Bodenständig und nah am Kunden

TRIER. Ein dreiviertel Jahrhundert lang existiert das Trierer Unternehmen Ehm. Inzwischen hält die dritte Generation die Geschicke der Kartonagen-Herstellung in Händen.

Vor dem Haupteingang der Ehm-Firmengruppe steht ein Mühlenstein. Er ist groß und wirkt fest im Boden verankert. Das ist bezeichnend für den Familienbetrieb, der sich auf die Produktion und den Vertrieb von Kartonagen spezialisiert hat. Vielleicht ist es auch sein Erfolgsgeheimnis. Seit 75 Jahren verkauft das Unternehmen Papier, Pappe und das Zubehör dazu: Kleberollen, Luftpolster oder Schneidemaschinen. Aufgeteilt in zwei Betriebe - Papier Ehm als Fachgroßhandel, Ehm Display+Verpackung als Produktionslinie - verfügt die Firmengruppe über 180 Mitarbeiter und 40 000 Quadratmeter Produktions- und Lagerfläche in Trier-Nord. Man habe immer aus eigener Kraft expandiert, erklärt der langjährige Firmenchef Karlheinz Ehm. Sein Blick geht aus dem Fenster auf das Gewerbegebiet, wo früher noch mehr inhabergeführte Unternehmen ansässig waren. "Wir haben unser Leben lang versucht, so zu wirtschaften, das man das Wachstum überschauen konnte." Der persönliche Kontakt zu den Kunden sei immer sehr wichtig gewesen, fügt der Senior hinzu. Wenn notwendig, fuhr er selbst die Ware zum Kunden hinaus. Ehm Display+Verpackung unter der Leitung von Sohn Hans-Helmut erstellt unter anderem Wellpapprollen und Verkaufsdisplays. Das dazu gehörige Layout stellt eine Tochterfirma her. Der Senior holt einen lebensgroßen Aufsteller eines Basketballstars hervor: "Bei uns hergestellt", sagt Ehm, während er das Wellpappenmaterial erklärt. Die Produktion agiert bundesweit, Papier Ehm hingegen konzentriert sich auf den regionalen Markt. "Zielgruppe ist der Mittelstand", erläutert Ehms Tochter und Geschäftsführerin Annetrud Ehm. Neben Verpackungsprodukten wie Versandtaschen, Buchverpackungen oder Kartonagen biete das Unternehmen Weinkartonagen und Zubehör wie Klebebänder oder Stretchfolie an. 15 000 Produkte sollen es sein. Verkauft wird auch nach Luxemburg, wo Papier Ehm einen Drittel des Umsatzes macht. Seit zehn Jahren besteht zudem neben einem Verkaufsraum für Dekorationen und Bastelartikel (DekoLand) auch ein Internet-Shop. Dieses Jahr habe man gar über die Online-Auktionsbörse Ebay Material verkauft, sagt Annetrud Ehm. Angefangen hat alles mit Ehms Großvater 1930. Der begann mitten in der Weltwirtschaftskrise als Verkaufsvertreter im Papierhandel. Standort war die Gilbertstraße in Trier-Süd. Sohn Karlheinz wollte mehr aus dem Großhandelsgeschäft machen, kaufte sich eine Schneidemaschine und begann, Verlobungskarten herzustellen. 1965 stieg er groß ins Produktionsgeschäft ein. Romika war der erste Kunde, Ehm stellte Schuhkartons her. "Die Konkurrenz ist sehr stark", sagt der 79-jährige Senior im Rückblick. Die Sparte Feinpapier - unter anderem Etiketten - stieß das Unternehmen in den 80er-Jahren ab. Der abgetrennte Bereich machte damals zwar zwei Drittel des Umsatzes aus, man habe aber keine Chance gesehen, sich gegen die Großen der Branche durchzusetzen, sagt Annetrud Ehm. "Das war damals die richtige Entscheidung." Senior Ehm bedauert, den firmeneigenen Bahnanschluss nicht mehr nutzen zu können. Der Transport werde komplett über die Straße abgewickelt. "Früher habe ich mich immer gefreut, wenn ein ganzer Waggon gefüllt war."

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