Bis Spätherbst kommt der Sportplatz

Die Kröten sind weg, jetzt rollen die Bagger: Am Montag beginnen die Erdarbeiten für den Bau des neuen Sportplatzes auf der Trimmelter Höhe. Im späten Herbst soll die Kunstrasen-Anlage fertig sein. Mehr als eine Million Euro kostet alleine der erste Bauabschnitt. Erst gab's Finanzprobleme, dann waren die Kröten "im Weg": Beim neuen Tarforster Sportplatz mussten bislang etliche Hürden genommen werden, wie unsere Chronik zeigt.

 Drei Männer, ein Plan: Landschaftsarchitekt Helmut Gehendges bespricht mit Bauleiter Marco Buchholz und Baustellenleiter Christoph Sabel (von links) den Sportplatzbau. TV-Foto: Christiane Wolff

Drei Männer, ein Plan: Landschaftsarchitekt Helmut Gehendges bespricht mit Bauleiter Marco Buchholz und Baustellenleiter Christoph Sabel (von links) den Sportplatzbau. TV-Foto: Christiane Wolff

Trier-Tarforst. Kröten lieben es feucht und dunkel. Um sich zu paaren, kommen sie nachts aus ihren unterirdischen Löchern. Durch lautes Quaken wird dann nach dem richtigen Partner gefahndet.

Auf dem Eckgelände gegenüber dem Tarforster Einkaufszentrum ist das Quaken verstummt. Denn vergangenen Sommer und dieses Frühjahr wurden die dort heimisch gewesenen Kreuzkröten systematisch "abgesammelt". Nicht durch vom Paarungsgequake genervte Anwohner, sondern von Fachleuten, die die Stadtverwaltung mit dem Amphibienfang beauftragt hatte.

Denn so lange die als stark gefährdet geltenden Kreuzkröten noch quakten, durfte mit dem Bau des seit Jahren geplanten Sportplatzes nicht begonnen werden. "Die Paarungsrufe sind in den letzten Tagen ausgeblieben und die Fangergebnisse zurückgegangen. Das lässt den Schluss zu, dass die Kreuzkröten-Population weitestgehend umgesiedelt werden konnte", teilt der städtische Pressesprecher Jürgen Backes auf TV-Anfrage mit. Seit März seien neben 286 Kreuzkröten auch "Bei fänge" wie Frösche und Molche in neue Lebensräume umge siedelt worden.

Von der Trimmelter Höhe in die Kenner Flur

Wurden die Fänge vom vergangenen Sommer noch in das nahe Biotop Olbeschgraben "ausquartiert", ging's in diesem Jahr in die Kenner Flur. In dem Retentionsgebiet der Mosel seien Laichgewässer angelegt und Vegetation und Gelände so verändert worden, dass die Kreuzkröten die so entstandene "Mondlandschaft" gut annehmen würden, informiert Backes.

Die Kröten waren das letzte Hindernis, das es zu nehmen galt im seit über einem Jahrzehnt währenden Kampf der Tarforster für den Kunstrasenplatz (siehe Chronik). Abgesegnet von der Oberen Naturschutzbehörde rollen ab Montag die Bagger. Läuft alles glatt, könnte die Anlage im Spätherbst fertig sein, hofft Bauleiter Marco Buchholz.

Der Kunstrasenplatz wird auf einer 3,5 Zentimeter hohen Elastik-Tragschicht aus Gummigranulat und Quarzsand hergestellt. Darunter liegen 25 Zentimeter Schotter und eine Drainage. Vorteil: Der Platz bleibt auch in Frost- und Regenperioden bespielbar. Eine Beregnungs-Anlage soll die Haltbarkeit der Anlage sichern und Verbrennungsverletzungen und Staubentwicklung reduzieren. Damit die 13 Jugend- und fünf Seniorenfußballmannschaften des SV Tarforst auch abends trainieren können, ist eine Flutlichtanlage geplant. Ein Basketballfeld und ein vom Deutschen Fußballbund finanziertes Kleinspielfeld ergänzen das sportliche Angebot. Dazu kommen Ballfangzäune, Stehtribünen sowie ein Technik- und Geräteraum.

Für den ersten Bauabschnitt sind 773 000 Euro eingeplant, das Land übernimmt davon 285 000 Euro.

Die notwendige Infrastruktur - Parkplätze, Anbindung des Geländes an Straßen und Wege, Geländebearbeitung sowie Ver- und Entsorgungsleitungen - kostet noch einmal rund 300 000 Euro, finanziert aus dem Entwicklungsprogramm "Tarforster Höhe". Später sollen für 377 000 Euro neue Umkleiden und Sanitär-Einrichtungen entstehen. Bis dahin nutzt der Verein die Umkleiden, Duschen und Toiletten der alten Sportanlage auf der anderen Seite der Kohlenstraße. 1998: Der Tarforster Ortsbeirat beantragt den Bau einer neuen Sportanlage, aus Kostengründen schiebt die Verwaltung den Wunsch Jahr für Jahr auf.

April 2006: Der Stadtrat fasst den Baubeschluss für eine Kunstrasenanlage auf der Trimmelter Höhe: Überrascht sind die Fraktionen von den 1,4 Millionen, die der Platz kosten soll. Bis dato waren 600 000 Euro im Gespräch.

Oktober 2006: Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) lehnt als Obere Finanzbehörde den Sportplatzbau ab. Grund: Die Stadt sei zu hoch verschuldet, der Sportplatz nicht "unabweisbar".

November 2006: Der damalige Oberbürgermeister Helmut Schröer schaltet sich ein: In einem Brief an den Mainzer Innenminister beschwert er sich über das Nein der ADD. Schröer hat Erfolg: Innen minister Karl Peter Bruch verspricht, sich persönlich um die Angelegenheit zu kümmern.

April 2007: Aus Mainz kommt das OK zum Sportplatzbau, Triers Sportdezernent Georg Bernarding verspricht: "Im Frühsommer geht's los."

Juli 2007: Die Umsiedlung der Kreuzkröten, die die Obere Naturschutzbehörde Monate vorher zur Auflage gemacht hatte, beginnt. Doch mitten im Sommer sitzen die Kröten schon zu tief in ihren Löchern. Die Sammelaktion muss aufs Frühjahr verschoben werden. Mit dem Sportplatzbau hätte bis dato allerdings auch ohne Kreuzkröten nicht gestartet werden können: Die Ausschreibung ist noch gar nicht abgeschlossen.

Februar 2008: Das Absammeln und Umsiedeln der Kreuzkröten wird fortgesetzt.

Ende Juni 2008: Ende der Umsiedlungsaktion.

7. Juli 2008: Die Erdarbeiten zum Sportplatzbau sollen beginnen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort