Bessere Ausbildung für Lehrer

TRIER. Landtagswahlkampf: Über bildungspolitische Perspektiven in Rheinland-Pfalz diskutierten Vertreter der Landtagsfraktionen von SPD, CDU, FDP und Bündnis 90/Die Grünen in der Aula des Friedrich-Spee-Gymnasiums (FSG).

Auf Einladung des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz und des Landesverbandes der Realschullehrer erläuterten die Fraktionsvertreter die bildungspolitischen Aspekte des jeweiligen Wahlprogramms und stellten sich den nicht immer angenehmen Fragen der Zuhörerschaft.Gegliedertes Schulsystem

Manfred Nink (SPD), Mitglied des Bildungsausschusses im Landtag, sagte, dass "Kinder auf Schulen gehen, für die sie nicht vorbereitet sind". Daher müsse bereits in den Kindertagesstätten Wissen vermittelt werden. "Ziel muss auch sein, die Wertschätzung der Arbeit der Lehrkräfte zu erhöhen", sagte Nink und erntete Beifall vom Publikum, das selbst größtenteils aus Lehrern und Pädagogen bestand. Werner Kuhn, FDP-Fraktionsvorsitzender und zugleich Oberstudienrat a.D., sprach sich für das gegliederte Schulsystem, bestehend aus Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien, aus und wandte sich gegen die Konzepte eines integrativen Schulsystems. "Der Lehrernachwuchs stellt jedoch ein Problem dar", sagte Kuhn, "vor allem im naturwissenschaftlichen Bereich gibt es einen großen Lehrermangel." Zudem konstatierte er "zu viele Fehlleitungen" im Schulsystem. Viele Kinder würden von der Grundschule eine Empfehlung für einen Schultyp erhalten, der ihren Bedürfnissen gar nicht entspreche. Frühe Begabtenförderung sollte dazu beitragen, diese "Fehlleitungen" zukünftig zu vermeiden. Erhard Lelle von der CDU kündigte an - getreu dem Regierungsprogramm der Christdemokraten - "900 neue Lehrer in Rheinland-Pfalz einzustellen". Zudem trage die Unterrichtsversorgung, also der möglichst geringe Unterrichtsausfall, maßgeblich zur Qualität des Schulsystems bei. Der bildungspolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Nils Wiechmann, stellt die Bedeutung des Schulsystems für die Funktionsfähigkeit der Gesellschaft heraus. "Gute Bildung ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft", sagte er und merkte an, dass die "Orientierung an den bildungspolitisch erfolgreichen Ländern wie Finnland von Vorteil für das deutsche Bildungssystem sein kann". In der Diskussion mit dem Publikum mussten sich die Bildungsexperten kritische Fragen gefallen lassen. "Das deutsche Bildungssystem ist nur auf Schüler-, nicht aber auf Lehrerebene selektiv", kritisierte eine Zuschauerin, "in den PISA-Erfolgsländern ist es aber genau umgekehrt." So richtig antworten wollte niemand - Werner Kuhn verwies auf Schwierigkeiten im internationalen Vergleich, sein Koalitions-Kollege Nink konstatierte einen bereits begonnenen Reformprozess, "der aber noch zehn bis 15 Jahre brauchen wird". Ausbildung der Lehrkräfte

Über die Ausbildung neuer Lehrkräfte bestanden ebenfalls unterschiedliche Auffassungen. "Bereits in der Ausbildung müssen angehende Lehrkräfte differenziert werden", kommentierte eine Zuschauerin. "Die Auslastung der Lehrer muss wissenschaftlich analysiert werden", sagte Erhard Lelle, dann habe man eine bessere Wissensgrundlage. Die Vertreter der Verbände erläuterten ihre Standpunkte. "Wir sind dafür, das gegliederte Schulsystem beizubehalten", erklärte der stellvertretende Vorsitzende des Philologenverbands, Malte Blünke, "die strukturelle Unterrichtsausfallquote von 2,9 Prozent ist zu hoch." Ähnlich äußerte sich Bernd Karst vom Realschullehrerverband: "Die frühe Schaffung eines Vertrauensverhältnisses zwischen Schule und Eltern ist wichtig." Der Verband spreche sich für eine Abschlussprüfung in Realschulen aus.

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