Behinderte sichtbar machen

TRIER. Eine Selbsthifeorganisation feiert Geburtstag: Vor 30 Jahren gründeten behinderte Menschen den Club Aktiv, um ein selbst bestimmtes Leben führen zu können und auf ihre Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Heute ist die Organisation einer der größten Anbieter für Hilfs- und Betreuungsdienste in der Region.

Was heute als Selbstverständlichkeit scheint, ist ein hart erkämpftes Recht: Ende der 60er Jahre begannen behinderte Menschen in Deutschland, sich zu organisieren und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Das Ziel der Bewegung war, in Zusammenarbeit mit Nichtbehinderten eine Umwelt zu schaffen, in der alle Menschen gleichberechtigt leben können.In Trier gründete sich der Club Aktiv formal am 4. November 1973 - nach rund 18-monatigen Vorarbeiten. Das erste Service-angebot der sich gerade erst formierenden Organisation war ein Fahrdienst zu den Clubtreffen - organisiert auf ehrenamtlicher Basis.Harte Arbeit zeigt Erfolge

Regelmäßige Treffen zu Frei-zeitaktivitäten, Vorträge, Tagungen sowie gemeinsame Urlaubs- und Studienfahrten standen im Mittelpunkt des Vereinslebens. Wichtiges Ziel war es, behinderte Menschen in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Gleichzeitig setzten sich die Mitglieder des Club Aktiv für eine barrierefreie Umwelt ein.Die Arbeit zeigte erste Erfolge: Einige Bordsteine wurden abge-flacht, rollstuhlgerechte Tele-fonzellen aufgestellt und die ersten öffentlichen Behinderten-Toiletten eingerichtet.Die Mitglieder des Club Aktiv beschränkten sich nicht darauf, zu fordern, ergriffen auch selbst die Initiative. 1979 stellte der Verein seine erste hauptamtliche Mitarbeiterin ein. Zum Geschäfts-führer wurde Paul Haubrich berufen, der dem Club seit den Anfängen angehört und sein Amt bis heute innehat."Dass behinderte Menschen Sachen selber entscheiden wollen, ist immer noch nicht in allen Köpfen", sagt Haubrich. Bei vielen politischen Entscheidungen würden zwar Kostenträger und Dienstleister beteiligt, Selbsthilfegruppen aber nur unzureichend gefragt.Der Club Aktiv bietet heute eine große Bandbreite an Service-Leis-tungen an - für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen. Haubrich: "Die Rolli-Fahrer fallen immer auf, aber eigentlich sind andere Behinderungen stärker bei uns vertreten." Zu den Angeboten des Clubs gehören die individuelle Schwerstbehinderten-betreuung, bei der Menschen zu Hause rund um die Uhr versorgt werden können, und ein Fahrdienst. Die Organisation betreibt eine von vier Trierer Sozialstationen, die ambulante Pflege für behinderte und kranke Menschen anbietet. Der Club führt eine integrative Kindertagesstätte, eine Tagesförderstätte für behinderte Erwachsene und bietet Tagespflege für Senioren an.Sein Jubiläum feiert der Club aktiv mit drei Veranstaltungen, barrierefrei erreichbar für Behinderte und Nichtbehinderte: Die integrative Band "Station 17" aus Hamburg spielt am Donnerstag, 9. Oktober, um 20 Uhr im Kulturzentrum Tufa. Die 1988 gegründete Formation hat bislang fünf Alben aufgenommen und ist diverse Male durch Deutschland getourt. Mit "Good Bye Lenin" kommt am Sonntag, 12. Oktober, um 10.30 Uhr im Filmsaal der Volkshochschule im Palais Walderdorff einer der erfolgreichsten deutschen Filme des Jahres auf die Leinwand."Ein Fenster zu Kunst - Trierer Künstler für Behinderte" heißt eine Ausstellung, die am Sonntag, 19. Oktober, um 11 Uhr in den im Frühjahr bezogenen Räumen des Club Aktiv in der Schützenstraße eröffnet wird. Der Clou: Die von 30 Trierer Künstlern gestifteten Arbeiten kommen unter den Hammer, der Erlös kommt dem Club Aktiv zu Gute.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort