Blasen an den Händen - vom Anschnallen

Angeschnallt? Verbandskasten und Warndreieck dabei? Kindersitz vorhanden? Im Rahmen des landesweiten Kontrolltages (siehe Infokasten) wurden gestern auch in der Stadt Trier Fahrer und ihre Wagen überprüft.

Trier. Was ein Glück, dass es heute nicht regnet. Reinhard Herrig blickt hinauf zum wolkenverhangenen Himmel über Trier. Es ist frisch, aber wenigstens weht kein Wind. Der Trie rer Hauptkommissar ist seit Stunden auf den Beinen - in voller Montur: die Waffe im Holster um die Hüfte und die Dienstmütze tief im Gesicht. "POLIZEI" prangt in weißen Lettern von der Rückseite seiner dunkelgrünen Lederjacke. Es ist elf Uhr vormittags - im Gewerbegebiet "Pi-Park" in Trier-Euren ist bereits jede Menge los. Herrig und drei weitere Polizisten stehen an einer Kreuzung vor einem Baumarkt. Einer winkt mit blinkender Polizei-Kelle Autos an den Straßenrand, die anderen kontrollieren die Insassen und das Fahrzeug. "Guten Tag. Verkehrskontrolle. Führerschein und Fahrzeugpapiere bitteschön", spult Herrig seinen Text ab. Der Kommisar steht vor einem blauen Pritschenwagen, in dem ein rund 40-Jähriger sitzt, der nun nach seinen Papieren kramt. Der Fahrer ist unangeschnallt. Und uneinsichtig. Den Hinweis des Beamten, dass er gegen die Gurtpflicht verstößt, kontert der Ertappte mit Ausflüchten: "Ich fahre täglich rund 100 Kilometer durch die Stadt und muss dabei zigmal anhalten und aussteigen." Vom vielen An- und Abschnallen bekomme er schon Blasen an den Händen. Deshalb verzichte er ab und an bewusst darauf. Ausflüchte wie diese sind kein Einzelfall: "Nicht daran gedacht", "Ich fahr nur kurz um die Ecke" oder "Dafür hab ich keine Zeit" sind die gängigsten Varianten. Vor Ort ist auch Karl Peter Jochem, Verkehrssicherheitsberater der Polizeiinspektion Trier. "Uns geht es vor allem darum, auf die Gefahren hinzuweisen, wenn Fahrer sich oder vielleicht sogar ihre Kinder nicht vorschriftsmäßig sichern", sagt Jochem. Auffällig sei, dass die Kontrollierten die Aktion überwiegend positiv beurteilen. "Ich finde das absolut in Ordnung, gerade mit Blick auf die Sicherheit von Kindern", sagt Bärbel Clemens aus Newel. Hauptkommissar Herrig bestätigt, dass der landesweite Verkehrskontrolltag ausnahmslos begrüßt wird. Und auch seine Aufgabe findet er ganz gut, "solange es nicht in Strömen zu regnen anfängt". Landesverkehrs-kontrolltag Am gestrigen Landesverkehrskontrolltag wurden in ganz Rheinland-Pfalz 6 714 Fahrzeuge kontrolliert. Vor allem das Einhalten der Gurtpflicht sowie die vorschriftsmäßige Verwendung von Kindersitzen wurden überprüft. Dabei mussten die Beamten 2 401 Fahrer verwarnen: 1 820 Autofahrer, 418 Beifahrer, darunter 186 Kinder, waren nicht ordnungsgemäß im Fahrzeug angeschnallt oder gesichert. Im Einzelfall wurden Bußgelder in Höhe von bis zu 30 Euro erhoben. Allein in Trier wurden 692 Fahrzeuge kontrolliert und 304 Fahrer verwarnt - 26 Kinder waren nicht vorschriftsmäßig gesichert, in sechs Fällen fehlten Kindersicherungssysteme ganz. Laut Experten hätten mehr als die Hälfte aller nicht angeschnallten Verkehrstoten eine realistische Überlebenschance bei angelegtem Sicherheitsgurt gehabt. Mit dem Landeskontrolltag will die Polizei auf die Gefahren für nicht angeschnallte Fahrzeuginsassen hinweisen. (fun)

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