Bekennender Ur-Trierer

TRIER. Typisch Walter Schrage. Der 66-jährige Vize-Vorsitzende des Vereins Trierisch und Leiter des Mundartstammtischs ist – unverkennbar – der Verfasser des nebenstehenden Gedichtes zum heutigen Martins-Tag. Er engagiert sich mit Vorliebe für den Erhalt der "Trierer Spraoch": "Denn wenn die untergeht, dann ist ein Teil unserer Kultur verloren."

 Walter Schrage vor dem St.-Martin-Relief am Martinskloster. Foto: Roland Morgen

Walter Schrage vor dem St.-Martin-Relief am Martinskloster. Foto: Roland Morgen

"Montag Volleyball, Dienstag Männergesangverein, Mittwoch Kirchenchor, Donnerstag Skat, Freitag: meistens Fußball-Spruchkammer. Sonntag wandern oder Kirchenchor. Aber samstags kann es durchaus passieren, dass ich zufällig mal daheim bin." Walter Schrage gehört nicht zu den Leuten, denen im Ruhestand die Decke auf den Kopf fällt. Ganz im Gegenteil. Bei der Aufzählung der Vereine, in denen er aktiv und oft in verantwortlicher Position mitmischt, kommt er erst nach gut einem Dutzend ins Grübeln: "Aber es sind noch einige mehr." Schon deshalb ist der quirlige frühere Angestellte der Kassenärztlichen Vereinigung in seiner Heimatstadt bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Sein überaus lockeres, aber nie verletzendes Mundwerk tut ein Übriges. Walter Schrage ist immer für einen flotten Spruch gut, allermeistens natürlich auf Trierer Platt. Das hat Tradition. "Bei uns daheim wurde grundsätzlich Mundart gesprochen." Und weil der in Trier-Nord aufgewachsene und heute in der Franz-Ludwig-Straße wohnende Schelm "su schien trijerisch schwätzen" kann, hagelte es schon in jugendlichem Alter Aufträge: "Walter, machste wat..." - zu Vereins-Feierlichkeiten, geselligen Pfarrei-Abenden in St. Ambrosius und natürlich auch im Karneval. Und Walter machte. Zum allgemeinen Plaisir, mal in Prosa, mal Versform (und nie um einen mitunter absonderlichen, aber stets amüsanten Reim verlegen). Im Verein Trierisch fand der "bekennende Ur-Trierer" seine "sprachliche und ideelle Heimat", lernte Mundart-Großmeister Werner Becker kennen und verehren und ließ sich gerne in die Pflicht nehmen. Seit elf Jahren leitet er als Nachfolger von Addi Merten den traditionellen, alle drei Monaten stattfindenden Mundartstammtisch. Dort gibt er mit Vorliebe eigene Werke zum Besten, von denen es einige gar zu Radio-Ehren brachten. Die Aufnahmen im Rundfunkstudio bereiteten Schrage eine ganz spezielle Freude: "An den Blicken der Tontechniker vom Südwestrundfunk und vom Saarländischen Rundfunk konnte ich erkennen, dass die Jungs brutto höchstens die Hälfte verstanden." Bei den traditionellen Mundarttreffen stößt Schrage auf "vollstes Verständnis". Immerhin lauschen bis zu 100 Besucher andächtig den Interpreten-Vorträgen. Der nächste Stammtisch ist am Dienstag, 6. Dezember, 20 Uhr, im Warsberger Hof (Dietrichstraße). Thema: Nikolaus, Advent, Weihnachten; Eintritt wie immer frei. Rund fünf Dutzend Geschichten und Gedichte umfasst sein bisheriges Œuvre. Das wäre doch genug Stoff für ein Buch - aber Schrage winkt ab: "Die Herstellung ist mir zu teuer. Wer sich für meine Sachen interessiert, wird im Stadtarchiv fündig." Zurzeit arbeitet er unter anderem an einem Werk mit dem Arbeitstitel "Winter im Nells Ländchen". Darin will er auf besinnlich-heitere Art Kindheitserinnerungen verarbeiten: "Der Nells Park war meine Heimat, mein Spielplatz." Wann er damit zu Potte kommt, ist ungewiss. "Ich habe keine Eile, aber immer viel zu tun." Klar: Montag Volleyball, Dienstag Männergesangverein...

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