugut und haben Respekt vor meiner Arbeit." Leider würde sie nur selten nach Details gefragt. Die würde sie sehr gerne erzählen, denn der Schwerbehinderten liegt viel an ihrem Lebensmodell. Schließlich hat sie einen langen, beschwerlichen Weg hinter sich. "Jahrelang musste ich ertragen, dass mich die Leute vom Pflegedienst unsanft durch die Gegend geschoben haben.""Mich stört, dass ich immer noch die Einzige in Trier bin mit dem Modell." Das soll anders werden. Deshalb hatte sie sich Ende November mit dem TV in Verbindung gesetzt. Mit Erfolg, denn aufgrund des Artikels hat sich im Januar eine Fernsehredakteurin vom Südwestrundfunk bei ihr gemeldet. Daraus entstand ein Bericht für die "Landesschau". Donate Kreutz bedauert nur, dass zu wenig Zeit gewesen sei, alles detailliert zu erklären. Aus diesem Grunde habe sie für den 28. Februar eine Informationsveranstaltung zum Thema "Arbeitgebermodell" organisiert. Ab 15 Uhr werden im Schammatdorf-Zentrum Christian Bayerlein vom Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen (ZsL) Koblenz und Norbert Brings vom ZsL Bad Kreuznach referieren. Anmeldung zur Info-Veranstaltung unter Telefon 0651/30555.

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