Berliner Schnauze mit Charme

Eine quirlige Show für die Fans der jungen Popkultur: Die Fernseh-Moderatorin Sarah Kuttner quasselte im Großen Saal der Tufa Trier frei Schnauze und begeisterte rund 250 Zuschauer mit ihrem Programm "Best of zwei Jahre Kuttner und Lesung".

 Um keinen Kommentar verlegen, redet die Fernseh-Quasselstrippe Sarah Kuttner ihre Fans charmant und keck in Grund und Boden. TV-Foto: Constanze Junk

Um keinen Kommentar verlegen, redet die Fernseh-Quasselstrippe Sarah Kuttner ihre Fans charmant und keck in Grund und Boden. TV-Foto: Constanze Junk

Trier. (cju) Hektisch, spontan, überzeugend, eloquent: Mit 1,59 Meter geballter Wortkraft überzeugte die Berlinerin Sarah Kuttner am vergangenen Dienstag die Fans in der Tufa Trier. Die ehemalige Viva- und MTV-Moderatorin präsentierte am Ende ihrer Lesetournee das Beste aus ihrem aktuellen Buch "Die anstrengende Daueranwesenheit der Gegenwart" und ihren Sendungen "Sarah Kuttner - Die Show" und "Kuttner". In ihren Kolumnen der Süddeutschen Zeitung und des Musikexpress beantwortete sie Fragen, die sich so mancher nicht zu stellen wagt. Aber Sarah erklärt die Welt und das Leben auf ihre Art - nicht ohne kleinere Lästereien und Spitzfindigkeiten, die der sympathischen jungen Frau mit den Kulleraugen jedoch niemand wirklich übel nehmen kann. Auch nicht die begeisterte Zuschauerin Mascha Hansen: "Sie ist einfach individuell und eindrucksvoll." Abgehetzt und ungekämmt erschien sie mit rund 30 Minuten Verspätung auf dem Nachholtermin ihrer Trierer Lesung. In rasantem Sprechtempo bewegte sich die kleine, quirlige, fast vorlaute Berliner Schnauze im Epizentrum des alltäglichen Schreckens und thematisierte mit Hilfe des Publikums Dinge wie Alcopops, Fahrrad fahren oder auch ihr privates Verhältnis zu George W. Busch. Kein Tabu ist ihr zu groß: Clips zur Erotikmesse oder auch einen Gynäkologen mit frechen Fragen löchern. Sarah schreckt vor nichts zurück - vor allem nicht vor der Frage nach den Trends der Intimrasur. Einer muss es ja machen. Rotzfreche Berliner Göre

Mit einer Kreuzung aus charmanten Unverschämtheiten, Schlagfertigkeit und derbem Vokabular wie "2007 ist eine alte Hure" präsentierte sie sich, wie ihre Fans sie lieben: als rotzfreche Berliner Göre. Sie nahm kein Blatt vor den Mund, amüsierte sich lieber unter Niveau, als sich über Niveau zu langweilen. Schelmisch, skurril und schmerzfrei - das fanden auch die Fans. "Sie kombiniert ihren Charme sehr schön mit ihrer spitzen Zunge", begründete Bernadette Berkam ihre Begeisterung. Dass sich Sarah Kuttner vom oblatendünnen Eis des halben Zweidrittelwissens wegbewegt hat und sich auf dem Olymp des Dreidrittelwissens bewegen darf, davon ist nach dem Auftritt jeder überzeugt. Es war das Ende einer Lesetour, das sich sehen lassen konnte.

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