Belebung für das Ambiente

TRIER. Am Samstag hebt sich der Vorhang für die erste öffentliche Veranstaltung im "Forum" des Casinos am Kornmarkt. Der schmucke 150-Personen-Saal ist das einzige, was von der Idee eines "Bürgerhauses" in der früheren französischen Offiziersmesse übrig geblieben ist.

Michael Ophelders freut sich am meisten. Endlich hat der Schauspieler mit dem charakteristischen Lockenkopf eine Spielstätte für sein Leib- und Magenprojekt gefunden, das Ein-Personen-Stück "Der Kontrabass" von Patrick Süskind. Und mehr noch: Die Geschichte vom trinkfesten Orchestermusiker mit der philosophischen Ader hat die Ehre, am kommenden Samstag den funkelnagelneuen "Forum"-Saal im Casino am Kornmarkt zu eröffnen.Sechs Jahre Ringen um die Zukunft

Damit hat eine lange Leidensgeschichte doch noch ein halbwegs gutes Ende gefunden. Seit die Franzosen das bis zur letzten Glühbirne geräumte Gebäude 1999 übergaben, wurde um die Zukunft des traditionsreichen Komplexes mächtig gerungen. Von Anfang an standen potenzielle Kauf-Interessenten für das Filet-Stück Schlange. Das Bundesvermögensamt hätte kräftig Reibach machen können mit dem lukrativen Verkauf an große Handelsketten. "Es gab Käufer, die wollten nur die denkmalgeschützte Fassade stehen lassen und dahinter alles wegreißen", erinnert sich Oberbürgermeister Helmut Schröer mit Schaudern. Die Stadt schob einen Riegel vor, indem sie, geduldet von der Kommunalaufsicht, von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machte. Freilich unter der Prämisse, das Gebäude kostenneutral weiter zu verkaufen, aber dabei auf öffentliche Belange zu achten. Schnell machte das Wort von einer "bürgerschaftlichen Nutzung" die Rede. Mancher dachte schon an Vereinsräume und öffentliche Säle, natürlich zur möglichst kostenlosen Nutzung. Doch dem Käufer, einem Konsortium aus den Baugesellschaften Triwo und DIC, lag naturgemäß die Rentabilität des Objekts am Herzen. So ging der Großteil des Gebäudes für gastronomische Nutzung und die Erweiterung der Buchhandlung Interbook drauf. Bis auf den Forum-Saal. Das sei "nicht unbedingt die reine Lehre", räumt selbst der OB ein. Aber "ein Kompromiss, der sich sehen lassen kann". Der Saal spiele "eine zentrale Rolle" für die bürgerschaftliche Nutzung. Berthold Breser von Objektgesellschaft "Meet at the Casino" sieht breite Nutzungsmöglichkeiten. Neben dem Theater hat auch der Südwestrundfunk den neuen Saal für seine "SWR3-Nacht" gebucht, Interbook wird Lesungen veranstalten, Firmen wollen hier Präsentationen organisieren. Aber auch eine Hochzeitsgesellschaft hat sich schon angemeldet. Nutzer kann Gastronomie selbst betreiben

500 Euro Grundmiete kostet der Saal im Normalfall, sicher kein Pappenstiel, aber durchaus ortsüblich. Dafür ist der Veranstalter, darauf weist OB Schröer ausdrücklich hin, nicht an einen Caterer gebunden - eine lukrative Möglichkeit, eigene Einnahmen zu erzielen, etwa für Vereine. Mit dem Theater steht ein regelmäßiger Nutzer bereits fest - nicht nur für den "Kontrabass". Im Oktober ist die Hildegard-Knef-Revue "Rote Rosen" geplant. Intendant Gerhard Weber freut sich über das "Entgegenkommen des Eigentümers", verspricht aber im Gegenzug "eine Belebung für das ganze Ambiente". Die Stadt denkt laut OB darüber nach, Veranstaltungen wie "Reden an der Porta" ins Forum zu verlegen. Berthold Breser geht ohnehin davon aus, dass die Nachfrage beträchtlich steigt, "wenn wir demnächst offensiv in die Werbung gehen".

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