Bischof: "Meine Bank ist gepolstert und geheizt"

TRIER. Das Bistum Trier hat seit Anfang des Jahres einen neuen Verwaltungschef: Am Freitag wurde Georg Holkenbrink (43) offiziell in sein Amt als Generalvikar eingeführt, Vorgänger Werner Rössel verabschiedet. Der 58-jährige Rössel bleibt dem Bistum als Dompropst erhalten

Dass der Generalvikar - neben dem Bischof - einer der wichtigsten Männer im Bistum ist, wissen auch katholische Laien. Nur: Was macht ein Generalvikar eigentlich? "Er sitzt mit dem Bischof auf einer Bank, ist die Stimme seines Herrn", erklärt Reinhard Marx, um rasch hinzuzufügen, damit keine Missverständnisse auftreten: "Nur mein Teil der Bank ist gepolstert und geheizt. Und der Bischof hat gelegentlich Auslauf, während sein Generalvikar immer hinterm Schreibtisch hockt." Wenn dem tatsächlich so ist, kann Werner Rössel eigentlich froh sein, endlich einen anderen Job zu haben. Elf Jahre lang war er "die Stimme seines Herrn", erst die von Alt-Bischof Hermann-Josef Spital (79), dann die seines Nachfolgers Reinhard Marx (51). Dort saß der 58-Jährige zuletzt noch mal auf einer wirklichen harten Unterlage: Unter Rössel wurden die Sparbeschlüsse des Bistums gefasst. Von der aufbrausenden Kritik bekam der Verwaltungschef denn auch das meiste ab. "Wir haben menschlich und dienstlich außerordentlich gut zusammengearbeitet", lobte der Bischof Rössel am Freitag bei der offiziellen Stabübergabe an Georg Holkenbrink. Der ehemalige Studienleiter und Beauftragte für Heiligsprechungsverfahren sitzt schon seit zwei Wochen auf Rössels Stuhl im Generalvikariat. Besser gesagt auf seinem eigenen, denn der Stuhl ist das bislang einzige Möbelstück, das der alte Generalvikar auch in sein neues Büro eine Etage tiefer mitgenommen hat. "Die Bilder kommen auch noch ab", sagt Rössel. Und eine bronzene Pieta aus dem alten Büro schenkte ihm der Bischof zum Abschied, der keiner ist. Den Job als Generalvikar ist Werner Rössel zwar los, doch dafür hat er gleich eine Handvoll neuer Ämter bekommen: Dompropst, Kanzler der Bischöflichen Kurie, Bischofsvikar für weltkirchliche Aufgaben und - seit der ATK-Sitzung vom Wochenende - auch Prinzenkaplan. Zumindest bei der letzten Ernennung ist hinter den Kulissen ein wenig gemauschelt worden, ist doch Triers diesjährige Karnevalsprinzessin Barbara I. Rössels (ehemalige) rechte Hand."Ich bin unordentlich und chaotisch"

Während sich der scheidende Generalvikar in den vergangenen Monaten ein wenig darauf freuen konnte, künftig etwas mehr Zeit für seine Hobbies Musik und Literatur zu haben, drückte Nachfolger Georg Holkenbrink noch einmal die Schulbank. Mit einem umfangreichen Traineeprogramm bereitete sich der Sohn von Ex-Verkehrsminister Heinrich Holkenbrink auf die kommenden Aufgaben vor. Was Reinhard Marx von ihm erwartet, sagte er am Freitag: "Ich bin unordentlich und chaotisch, brauche daher einen Generalvikar, der dem entgegenarbeitet."

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