Bitte zusammenrücken

TRIER. Falls sich die Zahl der Obdachlosen auf Trierer Straßen in nächster Zeit sprunghaft erhöhen sollte, muss das nichts mit Sozialpolitik zu tun haben. Zum Wintersemester werden mehr als 3000 neue Studenten in Trier erwartet, und keiner weiß, wo die nötigen Wohnungen herkommen sollen.

Am 10. September schlägt für viele frisch gebackene Studenten die Stunde der Wahrheit: Dann schickt die Zentralstelle zur Vergabe von Studienplätzen in Dortmund ihre Bescheide für das Wintersemester raus. Von Kiel bis Garmisch wird dann in etlichen der amtlichen Mitteilungen unter der Rubrik "Studienort" das Wörtchen Trier vermerkt sein.Schon am nächsten Tag dürfte sich die Telefon-Frequenz bei der Wohnraumvermittlung des Studentenwerks drastisch erhöhen. Schließlich ist ein Dach überm Kopf das wichtigste, was vor dem Umzug an die Mosel geklärt werden muss.Aber genau auf diesem Sektor hat Trier in diesem Jahr wenig zu bieten. Dabei hört man aus Dortmund, dass die "Zuteilung" gerade 2003 besonders üppig ausfallen soll. Nimmt man die Direkt-Bewerbungen an Uni und FH dazu, dann rechnet das Studentenwerk für das Wintersemester mit "3000 Neuankömmlingen oder mehr".Dann wird es so richtig eng. Denn alle 1500 Wohnheimplätze, die das Studentenwerk zu vergeben hat, sind bereits belegt. "In Trier fehlen 300 zusätzliche Wohnheimplätze", betonen Uni-Präsident Peter Schwenkmezger und Studentenwerk-Geschäftsführer Günter Koenen in einer gemeinsamen Erklärung. Doch alle Appelle, Abhilfe zu schaffen, scheiterten zuletzt an der Finanzknappheit von Bund und Land.Nun droht im Oktober eine Eskalation. Koenen und Schwenkmezger wollen eine Situation wie im Vorjahr möglichst vermeiden. "Damals blieben für Neuankömmlinge erstmals nur Notunterkünfte in der Turnhalle", erinnert sich der Präsident. Abhilfe könnten da nur die Trierer Vermieter schaffen. Nach öffentlichen Appellen zauberten sie in den letzten Jahren stets noch freien Wohnraum hervor. Auch diesmal hofft Geschäftsführer Koenen, dass "wie 2002 spontan reagiert wird".Die Verantwortlichen setzen auf das, was sie "gewachsene Vermietertradition" nennen. Viele Bürger schätzten die Studierenden seit Jahrzehnten "als pünktliche Mietzahler und belebendes Element in der Trierer Wohnungslandschaft". Zudem seien sie ein "nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor für die Stadt und die Region", heißt es in einer Pressemeldung.In der Tat hat das Deutsche Studentenwerk errechnet, dass der durchschnittliche "Studi" monatlich 637 Euro für den Lebensunterhalt aufwendet, davon ein Drittel für die Miete.Studenten lassen Kassen klingeln

Bei insgesamt 16 000 Studenten in Trier eine erkleckliche Summe, die zum Großteil vor Ort ausgegeben wird. Wenn man denn die Gelegenheit dazu hat. "So langsam wären wir gerne fertig mit Suchen! Es ist anstrengend, immer abrufbereit zu sein, um keine Chance zu verpassen", sagt Nina Manthey aus Morbach. "Und dann immer die Fahrt nach Trier - manchmal umsonst, weil Termine nicht eingehalten werden".Asta-Sozialreferentin Vera Hagemann kennt ein anderes Problem: "Viele Wohnungen werden nur über Makler vergeben. Das schreckt Studenten ab, sie haben nicht das Geld, auch noch Provision zu zahlen." Eine gemeinsame Plakat-Aktion von Studentenwerk und Asta soll potenzielle Vermieter animieren, die Wohnungen gleich dem Studentenwerk zu melden. So hofft man, dass die Trierer und ihre unmittelbaren Nachbarn ein Stück zusammenrücken, um den Neulingen einen erfolgreichen Start an der Mosel zu ermöglichen. Wer Wohnraum zur Verfügung stellen will, kann die 0651/201-3550 anrufen, werktags von 8 bis 16 Uhr (freitags bis 14 Uhr).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort