Blick in den Kopf

TRIER. (len) Einmalige Zusammenarbeit zwischen Medizinern und Psychologen: Eine Studie des Forschungszentrums für Neuropsychologische Forschung der Universität Trier untersucht zusammen mit Krankenhäusern der Region die Hirndurchblutung von rund 300 Menschen.

Ein Knopfdruck und der Patient gleitet in den Magnetresonanztomographen (MRT). Ein aufmunternder Blick vom Untersuchungsleiter und eine Technikerin schaltet das Gerät ein. Die rhythmischen Geräusche erinnern an den Schlagzeugsound vom letzten Rockkonzert.Moderne Technik erlaubt Medizinern und Neuropsychologen, einen Blick in den Kopf des Patienten zu werfen. Der Magnetresonanztomograph im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder ermöglicht das sogar ohne Röntgenstrahlung. Er macht sich die Struktur von Wasserstoffatomen zu Nutze. Wie bei einem Laib Brot können sich die Forscher auf vom Computer errechneten Bildern Scheibe für Scheibe die Gehirnstruktur anschauen. Das hochmoderne Gerät kostet rund 1,5 Millionen Euro.Schlaganfall besser behandeln

Die Studie des Forschungszentrums der Uni und der Krankenhäuser soll Menschen mit einer Verengung der Blutgefäße am Hals zugute kommen. Solch eine Diagnose stellen Ärzte häufig nach einem Schlaganfall. "Wir untersuchen die Hirndurchblutung bei diesen Patienten", erklärt der Radiologe Christof Walter, der zurzeit am Forschungszentrum arbeitet.Vor und nach der Operation, die die Blutgefäße erweitert, begutachten die Wissenschaftler das Gehirn. "Über das MRT können wir überprüfen, ob die Durchblutung nach dem Eingriff wirklich besser ist", berichtet Werner Wittling, Inhaber der Professur für Neuropsychologie an der Universität Trier.Mit Hilfe von psychologischen Tests erfassen die Forscher die geistige Leistungsfähigkeit vor und nach dem Eingriff. Die Technik des Elektroenzephalogramms (EEG) erlaubt einen Blick auf die Funktionsweise des Gehirns. Über psychophysiologische Verfahren messen die Forscher emotionale Veränderungen und das Erleben von Stress. "Wir gewinnen gezielte Informationen über die Leistungsfähigkeit des Gehirns", erläutert Walter. "Bei Einbußen nach der Operation können wir den Leuten Tipps zur Verbesserung geben."Begeistert ist der Chefarzt der Radiologie im Brüderkrankenhaus, Professor Hans-Peter Busch. "Aus medizinischer Sicht eröffnet uns die Neuropsychologie eine neue Dimension", sagt er. Die Medizin habe bislang nur das Risiko eines weiteren Infarkts im Hirn beachtet. Bei entsprechenden Ergebnissen der Studie könne auch eine mögliche Verbesserung der Hirnleistung eine Indikation für eine Operation sein.Rund 300 Menschen wollen die Forscher in drei Jahren untersuchen, 60 sollen es in der ersten Stufe der Studie in den kommenden Monaten sein. Für die Patienten sind die aus Forschungsgeldern finanzierten Untersuchungen eine einzigartige Chance, sind doch nach Meinung der Mediziner mit den eingesetzten Verfahren weniger Risiken verbunden als mit den klassischen Diagnose-Instrumenten. Außerdem arbeiten die Forscher äußerst gründlich. Wittling: "Sie bekommen sonst nirgendwo eine so exakte, ordentliche Untersuchung."

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