Bernardings Scheitern

Wenn Georg Bernarding das Ziel verfolgt hat, Oberbürgermeister der Stadt Trier zu werden, dann darf er dieses Vorhaben getrost als gescheitert betrachten. Denn die denkwürdige Sitzung des Stadtrates am Donnerstag wird nicht nur seinen Kritikern im Gedächtnis haften bleiben, sondern insbesondere seinen Parteifreunden. Die CDU-Fraktion wird sehr genau registriert haben, wie es Bernarding als einer ihrer vier Repräsentanten im Stadtvorstand schaffte, die Mehrheit des Rates so heftig gegen sich aufzubringen, dass sich eine Koalition aus SPD, UBM und Grünen bildete und die gesamte Verwaltungsspitze aufs Korn nahm. Die Ablehnung des Nachtragshaushaltes war ohne Zweifel ein Frontalangriff der aufgebrachten Kommunalpolitiker. Das Schlimme ist: Der Stadtrat hat Grund dazu, der Verwaltung zu misstrauen. Allzu offensichtlich wurde versucht, dem Gremium Mehrkosten für den Ausbau des Moselstadions unterzujubeln, die zuvor absehbar gewesen sein mussten. Eine weitere Vorlage über Zusatzkosten bei der Arena deutet ebenfalls in diese Richtung. Über die handwerklichen Fehler des Sport- und Sozialdezernenten wird schon seit längerem hinter vorgehaltener Hand gemunkelt. Kürzlich mussten intern Etats umgeschichtet werden, weil Bernarding, so hieß es, eine Million Euro zu viel ausgegeben hatte. Sehr zum Leidwesen der anderen Dezernenten, die dieses Geld einsparen mussten. Noch mehr als das missfällt Freund und Feind die Art, wie Bernarding auf Kritik zu reagieren pflegt. Wer so borniert an seiner Meinung festhält und so wenig politisches Gespür aufbringt wie am Donnerstag der Saarländer, der wird kaum Mehrheiten zimmern können. Genau diese Qualität muss jedoch jemand mitbringen, der Oberbürgermeister werden will. Georg Bernarding könnte sich ein Beispiel an Helmut Schröer nehmen. Der versteht es nicht nur meisterhaft, die Leute auf seine Seite zu bringen. Der OB hält sich selbst auch stets geschickt aus der Schusslinie heraus. Die Ausbaumaßnahme Moselstadion hat ohne Zweifel Schröer auf den Weg gebracht, schließlich sitzt er im Aufsichtsrat der Eintracht und nicht Bernarding. Auch die Arena ist sein liebstes Kind. Dass die Sachen etwas mehr kosten als geplant, darf dann ein anderer ausbaden - im Zweifelsfall der eigene Parteifreund und Stadtvorstands-Kollege. f.giarra@volksfreund.de

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