Bistum streicht, Stadt und Kreis legen drauf

TRIER. Der Schock war groß im Jahr 2004. Das Bistum Trier verkündete drastische Sparpläne für die nächsten Jahre, notwendig geworden durch ständig steigende Kirchenaustritte und entsprechend sinkende Kirchensteuer-Einnahmen. Ab 2008 will das Bistum 22 Prozent der Kosten im Bereich der Kindertagesstätten einsparen. Doch Stadt und Kreis springen in die Bresche.

Das Sparpaket des Bistums verursachte hohe Wellen und sorgt auch heute noch für heiße Diskussionen. "Kein Bereich kommt ungeschoren davon", hieß es damals. Die Streich-Liste wurde zum gefürchteten Papier in der Region, viele Betroffene reagierten mit Protest-Stürmen und auch Demonstrationen. Das Thema ist auch drei Jahre später noch hochaktuell.Kreis zahlt 380 000 Euro

45 Kindergärten im Kreis Trier-Saarburg stehen in der Trägerschaft der katholischen Kirche. 1,45 Millionen Euro fallen pro Jahr allein an Personal- und Sachkosten an, dazu kommen 300 000 Euro an Verwaltungskosten. Ab 2008 will das Bistum hier den Rotstift ansetzen - doch der Kreis wird die Summe drauflegen, die die Kirche streichen will. Nach Verhandlungen, die mehr als ein Jahr in Anspruch nahmen, unterzeichneten Generalvikar Georg Holkenbrink und Landrat Günther Schartz (CDU) gestern eine Vereinbarung über Ausgleichszahlungen des Kreises. Laut Mitteilung des Bistums gibt es auch eine "gleich lautende" Vereinbarung mit der Stadt Trier, die noch unterzeichnet werden muss. Ein notwendiger Schritt, denn der Kreis Trier-Saarburg ist ein Ausnahmefall. Generell will das Bistum, in dessen Trägerschaft 546 Einrichtungen in Rheinland-Pfalz und im Saarland stehen, seine Einsparungen durch die Schließung einzelner Gruppen an Standorten mit stark sinkender Kinderzahl erreichen. Da in Trier-Saarburg jedoch die Bevölkerung im Unterschied zu allen anderen Landkreisen in Rheinland-Pfalz nach wie vor zunimmt, muss der Kreis die Einsparungen des Bistums mit Ersatzleistungen kompensieren. "Um die Sparvorgaben umzusetzen und in Zukunft auf neue Anforderungen flexibel reagieren zu können, war diese Vereinbarung notwendig", erklärte Generalvikar Holkenbrink. Angebote werden sogar erweitert

Die Konsequenz: Keine Kita wird geschlossen. "Im Gegenteil", betont Landrat Günther Schartz, "die Angebote werden erweitert." Öffnungszeiten werden ausgedehnt, Ganztagsplätze eingerichtet. Der Kreistag hat der Vereinbarung mit dem Bistum Ende 2006 zugestimmt (der TV berichtete). 380 000 Euro wird der Kreis ab 2008 zahlen. Das Bistum trägt alle Angebotserweiterungen und die damit zusammenhängenden Personalkosten mit, auch wenn dies für 2006 und 2007 noch Mehrausgaben verursacht. Sollten Baumaßnahmen erforderlich sein, zahlt das Bistum einen Zuschuss von 35 Prozent. "Dank der Vereinbarung ist sichergestellt, dass unsere Träger sich ihren inhaltlichen Aufgaben auch in Zukunft stellen können", lobt Holkenbrink die Übereinkunft und die gute Zusammenarbeit mit dem Kreis. Es sei dem Bistum wichtig, auch zukünftig als freier Träger präsent zu sein und weiter gute Betreuung anbieten zu können. "Die katholische Kirche bietet in ihren Einrichtungen praktische Unterstützung für mehr als 4000 Kinder", unterstrich der Generalvikar.

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