"Bitte lasst meinem Mann die Blumen"

Im Oktober werden die Tage düster. Allerheiligen naht. Angehörige schmücken die Gräber ihrer Verstorbenen mit Blumen. Doch dreiste Diebe kennen kein Tabu: Auf den Trierer Friedhöfen werden Blumen gestohlen, wertvolle Bäume ausgegraben, und noch nicht einmal vor Kindergräbern machen die Langfinger Halt.

 Helga Csap ist entsetzt: Unbekannte klauen regelmäßig die Blumen vom Grab ihres Mannes auf dem Friedhof St. Paulin.TV-Foto: Christiane Wolff

Helga Csap ist entsetzt: Unbekannte klauen regelmäßig die Blumen vom Grab ihres Mannes auf dem Friedhof St. Paulin.TV-Foto: Christiane Wolff

Trier. "Wir hören beinahe täglich, dass Blumen, Gestecke, Kerzen und ganze Beete von Gräbern wegkommen", sagt Thomas Spies. "Von Kindergräbern wird sogar Spielzeug geklaut, das Mütter dort hingelegt haben." Dem Mitarbeiter des Blumengeschäfts Freis am Hauptfriedhof fehlen die Worte für die Pietätlosigkeit der Diebe. "Es ist einfach nicht nachvollziehbar, die Angehörigen sind traurig und entsetzt, wenn ihnen das passiert." Eine Dame habe sogar mal aus Verzweifelung einen Zettel aufs Grab gelegt. "Bitte lassen Sie meinem Mann die Blumen!", appellierte sie an die Langfinger.

Auf dem Friedhof St. Paulin schaut Helga Csap täglich nach, ob die Blumen auf dem Doppelgrab, in dem ihr Mann und ihr Sohn liegen, noch da sind. Vier Mal stand sie in den vergangenen Monaten vor einem abgeräumten Grab. Nicht nur auf frische Sträuße, auch auf die künstlichen Gestecke, die Csap das tägliche Gießen sparen, hatte der Dieb es abgesehen. "Wer Blumen vom Friedhof klaut, dem müssten die Hände abfallen", macht die 68-jährige Kürenzerin ihrer Wut Luft. Einmal hat sie ein Kind erwischt, das Blumen von den Gräbern abgeräumt hat. "Die Mutter saß auf der Bank am Friedhofstor und hat die Blumen, die das Mädchen ihr brachte, in einer Tasche verschwinden lassen", erzählt die Witwe. "Ich hab die Frau dann angesprochen, aber sie ist einfach weggerannt."

Dem Grünflächenamt ist das Problem bekannt. "Wir haben rund 40 bis 50 Beschwerden im Jahr", sagt der städtische Pressesprecher Ralf Frühauf. Besonders auf den Friedhöfen in den großen Stadtteilen Süd und West und auf dem Hauptfriedhof komme Grabschmuck weg. "In den kleineren, eingemeindeten Stadtteilen gibt es das Problem dagegen kaum", erklärt Frühauf.

Gestohlen werde sogar von frisch angelegten Gräbern. "Teilweise werden sogar wertvolle Pflanzen ausgegraben", sagt Frühauf. Zum Beispiel ein japanischer Fächerahorn. "So was kostet in der Gärtnerei rund 40 Euro, der Baum wurde ganz gezielt geklaut", berichtet Frühauf. Auch teure Grablampen im Wert zwischen 150 und 200 Euro seien gestohlen worden. "Für die Angehörigen ist das nicht nur ein finanzieller Verlust, viele empfinden die Diebstähle als Störung der Totenruhe ihrer Angehörigen." Die Mitarbeiter des Grünflächenamts, das für die Pflege der städtischen Gräberfelder zuständig ist, müssten dann häufig trösten. Die Friedhofsgärtner sind angehalten, die Augen offen zu halten. "Aber es ist unheimlich schwer, jemanden zu überführen", bedauert Frühauf. Einen Menschen anzusprechen, der an einem Grab kniet oder dort mit Blumen hantiert, ist schließlich nicht ganz einfach. Täuscht man sich in seinem Verdacht, brüskiert man im ungünstigen Fall einen Trauernden.

Polizei rät: Auch kleinere Diebstähle anzeigen!



Trotzdem: "Man sollte sich nicht scheuen, die Polizei zu rufen, wenn man verdächtige Beobachtungen macht", betont Polizei-Pressesprecherin Monika Peters. Bislang werden die Friedhofs-Diebstähle häufig nicht angezeigt. "Aber nur, wenn uns die Taten bekannt sind, haben wir eine Chance zu handeln", sagt Peters. Eine Anzeige sei dabei nicht erst möglich, wenn eine teure Grablampe gestohlen werde. "Auch bei Gestecken und Blumensträußen kann eine Strafanzeige Sinn machen - der Tatbestand ist ja der gleiche, unabhängig vom Wert des Diebesguts."

Welche Maßnahmen müssen Ihrer Meinung nach getroffen werden, um dem Friedhofsklau entgegenzuwirken? Schreiben Sie uns maximal 30 Druckzeilen à 30 Anschläge (circa 900 Zeichen) mit der Angabe Ihres Namens und Ihrer Anschrift an echo@volksfreund.de.

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