Berufung als Vollzeit-Job

HEILIGKREUZ. In der Schule "Gutes" erleben und dann für den Rest des Lebens danach handeln – bei Irmgard Carduck (62) fiel die Schulausbildung auf dem Ursulinen-Gymnasium in Aachen auf fruchtbaren Boden. 1967 trat sie dem Orden bei, seit 1994 leitet sie die Blandine-Merten-Realschule und ist neuerdings auch Oberin des Ursulinenklosters in der Bernhardstraße.

Längst nicht jeder Erwachsene denkt gern an seine Schulzeit zurück. Irmgard Carduck aber: "Wie die Ursulinen Bildung und Werte vermitteln, das hat mich zutiefst beeindruckt. Eine rundum gute Sache, eine prägende Erfahrung." So prägend, dass die junge Frau aus Bardenberg bei Aachen nach dem Lehramts-Studium (Deutsch, Geografie) Ursuline wurde. Zum anfänglichen Missmut der Mutter übrigens, die selbst Ursulinen-Schülerin gewesen war. Die Tochter hat ihren Schritt "nie bereut - ganz im Gegenteil".Blandine-Merten-Schule feiert 50. Geburtstag

Das liegt wohl auch an ihrer Wahlheimat Trier. Im Heiligkreuzer Ursulinenkloster lebt und arbeitet Irmgard Carduck seit 1972: "Es hat mich hierher gezogen. Trier ist eine außerordentlich schöne Stadt. Hier fühle ich mich nach wie vor sehr wohl." Und es liegt am Beruf, der für sie mehr Berufung ist. Was sie einst in Aachen erfuhr, gibt sie selbst weiter - mit ungebrochener Begeisterung. "Uns werden Mädchen im Alter von zehn bis 16 Jahren anvertraut. Wir können sie ein Stück weit auf ihrem Lebensweg begleiten und manchem Kind auf die Sprünge helfen", betont sie und fügt hinzu: "Wobei es nicht immer gelingt, vor Irrwegen zu bewahren." Persönliche Irrwege kennt Schwester Irmgard nicht: "Ich hab noch immer zurück gefunden", sagt sie lachend und meint damit die Wander- und Klettertouren, die sie in Urlaub in der Nähe von Innsbruck unternimmt. Die jährliche Auszeit in den österreichischen Bergen zählt mit den Spaziergängen in heimatlichen Gefilden ("gerne im Mattheiser Wald") zu den wenigen Freizeit-Aktivitäten außerhalb der einstigen Villa Neuerburg in der Bernhardstraße, dem Kloster der Trierer Ursulinen. Schwester Irmgard lebt und liebt ihren Vollzeit-Job. Ihr Arbeitstag beginnt spätestens um 7 Uhr und endet oft am späten Abend. Neben dem täglichen Gottesdienst und den Aufgaben als Schulchefin mit wöchentlich noch elf Unterrichtsstunden steht auch die Kloster-Leitung auf dem Programm, seit sich Vorgängerin Schwester Catharina mit 75 aus dem aktiven Dienst zurückgezogen hat. Irmgard Carduck denkt noch nicht ans Aufhören: "Mit 65 muss für mich als Rektorin einer Privatschule nicht Schluss sein." Kinder fit machen fürs Arbeitsleben, aber auch "Herzens- und Charakterbildung vermitteln" könnte sie auch noch über 65 hinaus, "sofern die Gesundheit weiter mitspielt und die ADD mir dann von Jahr zu Jahr die notwendige Genehmigung ausstellt". Die Aufgabe reizt sie, obwohl sie in einer entscheidenden Frage ziemlich oft auf verlorenem Posten steht. "Unsere Schule ist ein echter Renner. Viele Eltern legen großen Wert darauf, ihr Kind in die Obhut einer Privatschule zu geben. Aber es ist eine Schizophrenie unserer Zeit, dass vielen Eltern es völlig abwegig erscheint, dass ihr Kind ernsthaft darüber nachdenkt, selbst eine Aufgabe bei den Ursulinen zu übernehmen." Die Problematik kennt Irmgard Carduck aus eigenem Erleben; "Meine Mutter war anfangs gar nicht begeistert, aber später dann doch versöhnt mit der Situation, weil sie sah, dass ich glücklich und zufrieden war." Das ist Irmgard Carduck auch heute noch. Am 27. April feiern die 580 Schülerinnen und das 34-köpfige Lehrerkollegium das 50-jährige Bestehen der Blandine-Merten-Realschule: "Darauf freue ich mich sehr."

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