Bestens versorgt in der Wahlheimat

BIEWER. (rm.) Von Beruf ist Uli Backes Fondsbuchhalter für eine Luxemburger Bank, die meisten Trierer aber kennen "Ulle" als Musiker: Als Gitarrist und Sänger der "Funkis" sowie der "Rotnasigen Rentiere". Der 38-Jährige wohnt mit Frau und Töchtern in Biewer und schreibt als Gastautor zum Auftakt unserer Biewer-Serie über das Leben im Stadtteil.

Wenn mir vor zehn Jahren jemand prophezeit hätte, dereinst in Biewer zu leben, so hätte ich ihm wohl gesagt, gesagt, er hätte eine "Baus". Damals war ich gerade von einem mehrmonatigen Aufenthalt in der taiwanischen Hauptstadt Taipeh (drei Millionen Einwohner) zurückgekommen und nichts schien mir ferner, als in einen der dünn besiedelten Vorstadtbezirke zu ziehen. Also zog ich mit meiner Frau Claudia und Tochter Elena nach Alt-Barbeln in Triers Süden. Nun ist Trier auch nicht der Nabel der Welt und Trier-Süd nicht Manhattan, dennoch genoss ich die Nähe zur City und zur Gastronomie. Als Elena dann zwei Jahre alt und somit auch dementsprechend mobil wurde, die Gilbertstraße für Kleinkinder außer Kopfsteinpflaster nichts weiter zu bieten hatte, kam uns der Gedanke, der Tochter ein Aufwachsen in natürlicher Umgebung zu ermöglichen und der Stadt den Rücken zu kehren. Da Claudia aus Biewer stammt, lag es nahe, ein Domizil in der Nähe der Schwiegereltern zu beziehen. Bislang kannte ich Biewer als Bestandteil einer lokal geprägten Weisheit ("Ehrang, Pfalzel, Biewer - alles ein Kaliber") und auf dem Weg zur Bezirkssportanlage Pfalzel, wo ich als Kreisklassenfußballer des TuS Pallien meine Heimspiele austrug, "dauerte" Biewer etwa 30 Sekunden. Mittlerweile ist die Familie mit der Geburt meiner Tochter Franca vor knapp fünf Jahren größer geworden, und wir haben hier unsere Wurzeln in die Erde geschlagen."Hei bleiwe mer kläwe"

Der Stadtteil hat erstaunlich viel zu bieten: Auf unzähligen Wegen um Biewer kann man die Natur genießen, sofern dies an den nahezu alpinen Steigungen am Josterberg, zur Bausch oder zum Schusterskreuz überhaupt möglich ist. Nachdem ich beim Fußball meines Kreuzbandes entledigt wurde und die Treter am Nagel hingen, begann ich die Gegend auf Adi Dasslers Rappen zu erforschen, wobei mir als Stadtkind jedes Mal das Herz aufgeht, wenn mir beim Joggen ein Reh oder sonst ein heimisches Waldtier begegnet. Etlichen Spaziergängern dient Biewer als Endpunkt ausgiebiger Wanderungen. Gestärkt mit prima Viez und einer Schinkenschmier in einem der unzähligen Ausflugslokale fällt der Rückweg nur halb so schwer, notfalls per Stadtbus. Kommt man bei einer Fahrradtour oder einem Spaziergang auf dem Moselradweg an Biewer vorbei, kann man die seit etwa einem Jahr renaturierte, jetzt wieder überirdische, Mündung des Biewerer Bachs in die Mosel bewundern, was nur durch jahrelanges Engagement des damaligen Ortsvorstehers Dieter Birkel möglich wurde. In Biewer ist man bestens versorgt. Außer der üblichen Filiale der Gebrüder Albrecht finden sich noch etliche meist kleine Geschäfte, die einem fast alles bieten, was man braucht. In der Bäckerei oder in der Metzgerei findet man darüber hinaus immer ein Gespräch über die wichtigen und unwichtigen Dinge des Lebens. Da macht das Einkaufen noch Spaß. Auch meine Kinder leben gerne Biewer. Sowohl im vorbildlichen Kindergarten St. Jakobus, in den meine Tochter Franca geht oder in der sehr modernen Grundschule, in der Elena das zweite Schuljahr besucht, wird viel für die Kleinen getan. Obwohl jede Schule nur mit begrenzten Mitteln ausgestattet ist, wurde hier ein toller Schulhof gestaltet, der den Jugendlichen mittags als Treffpunkt dient. Dies alles ist ohne den meist ungedankten Einsatz Einzelner nicht möglich. Hier zeigt sich die freundliche und offene Art der Biewerer. Ob im Karneval oder im Sport oder in einem der unzähligen Vereine zeigen sie immer vollen Einsatz. Für uns gilt deshalb der Satz aus dem Biewerer Lied: "Hei bleiwe mer kläwe."

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