Blick ins Reich der Toten

Viele Menschen verbinden mit Friedhöfen nur Trauer, Tod und unangenehme Gefühle. Für Sandra Ost ist der morbide Charme beflügelnd. Mit ihrem neuen Buch über den Friedhof St. Matthias hat sie nach der Veröffentlichung über den Trierer Hauptfriedhof bereits ihr zweites Werk über Trierer Bestattungsplätze geschrieben.

Trier. Geschichte fasziniert Sandra Ost seit Jugendtagen. Vor allem das alte Ägypten und das Geheimnis der Mumien haben sie als Teenager interessiert. Doch nach dem Abitur am Auguste-Viktoria-Gymnasium legte die Triererin die Vorliebe für die Historie zunächst auf Eis, bis sie ihr Studium der Volkswirtschaftslehre an der Uni Trier 2001 mit dem Diplom abschloss. Die erfolglose Stellensuche in wirtschaftlich wenig rosigen Zeiten war zugleich ein Glücksfall, denn Sandra Ost machte aus der Not eine Tugend und blieb an der Hochschule. Erst als Gasthörerin, seit 2003 im Zweitstudium besucht die 34-Jährige Seminare und Vorlesungen in Geschichte und Kunstgeschichte.Mit ein Grund für diese Entscheidung mag die intensive Beschäftigung mit dem Trierer Hauptfriedhof gewesen sein, die eine der von Friedhofsgärtner Heinz Tholl geführten Besichtigungstouren auslöste. "Auf Friedhöfen spürt man die Geschichte und die Vergangenheit hautnah und kann vielen Namen begegnen, die wichtig für die Stadtgeschichte waren", erklärt Ost. Liebe zur Heimat Ausdruck verleihen

 Blick in alte Sarkophage: Für ihr neues Buch war Sandra Ost auf dem Friedhof St. Matthias auf historischer Spurensuche. TV-Foto: Cordula Fischer

Blick in alte Sarkophage: Für ihr neues Buch war Sandra Ost auf dem Friedhof St. Matthias auf historischer Spurensuche. TV-Foto: Cordula Fischer

In Historiker Wolfgang Schmid, Professor für geschichtliche Landeskunde des Mittelalters an der Uni Trier, fand Sandra Ost einen Unterstützer für ihr erstes Buch-Projekt. Daraus ergab sich ein weiteres gemeinsames Vorhaben, an dem Ost als Co-Autorin Schmids mitwirkte: Im Mai erschien das Bändchen "Der Trierer Domstein - Geschichte und Geschichten.Themen, die sozial- und kunsthistorisch ineinander greifen, will Sandra Ost aufarbeiten, "Trierer und Touristen für Geschichte begeistern" und ihrer Liebe zur Heimat Ausdruck verleihen. Ein neues Betätigungsfeld hat sie auf dem Friedhof St. Matthias gefunden. Auf 84 Seiten mit 33 Abbildungen erzählt sie im gleichnamigen Band die Geschichte einer der ältesten Begräbnisstätten Deutschlands, erklärt Bestattungstraditionen, die Anlage der antiken Nekropole, heidnischer und römischer Grablege bis hin zur letzten Ruhestätte christlicher Verstorbener. Vor allem berichtet sie aber in einem Spaziergang über den Friedhof anhand ausgewählter Grabdenkmäler über Trierer Familien, deren Angehörige in St. Matthias bestattet wurden und zu Lebzeiten mit dem alten Trierer Ortsteil Mattheis, der Pfarrei, dem Kloster oder der Stadt in besonderer Weise verbunden waren. Darunter finden sich die Familien von Nell, Neuerburg, Müller, Eich-Goebel, Maler Reinhard Heß oder der 2004 verstorbene ehemalige Trierer Bürgermeister Paul Kreutzer.Am 16. November, 19.30 Uhr, stellt Sandra Ost ihr im Trierer Matergloriosa Verlag erschienenes Buch vor im Nikolauskeller der Pfarrei St. Matthias (Aulstraße 3).

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