Blick in die Vergangenheit

Nur acht Minuten dauert die Momentaufnahme, mit der Peter Marzen 1927 den Festumzug zum Jubiläum der Schifferbruderschaft St. Paulus festgehalten hat. Doch mit dieser und weiteren Lokalaufnahmen hat sich der Trierer Filmemacher in Fachkreisen ein ungebrochen großes Renommee erarbeitet.

Trier. Tausende Trierer ließ Peter Marzen an seiner Filmkamera vorbeiflanieren. Beliebte Motive waren Prozessionen aller Art, Straßen- oder Marktszenen, die er fleißig ablichtete. Und damit hatte der Film-Pionier nicht nur mit 18 Bildern pro Sekunde ein zeithistorisches Dokument der "Event-Kultur" Anfang des 20. Jahrhunderts gedreht, sondern als Trierer Kino-Mogul auch gleichzeitig die beste Werbung für die Vorführung in seinen "Germania Lichtspielen" in der Fleischstraße. Denn seine Darsteller durften sich kurze Zeit nach dem Dreh selbst als Leinwand-Stars betrachten.16 dieser frühen Lokalfilme sind im Bundesarchiv bis heute erhalten. "Bis vor drei Jahren wussten wir aber nicht, dass der Film von 1927, den Marzen vom Festumzug der Schifferbruderschaft Trier-St. Paulus zum 675-jährigen Bestehen und aus dem alten Schifferviertel ,Im Kroanen' drehte, existiert", erklärt Brigitte Braun, Mitarbeiterin im Fach Medienwissenschaften an der Universität Trier. Das unverhofft aufgefundene Material befand sich als feuergefährliche Nitrokopie in schlechtem Zustand und wurde von zwei Studenten der Fachhochschule Technik und Wirtschaft Berlin in einem Londoner Institut gesichert, gereinigt, restauriert, und dann wurdenKopien davon gezogen. Während Marzens andere Streifen mit touristischem Wiedererkennungswert bereits in Trier und Luxemburg gezeigt wurden, führt die Medienwissenschaft nach 80 Jahren Marzens letzte in Trier entstandene Arbeit am 19. Oktober im Broadway-Kino (19 Uhr) zum ersten Mal wieder auf großer Leinwand vor. Mit im Programm der Reihe "Trier im frühen Kino", die Geschichte in bewegten Bildern lebendig werden lässt, sind außerdem die Filme "Kornblumentag 1911" und "Internationaler Marianischer Kongress zu Trier 1912" , die Brigitte Braun und Professor Martin Loiperdinger kommentieren. Zudem soll ein Buch mit Informationen über die Filme, die Biografie der Familie Marzen und deren Wirken in Trier, Luxemburg und Saarbrücken entstehen.

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