Bitten zwecklos: Biewerer Filiale wird dichtgemacht

Trier-Biewer · Die Sparkasse (SPK) Trier wird ihre Filiale in Biewer schließen. Nicht einmal ein Geldautomat soll bleiben. Dies hat der SPK-Vorstand in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats Biewer erklärt. Gegen die SPK-Entscheidung vom 29. April (der TV berichtete) waren auch fast 400 Unterschriften aussichtslos.

 Auslaufmodell: Die Sparkassen-Filiale Biewer. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Auslaufmodell: Die Sparkassen-Filiale Biewer. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Trier-Biewer. "So viele Zuhörer hatten wir noch nie - aber heute geht es im Prinzip auch nur um die Schließung unserer Sparkasse", sagt Ortsvorsteher Andreas Kratz kurz vor Beginn der Ortsbeiratssitzung zum TV. Mit genau 386 Unterschriften gegen die Filialschließung will er ein Zeichen setzen. Rund 20 Biewerer, fast alle Rentner, sind gekommen, um die Sitzung zu verfolgen.Als Gast begrüßt wird Sparkassenvorstandsmitglied Peter Späth. Sollte er vielleicht noch ein Kompromissangebot im Gepäck haben? Doch die Enttäuschung folgt bald. Späth steigt ein mit einer umfassenden Begründung der SPK-Entscheidung, insgesamt 20 kleine Geschäftsstellen in Trier und im Kreis Trier-Saarburg zu schließen. Die europäische Null-Zins-Politik und ihre Folgen, verschärfte Konkurrenz der Banken, besonders aber das veränderte Verhalten der Kunden, die immer stärker auf Online-Banking setzten, lasse die kleinen Filialen regelrecht austrocknen. Späth spricht von einer umfassenden Überprüfung des Zweigstellennetzes, von "Steckbriefen für jede einzelne Filiale", von betriebswirtschaftlichen Zwängen.Zweigstelle ohne Zukunft

Der "Steckbrief" für die an drei Wochentagen mit zwei Mitarbeiterinnen besetzte Filiale Biewer habe als einzige Konsequenz ihre Schließung ergeben. Selbst ein unbesetzter Automatenraum rechne sich in Biewer nicht mehr. Am Ende macht Späth klar, dass er nicht zum Verhandeln gekommen sei, sondern nur seine Pflicht erfüllen und die harte Wahrheit verkünden müsse.Ratsmitglied Otmar Cartarius will das nicht so stehen lassen. Er erinnert an die SPK-Bilanzsumme von 4,13 Milliarden Euro mit rund 30 Millionen Euro operativem Reingewinn. Da fehle das Verständnis, wenn einem Ort wie Biewer mit hohem Altersdurchschnitt die örtliche Geschäftsstelle genommen werde. Cartarius: "Die Sparkasse ist als öffentlich-rechtliche Bank keinen Aktionären verpflichtet, sondern eine kommunale Einrichtung mit einem Versorgungsauftrag. Diese Entscheidung zwingt insbesondere viele ältere Biewerer dazu, künftig für Bankbesuche den Bus nehmen zu müssen. Wenn wenigstens der Geldautomatenraum erhalten bliebe." Und Ortsvorsteher Kratz meint: "Wir können im Prinzip an der Entscheidung nichts ändern. Ich kann Herrn Späth nur die Unterschriften mit auf den Weg geben in der Hoffnung, dass in Biewer noch ein Geldautomat bleibt."Aber auch diese Hoffnung muss Späth nehmen: "Ein Automat lohnt sich in Biewer wegen der geringen Kundenfrequenz nicht mehr. Auch kein ausgelagerter etwa in einem größeren Geschäft."Sein persönliches Fazit zieht Ratsmitglied Cartarius: "Als Sparkassenkunde schon von Kindesbeinen auf bin ich von diesem Unternehmen mehr als enttäuscht." - "Das sind wir auch!", rufen im Chor die Zuhörer.Diese Reaktion verwundere ihn nicht, sagt Späth zum Abschied, "Aber es ist leider meine Pflicht, über die Fakten zu informieren".Meinung

Sind die Kunden selber schuld?Biewer ist kein Einzelfall: Nach dem Schließungs-Rundumschlag der Sparkasse Trier dürften in mehreren Stadtteilen Triers und vielen Orten des Kreises Trier-Saarburg ähnliche Diskussionen anstehen. Fakt ist aber auch, dass die zunehmende Nutzung des Internet-Banking die Daseinsberechtigung vieler Kleinfilialen infrage stellt ist. Das gilt nicht nur für die Sparkasse Trier. Es wirkt aber krumm, wenn die Bankhäuser bei Filialschließungen auf eben dieses Online-Banking verweisen. Eine Abstimmung mit den Füßen sei dies, erklärte der Sparkassen-Vorstand wörtlich in Biewer. Im Umkehrschluss: Die Leute sind selber schuld. Doch hier sollte der Blick mal 15 bis 20 Jahre zurückgehen. Bei der damals stark ansteigenden Zahl der Online-Nutzer wurden die Kunden von den Banken regelrecht ins Internet gedrängt - meist verbunden mit Kostenvorteilen. Gleichzeitig fuhren die Geldhäuser ihre Personalstände und den Direktservice konstant zurück. Der Kunde sollte sich bei Alltagstransaktionen selbst bedienen, eine betriebswirtschaftlich optimale Lösung. Dieses Ziel ist fast erreicht. Das Nachsehen haben nun die Kunden ohne Online-Anschluss und Internetkenntnisse. Und das sind fast ausschließlich die alten Kunden, die jahrzehntelang auf "ihre Bank" gesetzt hatten. trier@volksfreund.de

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