Beim Gala-Büfett über die Mosel

TRIER. Kaffeefahrten mit Personenschiffen kennt jeder. Dass man deftige Hausmannskost auf den "Ausflugsdampfern" verspeisen kann, ist auch nichts Neues. Neu sind jedoch die "Schlemmerfahrten", die jeden Sonntagvormittag am Zurlaubener Ufer starten - mit kleiner Fahrt und großem Gala-Büfett.

Wochenend' und Sonnenschein - ideale Rahmenbedingungen für eine Flussfahrt, denn schließlich liegt die Mosel vor der Tür, und am Zurlaubener Ufer wartet die "Undine II". Hellblaue Festmacher verbinden sie mit dem festen Boden, doch über den Steg kommen heute nicht nur Familien und ältere Leute an Bord, sondern auch massenweise Tabletts, Platten und Schüsseln mit Pastetchen, Krabben, Lachs, Gulasch, Mousse au chocolat und anderen Leckerbissen: "Winterschifffahrt inklusive Mittagsbüfett" steht auf dem Fahrplan - zweieinhalb Stunden Schlemmen und sanftes Gleiten durch das ruhige Moselwasser erwarten die Passagiere.Pastetchen und Kassler im Schlafrock

"Wir machen diese Schlemmerfahrten dieses Jahr zum ersten Mal", sagt Patrick Schmitt, Koch und Matrose auf der "Undine II" und Mitarbeiter der Personenschifffahrt Kolb. Er ist normalerweise für das leibliche Wohl der Fahrgäste zuständig, doch bei den "Schlemmerfahrten" wird das komplette Büfett von der Wittlicher Catering-Firma Bungert geliefert, mit der die Firma Kolb bei Sonderfahrten schon seit längerem zusammenarbeitet.Weil sich die Gäste auch zu den neuen sonntäglichen "Schlemmerfahrten" vorher anmelden, kann der Catering-Firma eine ungefähre Anzahl der Portionen genannt werden. "In der Regel bekommen wir einige Tage vor der Fahrt Bescheid", erklärt Dirk Böling, Mitarbeiter der Bungert-Gastronomie. Man bereite aber trotzdem mehr für das Büfett vor - für die unangemeldeten Gäste. "Das Büfett ist ein richtiges Gala-Büfett - Edelfisch, gefüllte Poulardenbrust, da ist für jeden was dabei", schwärmt Böling. Bisher habe es sich in jedem Fall gelohnt - das Angebot werde gut angenommen.11.45 Uhr. Die "Undine" hat vor einer Viertelstunde sachte abgelegt, und die ersten Passagiere haben sich schon ihre Vorspeisen geholt. Etwa 45 Schlemmerlustige sind an Bord - Sitzplätze gibt es in dem 40 Meter langen und acht Meter breiten Schiff für bis zu 300 Passagiere. Doch immerhin: Die Tische an den Fenstern sind fast alle besetzt. Noch beachtet keiner die glitzernden Sonnenstrahlen auf der Wasseroberfläche - das Büfett fordert die gesamte Aufmerksamkeit. Und was da appetitlich angerichtet geboten wird, braucht sich nicht zu verstecken: gebratene Zucchini, verschiedene Fischsorten als Vorspeisen, Pastetchen und Kassler im Schlafrock, mehrere warme Gerichte zur Auswahl, Weincreme, Mousse, Obstsalat und diverse Kuchen als Nachspeise - da läuft so mancher mehrere Male zu den auf Tischen aufgebauten Speisen, die über gut die Hälfte der Länge des Fahrgastraumes angeboten werden."Kann man wirklich empfehlen!", ist um 13 Uhr vom Tisch der Familie Burg zu hören. Mutter, Vater, Kinder, Großeltern - sie alle sind extra für die Schlemmerfahrt aus der Nähe von Zell nach Trier gekommen, als "Geburtstagsgeschenk für die Eltern".Eine Trierer Familie ist mit spontan angemeldeten Gästen gekommen - "das ist doch eine gute Gelegenheit, man muss nicht kochen, kann schön essen und dabei die Landschaft genießen", sagt der Vater. Auch eine Familie aus Belgien hat übers Internet von der Schlemmerfahrt gelesen und genießt das Essen und die gemächliche Fahrt auf der Mosel. Eine ältere Dame vermisst immerhin "einen etwas flotteren Service - die Teller bleiben recht lange auf dem Tisch stehen, das ist nicht so schön". Das Essen aber sei "traumhaft gut" gewesen.Zweieinhalb Stunden beschauliche Fahrt

Kurz vor Schweich dreht die "Undine II" elegant auf dem Teller und summt leise wieder in Richtung Anlegestelle zurück. Wenige Passagiere haben sich an Deck begeben und genießen die Herbstsonne. Ein paar Graureiher stehen unbeweglich am Ufer; zwei ältere Herren rauchen ihr Verdauungszigarettchen an der Reling. Weit ist die Schlemmergesellschaft auf ihrem Wasserweg nicht gekommen in den zweieinhalb Stunden. "Wir fahren sehr gemütlich, soll ja erholsam sein", sagt Kapitän Hans-Günter Lebelt, der seit eineinhalb Jahren auf der "Undine II" unterwegs ist. Etwa elf Stundenkilometer langsam ist das 1986 gebaute Schiff auf solch beschaulichen Fahrten.Trotzdem heißt es wachsam sein: Eine Gruppe Ruderer flitzt auf den Bug zu und kommt der "Undine" gefährlich nahe. "Die wissen gar nicht, was die riskieren", sagt Lebelt ruhig. "Wenn die in die Schiffsschraube kommen, bleibt nur noch Hackfleisch übrig."Hackfleisch ist unter Deck nicht übrig geblieben, dafür aber jede Menge Fisch und Pasteten - fast die Hälfte des riesigen Büfetts. "Ja, es ist schade, und leider dürfen wir aus hygienischen Gründen nichts an die Leute verteilen, beispielsweise an Bedürftige", sagt Patrick Schmitt, als die "Undine" pünktlich um 14 Uhr angelegt hat und die Passagiere gut gelaunt von Bord gegangen sind.Das Personal darf sich immerhin so viel mitnehmen, wie es möchte - der Rest wird weggeworfen. "Wenn im Sommer mehr Fahrten gemacht werden, muss ich eigentlich nie zu Hause kochen", sagt Schmitt lachend und wickelt sich noch ein großes Stück Brie in Alufolie ein.Info: Die Schlemmerfahrten auf der "Undine" starten jeden Sonntag um 11.30 Uhr am Zurlaubener Ufer und dauern bis 14 Uhr. Anmelden kann man sich unter der Telefonnummer 0651/26666, aber auch eine spontane Teilnahme ist möglich Die Fahrten sollen noch bis Ende Dezember stattfinden. Wenn die Probephase weiter erfolgreich verläuft, ist an eine Fortsetzung gedacht.

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