Besser spät als nie

Zehn Schritte zur Energieeinsparung forderte die CDU in der jüngsten Stadtratssitzung mit ihrem Antrag "Nachhaltige Energiestrategie" von der Stadtverwaltung. Die übrigen Fraktionen stimmten dem Papier zu - allerdings nicht ohne die Christdemokraten als Trittbrettfahrer und Spätzünder zu beschimpfen.

Trier. Glaubt man der CDU, dann sollen in städtischen Räumen künftig Energiesparlampen statt herkömmliche Glühbirnen leuchten. Veraltete Heizungsanlagen sollen auf ihre Wirtschaftlichkeit überprüft und gegebenenfalls durch Holzpelletanlagen ersetzt werden. Ältere Gebäude seien zu sanieren, einfach verglaste Fenster durch "modernste Verglasung" zu ersetzen. Auch auf den Bau von Solaranlagen, Blockkraftheizwerken und Biogasanlagen im Stadtgebiet soll die Stadtverwaltung hinwirken.Inhaltsgleich mit rundem Tisch

Die CDU stellte damit keine unbekannten Forderungen, hatte der Stadtrat doch bereits 2005 den "runden Tisch Energie" mit der Entwicklung einer Handlungsanweisung in eben diesen Punkten beauftragt. Und auch der Energiebericht von 2006 deckt sich in seinen Ergebnissen mit den Forderungen des CDU-Papiers. Den Mitgliedern der übrigen Fraktionen blieb daher auch beinahe hörbar die Luft weg, als Thomas Albrecht nach der Vorstellung des CDU-Antrags den Rat um Zustimmung zum Antrag bat. Schließlich gehörte die CDU in den vergangenen Jahren nicht zu den Fraktionen, die für den Umweltschutz stets bereit gewesen wären, Abstriche in anderen Bereichen in Kauf zu nehmen. Warmes Freibad auch an kalten Tagen

"Er hat's begriffen, auch wenn's ein bisschen länger gedauert hat", polemisierte Rainer Lehnart denn auch prompt. Wieder habe die CDU eine gute Idee lange blockiert, um dann später "so zu tun, als wäre sie auf dem eigenen Mist gewachsen", warf Lehnart den Christdemokraten vor. Gerd Dahm von den Grünen zerpflückte den Antrag im Detail: "Sie fordern, dass Thermostate in städtischen Gebäuden auf ihre Genauigkeit überprüft werden sollen, und dabei haben wir immer noch Schulen, die noch gar keine Thermostate haben! Sie fordern die Abschaffung von Nachtspeicherheizungen, wie wir sie in etlichen Schulen haben. Wissen Sie überhaupt, über welche Investitionen wir da reden?" Dahm kritisierte weiter scharf, dass die CDU den Bau von Solaranlagen fordere, gleichzeitig aber nicht auf die Beheizung des Nordbads per Erdgasverbrennung verzichten wolle, obwohl das Nordbad bereits eine Solaranlage auf dem Dach hat, die das Wasser zum Vormittag hin erwärmen könne. "Auch bei vier Grad kalten Mai-Nächten müssen wir Frühschwimmern im Nordbad morgens um 6.30 Uhr 24 Grad warmes Wasser anbieten", wehrte sich CDU-Mann Ulrich Dempfle und konterkarierte damit den Antrag der eigenen Fraktion.Selbst die UBM konnte sich Polemik gegen die Schwesterpartei im Geiste nicht verkneifen: "Auch eine späte Einsicht ist eine richtige Einsicht - ich bin nur gespannt, wie die Haushaltsberatungen aussehen werden", kommentierte Hans-Alwin Schmitz. Thomas Egger (FDP) warnte die CDU ebenfalls: "Ich werde mir Ihren Antrag abheften und bei den nächsten Haushaltsberatungen hervorholen." Denn auf Worte müssten Tagen folgen - wolle man den CDU-Antrag verwirklichen, müssten andere Investitionen zurückgestellt werden.

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