Bis zu den Wurzeln

TRIER-OLEWIG. Carl von Lieser, Carlos Caldera und Karl-Josef Prüm leben seit 1990 in einem der ältesten Häuser Olewigs. Allerdings nicht in einem Mehrfamilienhaus, denn alle Namen gehören einer Person.

Als Karl-Josef Prüm arbeitet der 50-Jährige als Baumsachverständiger, macht naturkundliche Führungen und verfasst Texte über Naturdenkmäler im Trierer Land. Als Carl von Lieser und Carlos Caldera (früher) - seine Pseudonyme - schreibt er Krimis mit lokalem Bezug. Im Ausstellungssaal der Tuchfabrik war während der Jahresausstellung 2005 der Kulturwerkstatt eine außergewöhnliche, begehbare Installation aufgebaut: Innerhalb eines Zauns aus Weidenzweigen war der Boden dick mit Schafwolle ausgelegt. Daraus wuchsen Stäbe, auf denen, dem Boden enthoben, Köpfen gleich, sieben knorrige Baumwurzeln und drei vergoldete Objekte steckten. "Pilzfruchtkörper", sagt Karl-Josef Prüm. Getrocknete Pilzfruchtkörper, die die kauzigen, verschrobenen Wurzel-Köpfe im ewigen Kampf um das eigene Überleben in der Natur angefangen haben zu zersetzen. Ein Faltblatt gab Auskunft über Titel und Aussage der Installation: "G 7-Treffen vorm Jüngsten Gericht". "Es war mir wichtig, eine politische Aussage damit zu treffen", sagt Prüm. "Die G 7, die Großen entscheiden. Kleine Länder haben keine Chance, sind ausgeliefert, abhängig davon, was von anderen beschlossen wird." Warum sich der 50-Jährige gerade mit dieser Thematik beschäftigt, wird beim Blick auf seine Vita deutlich. Für drei Jahre arbeitete Karl-Josef Prüm für den Deutschen Entwicklungsdienst in Nicaragua, einem Land, das von Armut, Revolution, Korruption und Bürgerkrieg gezeichnet ist. Dort war er damit beschäftigt, die einheimischen Bauern bei der ländlichen Entwicklung und dem Ressourcenschutz zu unterstützen, Baumschulen anzulegen, Bewusstseinsbildung und Aufforstung als Windschutz gegen Erosion zu betreiben. Sich nach seiner Rückkehr in Deutschland wieder einzuleben, sei schwer gefallen, erzählt Prüm. "Man ist etwas entfremdet, wenn man nach drei Jahren einfachen Lebens wieder in diese komplexe Welt zurückkommt." Während viele Menschen nur der Karriere hinterherlaufen würden, habe sich seine Einstellung zum Leben durch seine Zeit in Nicaragua verändert. Halbtags arbeitet Prüm als Baumsachverständiger, erstellt Gutachten für Behörden und Privatleute über den Zustand und die Verkehrssicherheit von Bäumen im Siedlungsbereich. Durch seine Arbeit hat Prüm seine Heimat neu kennen gelernt, viele Fotos gemacht. Die veröffentlicht er in seinen Wanderführern zu Naturdenkmälern im Trierer Land. Außerdem ist er Mitglied im Verein "Stadt Land Fluss". Dort bietet er Exkursionen an und will den Menschen zeigen, welche Schätze die Region birgt.Krimis mit lokalem Bezug

1989 hat Karl-Josef Prüm begonnen, Artikel für die Katz zu schreiben. Dadurch habe er einen "guten Überblick bekommen, was so in der Stadt läuft". Durch kleine und große Skandale angeregt, verfasste Prüm Kriminalromane - nach Vorbild etwa eines Jacques Berndorf oder Mischa Martini - zunächst als Carlos Caldera, heute unter dem Pseudonym Carl von Lieser. Die Namensgebung ist leicht zu erklären: Caldera ist das spanische Wort für Kessel, und einen Kraterkessel gibt es auf Prüms Lieblingsinsel der Kanaren, La Palma. Ob "Schwarzer September", "Die Affäre D." oder "Vorsicht Rotlicht!" - lokale Bezüge sollen in den Büchern des 50-Jähren, der in Lieser geboren ist, erkennbar sein. "Wenn man alles frei erfindet, wäre es nicht mehr authentisch." Der Reiz, einen Krimi mit Lokalkolorit zu schreiben und zu lesen, liege auch darin, Bekanntes wieder zu finden: "Auch von Karl-Josef Prüm steckt eine Menge in den Geschichten. Wer mich sehr gut kennt, kann auch da vieles entdecken." Carl von Liesers neues Buch ist im Druck und soll noch in diesem Monat veröffentlicht werden.

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