Bei Bedarf auch nachts im Einsatz

TRIER. Trier-West und Pallien gelten nicht gerade als Vorzeige-Stadtteile. Nach dem Klischee leben dort viele Menschen von Sozialhilfe, die Jugendlichen treiben sich herum und sind kriminell. Doch die Polizei sieht das anders: Die Jugendkriminalität sei nicht höher als anderswo, sagt der Bezirksbeamte Günter Eiden. Ein Grund dafür sei das starke Engagement kirchlicher Organisationen.

"Im Großen und Ganzen sind die Kinder und Jugendlichen nicht anders als in anderen Vierteln auch", sagt Eiden. Sicherlich gebe es immer wieder Probleme wegen Ruhestörungen, Sachbeschädigungen oder Körperverletzungen. "Es tut sich schon einiges", meint der Bezirkspolizist, doch erstaunlich sei das nicht angesichts der hohen Zahl an Kindern. Sein Zuständigkeitsbereich sei einer der kinderreichsten in Trier.Einen plausiblen Grund für das negative Image der beiden Stadtteile kann auch Uwe Kunz nicht erkennen. Der Beauftragte für Jugendstrafsachen beim Polizeipräsidium Trier betont, dass gravierende Delikte auch in Trier-West und Pallien den "negativen Höhepunkt" der Polizeiarbeit darstellten. Es seien nur wenige Jugendliche, die mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt geräten. Dass die soziale Zusammensetzung der Einwohnerschaft etwas über die Kriminalität aussage, ist für Kunz schlichtweg ein Vorurteil: "Arme Leute sind nicht gleich kriminelle Leute."Dennoch kann nach Konz‘ Ansicht mangelnde Erziehung und Betreuung von Jugendlichen in wachsende Kriminalität münden. Eine umso höhere Bedeutung kommt nach Überzeugung des Experten für Jugendkriminalität der Jugendarbeit zu: Sie erfülle nicht nur "eine ganz wichtige Integrations-Arbeit", sondern leiste auch konkrete Vorbeugung von Straftaten.Das ist Präventionsarbeit, wie sie Pater Reinhard Büker, der Leiter des Don-Bosco-Jugendwerkes an der Gneisenaustraße, und seine Mitarbeiter tagtäglich leisten. An die 500 Jugendliche nutzen nach Bükers Worten die Angebote seiner Einrichtung, die von Sport und Spiel über Tanz- und Bastelkurse bis zu Werk- und Computerstunden oder einer abendlichen Disco reichen. Kinderreiche Familien, viele Alleinerziehende, schwangere Mädchen - die Gründe, warum Jugendliche abseits des Elternhauses Betreuung benötigen, sind vielfältig, sagt Büker. Manche Eltern seien schlicht mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert.Zusammen mit seinen fünf Mitarbeitern ist der Priester immer für die Jugendlichen da - wenn es sein muss, auch nachts. Allerdings sei die Arbeit nicht einfacher geworden, gesteht Büker. Da die staatlichen Zuschüsse den steigenden Kosten nicht angepasst würden, habe er in diesem Jahr zwei Praktikantenstellen streichen müssen.Dennoch ist das Jugendwerk in Trier-West längst eine Institution geworden: Inzwischen heiße es bei den Jugendlichen nur noch, "ich geh‘ zum Pater", erzählt Ortsvorsteher Helmut Kress. "Die kirchlichen Organisationen sind hier sehr engagiert", lobt er.20 Mitarbeiter betreuen 120 Kinder

Das gelte nicht nur für das Jugendwerk, sondern auch für das Dechant-Engel-Haus der Caritas. Dort betreuen mehr als 20 Mitarbeiter in zwei Spiel- und Lernstuben sowie einem Hort knapp 120 Kinder. Im Unterschied zu anderen Einrichtungen versuche die Caritas, mit der so genannten "Gemeinwesenarbeit" auch die Eltern der Kinder und die anderen Bewohner des Viertels zu erreichen, erklärt Birgit Pütz, die Leiterin der Spiel- und Lernstube.Ähnlich wie Pater Büker zieht sie eine positive Bilanz ihrer Arbeit: "Im Vergleich zu früher hat sich einiges verbessert", sagt sie. So sei die Zahl der jugendlichen Analphabeten stark zurück gegangen. Allerdings sieht Pütz durch den zunehmenden Verfall der ehemaligen Kasernengebäude den Erfolg der Jugendarbeit gefährdet: "Das ist eine schlimme Entwicklung." Am Samstag in unserer Serie "Trier - ganz nah": Wildschweinplage am Markusberg.

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