Behörden: Moselsteg ist machbar

Trier · Ein Steg am nördlichen Moselufer wäre rechtlich möglich. Das haben die zuständigen Behörden auf TV-Anfrage bestätigt. Der Investor, der das Gelände Castel Feuvrier bebaut, hatte zuvor erklärt, die Anlage nicht bauen zu dürfen.

Der Moselsteg war der Clou des Architektenentwurfs: Vom Fußweg von der Zurmaiener Straße aus führt der Weg über den Deich und in großzügigen Stufen hinunter zur Mosel. Mehrere Meter ragt der eigentliche Moselsteg übers Ufer aufs Wasser. Zum Flanieren und Verweilen sollte der Moselsteg dienen, warb Architekt Manfred Müller für seine Idee. Erfolgreich: Zusammen mit dem Investor Porta Nova GmbH gewann Müller mit diesen Plänen den öffentlichen Bieterwettbewerb um Kauf und Bebauung des ehemaligen Militärgeländes Castel Feuvrier an der Zurmaiener Straße. Eine Handvoll anderer Architekten und Projektentwickler schaute in die Röhre. "Der Steg war das, was uns an dem Siegerentwurf gereizt hat - da haben wir uns alle drauf gefreut", sagt ein Stadtratsmitglied, das ungenannt bleiben will.

Doch der Steg kommt nicht. "Der Moselsteg lässt sich so nicht realisieren, die Schifffahrt spricht dagegen, ein solches Querbauwerk in die Mosel ist uns von den Behörden nicht erlaubt worden", erklärte Investor Helmut Klein kürzlich (der TV berichtete). Architekt Müller sekundierte: "Es hat mehrere Gespräche mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Koblenz gegeben, die Behörden haben Bedenken gegen den Steg gehabt."
Doch von diesen Gesprächen wissen die zuständigen Behörden - neben der SGD Nord das Trie rer Wasser- und Schifffahrtsamt - nichts. Bei der SGD Nord hatte es zwar einen allgemeinen Termin mit dem Investor wegen der Bebauung des Geländes mit Wohnhäusern und Gewerbeimmobilien gegeben. "Aber Planunterlagen zur Beurteilung eines Moselstegs in wasserwirtschaftlicher Hinsicht wurden uns nicht vorgelegt", erklärt SGD-Sprecherin Sandra Hansen-Spurzem auf TV-Anfrage. Weitere Gesprächstermine gab es nicht.

Letztendlich zuständig für die Steggenehmigung wäre das Wasser- und Schifffahrtsamt in Trier. Doch auch dort weiß man von nichts: "Bei uns haben weder Investor noch Architekt eine Stellungnahme zu dem geplanten Moselsteg angefordert, es gab auch keine Gespräche", erklärt WSA-Sprecherin Charlotte Kurz. Und: "Grundsätzlich ist eine Steganlage als Plattform an dieser Stelle möglich, da die Schifffahrtsrinne dort weit am anderen Moselufer entlangführt, so dass ausreichend Platz für einen Steg wäre."

Was der wahre Grund dafür ist, dass die Porta Nova GmbH (siehe Extra) den Steg nicht baut, wollen weder Architekt Müller noch Porta-Nova-Geschäftsführer Klein erklären. Mehrere schriftliche und telefonische Nachfragen des TV ließen sie unbeantwortet.

Für die Trierer Stadtverwaltung ist das Aus des Moselstegs kein Drama: Es sei durchaus üblich, dass zwischen dem frühen Stadium eines Investorenwettbewerbs und der Realisierung Änderungen stattfinden, erklärt Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani auf TV-Anfrage. Bei ihren eigenen Planungen für das Moselufer hätte die Stadt zudem den Moselsteg bei der SGD Nord thematisiert. Dabei sei "allen sehr schnell klar" gewesen, dass ein solcher Steg "weder technisch noch wirtschaftlich nachhaltig umzusetzen und zu erhalten" sei. Denn bei Hochwasser würden "enorme Kräfte und Schwemmgut freigesetzt", weswegen ein "solches Bauwerk derart massiv gebaut und mit dem Boden verankert werden müsste, dass es auf keinen Fall angemessen wirtschaftlich umsetzbar ist", sagt Kaes-Torchiani.Meinung

Fische bringen keine Rendite
Die Porta Nova GmbH hat sich das Filetstück Castel Feuvrier mit fragwürdigen Mitteln unter den Nagel gerissen: Erst tritt Helmut Klein als Geschäftsführer der renommierten IRP auf, um unter diesem Deckmäntelchen ein Geschäft für zwei unbekannte Privatinvestoren einzutüten. Dann werden Traumschlösser präsentiert, die der Investor offenbar nie realisieren wollte. Denn der Moselsteg ist machbar - wenn nicht quer zum Flusslauf, dann als Plattform parallel zum Ufer. Das haben die Behörden bestätigt. Zugegeben: Einfach wäre der Bau nicht. Das kann sich allerdings jeder an drei Fingern ausrechnen - erst recht Architekt und Investor -, der fünf Minuten über die Probleme nachdenkt, die wechselnde Pegelstände, Überflutungen und die damit verbundene starke Strömung an einem Hochwasserfluss mit sich bringen. Der Moselsteg wäre also technisch aufwendiger und damit teuer geworden - und das will sich die Porta Nova GmbH anscheinend nicht leisten. Fische und Spaziergänger bringen eben keine Rendite. Der Steg war für den Investor nur Mittel zum Zweck, ein Köder, um die Entscheider für sich zu gewinnen. c.wolff@volksfreund.deExtra

Mit dem Aus für den Moselsteg gerät Helmut Klein nicht das erste Mal in die Schlagzeilen. Bereits als es 2011 um den Verkauf des Castel Feuvrier ging, gab es Verwirrungen: Klein trat darin auf als Vertreter der Immobiliengesellschaft Rheinland-Pfalz (IRP), deren Geschäftsführer er damals noch war. Zusammen mit Architekt Manfred Müller gewann Klein den Wettbewerb. Bund und Stadt verkündeten, dass das Gelände "an den künftigen Projektentwickler, die Mainzer Immobiliengesellschaft Rheinland-Pfalz", verkauft worden sei. Das stimmte allerdings nicht: Denn Klein war bei dem Geschäft zwar als Geschäftsführer der IRP aufgetreten, das Gelände wollte er allerdings für die Porta Nova GmbH erwerben, hinter der zwei luxemburgische Privatinvestoren stecken. Stadt und Bund, dem das Gelände bis dato gehörte, klärte Klein über seine Doppelidentität nicht auf. Bis zu den TV-Recherchen war dem Bund nicht bewusst, an wen er sein Areal tatsächlich verkauft hatte. Die IRP trennte sich wenig später von ihrem Geschäftsführer Klein. Klein ist nun Geschäftsführer der Porta Nova GmbH. Firmensitz ist die Herzogenbuscher Straße, unter der angegebenen Telefonnummer antwortet allerdings lediglich ein Steuerberaterbüro. Das wiederum verweist an die Impasio Immobilienmanagement GmbH in Zweibrücken, bei der Klein eine Telefonnummer und eine E-Mail-Adresse besitzt. woc

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